Varieté

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Paul Magallas

Und tatsächlich: Eine einzelne Person, eine weibliche, steuerte den Platz an. Mir gefiel, was ich sah. Eine schlanke Frau so um die Dreißig. Schlicht elegant gekleidet, viel Bein und ein kecker Bubikopf. „Bin ich hier richtig bei Platz M?“ „Ja, das stimmt. Meiner ist L und Sie haben M. Warten Sie, ich mache Ihnen Platz, dass Sie besser durchkommen“. Ich stand auf – und ein erster flüchtiger Kontakt. Sehr feines Parfum! Eine Frau mit Stil.
„Jetzt hatte ich schon Sorge, dass ich den Abend allein in diesem ‚Separee‘ zubringen müsste!“ „Separee?“ „Na, ich nenne es ‚Separee‘. Ich habe vorhin entdeckt, dass hinter ihnen die Wand geschlossen ist. Also, wenn Ihnen das unangenehm ist und Sie lieber auf meinen Platz wollen, können wir gerne tauschen“. „Nein, nein, kein Problem. Ich muss mich erst einmal sortieren. Die Bahn fuhr mir vor der Nase weg, ich kam in Stress. Aber, jetzt bin ich ja da.“ „Ja, jetzt sind Sie da!“ sagte ich und sah die Frau für meine Verhältnisse erstaunlich standhaft an. Sie wich nicht aus.
Sie bestellte sich auch etwas zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen. Dann ließ sie sich mit einem hörbaren Seufzer in den Sessel fallen. „So, ab jetzt entspanne ich mich und genieße hoffentlich einen schönen Abend.“ „Falls ich Ihnen dabei behilflich sein kann, gerne“. „Machen Sie mich gerade an?“ „Nein, war ja vielleicht auch ein blöder Spruch“. Wir fingen harmlosen Small-Talk an. Ich bekannte, zum ersten Mal in einem Varieté zu sein. „Und was hat Sie gelockt?“ „Na ja, Morgen für Morgen sah ich den Trailer in der U-Bahn. Neugierig war ich schon immer. Das mit „Sinnlich und Burlesque“ hat mich gereizt“. „Na dann wollen wir hoffen, dass Sie auf Ihre Kosten kommen“. Das förmliche Sie störte mich. „Nachdem wir uns ja für heute Abend dieses ‚Speraee‘ teilen, könnten wir auch Du sagen.“ „Gerne“. Sie hieß Susanne, ich Robert. Susanne gab mir einen festen Händedruck – und wieder schaute sie mich offen und unerschrocken an.

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