Valerias Violine

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Valerias Violine

Valerias Violine

Anita Isiris

Das kleine Bergrestaurant mit Hotelbetrieb lag ein wenig abseits, direkt neben der überdimensionierten Autoeinstellhalle. Die Planer hatten sich alles vollkommen anders vorgestellt, damals. Der Gemeinde hätten zusätzliche Einträge beschert werden sollen mit ausgebauten Skipisten, Gondelbahnen und einem kleinen Cabaret. Auch eine Bank gab es, einen Friseur, einen Buchladen. Aber ansonsten fehlte es an Infrastruktur, die den gestiegenen Ansprüchen zeitgenössischer Touristen Genüge getan hätte. Wie es Valeria in diese einsame Gegend verschlagen hatte, blieb Geheimnis. Sie kam aus Obwalden, einem kleinen, schmucken Kanton aus dem Innern der Schweiz. Langes, schwarzes, glänzendes Haar war ihr Markenzeichen. Mal trug sie es streng in der Mitte gescheitelt und gezopft, mal offen, mal zu zwei Schwänzen gebunden. Valeria war von schlanker Statur, Cup B, schmale Hüften, lange Beine. Genau nach ihr hatte der Pächter des kleinen Restaurants gesucht. Valeria wurde zu Minimalbedingungen angestellt und erhielt als Gegenleistung das Versprechen, dass sie im Lauf des Endloswinters 2008/2009 interessante Leute kennenlernen würde.

Valeria war der Inbegriff des scheuen Rehs, lebte das Leben einer zurückgezogenen jungen Frau, ein Leben, das es in der pornographisierten Gesellschaft des 21. Jahrhunderts eigentlich nicht mehr gab. Nein, Jungfrau war Valeria nicht mehr. Ein Freund ihres Vaters hatte ihr beigebracht, “wie man Violine spielt”, wie er sich auszudrücken pflegte. Mit “Violine” meinte er Valerias Muschi, eine gut behütete Region, die im Grunde erst nach der Heirat “betreten” werden durfte. Bei Sepp machte Valerias Vater aber eine Ausnahme. “Nimm sie”, sagte er zwischen zwei Zügen an seinem Villiger Stumpen. “Sonst tut es ein anderer.” Sepp hatte sich das nicht zwei Mal sagen lassen, war Valeria in deren Dachkammer nachgestiegen , hatte ihr ohne ein weiteres Wort das Nachthemd hochgeschoben und mit ihrer “Violine” gespielt. Erst Piano. Dann Largo. Maestoso. Furioso.

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