Unterwegs auf nächtlichen Straßen

Aus dem Zyklus - Auf der Suche

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Unterwegs auf nächtlichen Straßen

Unterwegs auf nächtlichen Straßen

Yupag Chinasky

Er machte ein paar Bilder mit seinem Handy, sie war ja durchaus hübsch, und sie hatte auch nichts dagegen. Ihr war vermutlich auch klar, dass sie, um ihr Ziel zu erreichen, bei einem Fremden mehr bieten musste, als nur ein paar Bilder mit dem Handy und eine wortkarge Unterhaltung. Aber sie war anscheinend für solche Situationen nicht vorbereitet, nicht geübt, selbst die Initiative zu ergreifen, selbst aktiv zu werden und mehr zu tun, als nur einen Mann auf der Straße anzusprechen. Sie wusste einfach nicht, wie sie sich verhalten sollte, weil sie sich vielleicht noch nie in solch einer Situation befunden hatte. Vermutlich war es die blanke Not, die sie dazu trieb, sich mit einem Farang einzulassen, nur so könnte sie ihren Bruder wieder besänftigen, der ihr vielleicht genau das aufgetragen hatte, sich Geld bei einem Ausländer zu besorgen. Nachdem die Unterhaltung einfach nicht mehr weitergehen wollte, keine Themen mehr im Raum standen, die man hätte ansprechen können, nachdem das gegenseitige Interesse schon zu erlahmen drohte, fragte er sie, ob sie Geld von ihm haben wolle, für die Reparatur und sie nickte heftig und so schlug er direkt vor, in sein Hotel zu gehen, dort könne sie bekommen, was sie wollte. Sie schien nicht abgeneigt zu sein, aber vielleicht hatte sie auch gar keine Ahnung, was sie dort erwarten würde, jedenfalls willigte sie ein. Aber es kam gar nicht so weit, denn der Mann an der Rezeption, der auch für die Ordnung im Hotel zuständig war, wusste es und deswegen hatte er durchaus etwas dagegen, dass sie die Treppen hinaufsteigen durfte. Das Ansinnen einer Tochter des Landes, mit einem Fremden gemeinsam auf dessen Zimmer zu gehen, ließe sich nicht mit den Gesetzen und auch nicht mit den Regeln des Hotels vereinbaren, so ähnlich drückte er sich aus und gestatte nicht einmal, dass die Tochter des Landes die Toilette in seinem Zimmer benutzen durfte, da es in der Halle des Hotels selbst keine gab.

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