Urlaub in Funchal

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Urlaub in Funchal

Urlaub in Funchal

Svenja Ansbach

Markus sah gut aus und er konnte sehr charmant sein. Das war das Kapital, auf dem er aufbaute. Inzwischen Mitte 40 dachte er überhaupt nicht daran, sich in feste Hände zu begeben. Immer noch gelang es ihm recht einfach, neue Betthasen zu erobern. Dabei half es enorm, keine zu hohen optischen Ansprüche zu haben. Nachdem er in langen Jahren festgestellt hatte, dass gut Aussehen nicht unbedingt ein Garant für gutes ‚ficki ficki‘ war, reicht es ihm jetzt, wenn die Dame sympathisch rüberkam, gepflegt und offen wirkte. Was ihm auch in die Hände spielte, war, dass sich das Altersspektrum in seinem Beuteschema ständig erweiterte. Inzwischen schaute er in der Kategorie ca. 25 bis ca. 50. Besonders aktiv war er naturgemäß in seinen mindestens zwei Urlauben je Jahr.
Nun saß er am ersten Abend seines aktuellen Urlaubs, mit einem trockenen Rotwein vor sich, auf der Terrasse des ‚Pestana Carlton‘ in Funchal. Für das hervorragende ‚Belmond Raid’s Palace‘ mit herrlichem Meerblick an der Estrada Monumental hatte es leider nicht gereicht, wie er innerlich seufzend feststellte.
Es war gut was los und alle Tische des Lokals belegt. Und dann sah er sie: eine Lady, etwa so alt wie er, möglicherweise auch ein paar Jahre älter, er war da wirklich nicht sicher. Sie trug Jeans und ein vielleicht ein klein wenig zu knappes T-Shirt, das deutlich klar machte, dass der Winter kommen konnte. Reichlich Holz vor der Hütte war vorhanden. Ihre Haare schimmerten rötlich im Schein der untergehenden Abendsonne, während sie offenbar ratlos zur Kenntnis nahm, dass alle Tische belegt waren.
Noch während er sie an seinen Tisch winkte, dachte er: „Himmel, lass es keine Engländerin sein.“ Nicht dass er etwas gegen Engländerinnen hatte, einige seiner versautesten Nummern verdankte er diesem lustigen Völkchen von der Insel, aber sein Englisch war einfach lausig und das wurde mit der Zeit anstrengend. Frauen waren in dieser Hinsicht merkwürdig, die wollten tatsächlich nicht nur rammeln, die wollten auch reden – sogar die Rotfüchse von der Insel!
Sie reagierte auf seine einladende Geste und kam tatsächlich heran. Dankbar nahm sie seine Einladung an. Als sie saß, konnte er sie näher betrachten und es gefiel ihm, was er sah. Ihre rötlich schimmernden Haare hatte sie zu einer interessanten Hochsteckfrisur arrangiert. Vermutlich hatten sie im freigelassenen Zustand eine erhebliche Länge. Die Sommersprossen auf Nase und Unterarmen wiesen sie als echte Rothaarige aus, was sie für ihn sofort noch interessanter machte. Mutmaßlich war das mit dem rostigen Dach und dem feuchten Keller nur eine dämliche Zote unter an überhitzter Fantasie leidendenden Männern, aber von den vier oder fünf echten Rotfüchsen, die er im Leben vor seine Flinte bekommen hatte, waren mindestens drei abgegangen wie ‚Lucy‘ und ‚Schmitz‘s Katze‘ zugleich. Wie er fand, eine gute Quote! Insofern würde er seinen Feldversuch gerne noch mal um eine weitere Testreihe verlängern.

Der weitere Abend verlief in großer Harmonie und war keine Minute langweilig. Sie stellte sich als „Kathrin“ vor, er nannte als seinen Namen „Jürgen“ - eine alte dumme Angewohnheit. Sie entpuppte sich als wortgewandt und witzig, was vielleicht am Beruf lag, denn sie war Lehrerin. Er machte keine Anstalten sie abzuschleppen, soviel Zeit musste, sein, aber verabredete sich für den nächsten Abend mit ihr zum Abendessen.

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