Irmas Bauch. Irmas dunkel behaarte Scham. Irmas kräftige Schenkel, die Vanessa festhielten, als befände sie sich in einem Schraubstock. Als Vanessa den Kopf zur Seite drehte, entdeckte sie aus dem Augenwinkel heraus Leo, nackt an einen Stuhl gefesselt, und er spielte versunken an seiner Eichel. Sven neben ihm tat es ihm gleich – überhaupt waren alle anwesenden Männer sehr mit sich beschäftigt, und im Kopfkino von allen spielte Vanessa die Hauptrolle, Vanessa, die geheimnisvolle Thurgauerin, die tierliebende Vanessa, die Frau, die es schafft, ein normales Leben zu führen, sich mit Tieren zu beschäftigen und sich dann doch als kleine, versaute Hexe ihren Fans zu präsentieren.
Irma, die an Vanessa zugange war, war Hebamme in einem der vielen Berner Spitäler. Auch ihr machte es nichts aus, ihren Körper herzuzeigen – der weibliche Körper war ja gleichsam ihr Beruf. Aber wenn, dann nur im Club Venus mit seinen klaren Bedingungen, was Männer anging. Im Lokal hatte niemand etwas gegen Männer, ganz im Gegenteil. Weil viele von ihnen aber die frühkindliche Entwicklung nie verlassen haben, sind sie einfach unberechenbar, die Typen, kennen oft ihre Grenzen nicht, werden zu Zuhältern, gewalttätig, und die Anzahl an Femiziden auch in der Schweiz steigt, steigt und steigt.
Darum floriert der Club Venus derart, und es braucht hierzu keine Flyer, keine Inserate, kein rein gar nichts. Der Club Venus floriert „aus sich heraus“, via Mund-zu-Mund-Propaganda. Zwanzig Prozent der Einnahmen gehen direkt an eine kleine Tierschutzorganisation in Rumänien, und ins etwas abgelegene, aber sorgfältig geführte Tierheim in Belp, einem Dorf zwischen Bern und Thun.
Irgendwann war es so, dass sich die zehn Männer an Vanessa und ihren Gespielinnen satt gesehen hatten. Sie duschten, gingen zum Tresen, verdrückten Salami- und Laugen-Sandwiches, die sie mit Ginger Beer hinunterspülten. Die erschöpfte Vanessa gesellte sich dazu und freute sich, gemeinsam mit Sven und Leo etwas Besonderes erlebt zu haben.
Am nächsten Morgen verabschiedeten sich Vanessa und Leo von Sven in dessen Wohnung, wo sie im „Gästezimmer für alle Fälle“ übernachtet hatten und spazierten zum 20 Minuten entfernten Bahnhof, um rechtzeitig den Zug Richtung Weinfelden zu erwischen.
Vanessa wird geliebt
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