Vater unser

... geheiligt werde Dein Name ...

45 4-8 Minuten 0 Kommentare
Vater unser

Vater unser

Skorpion

Ich halte es nicht mehr aus! Kann einfach nicht mehr. Wie soll ich SEINEN Namen noch heiligen? Wo ich mich doch so schändlich verhalte? Tag für Tag, Nacht für Nacht. Ich bin eine Besessene, ein Opfer meiner eigenen Gier, denke nur an Lust – an meine Lust. Es ist eine Sucht. Eine Sucht danach, dieses Begehren in den Männern auslösen. Zu sehen, wie ihr Verstand langsam, nein schlagartig, in die Genitalien rutscht, ihre Augen glasig werden vor Begierde. Sie können es oft nicht glauben, dass ich sie gerade sehr direkt aufgefordert habe mich zu vögeln. Nicht vulgär – obwohl auch das seinen Reiz hat.
Ein kehliges „Fick mich!“ lässt noch fast jeden Schwanz in Sekundenbruchteilen hart werden.

Viel zu lange schon quäle ich mich. Ich will beichten, will mich reinwaschen von meiner Sünde, meine Seele trösten lassen. Zu „meinem“ Pastor habe ich gutes Verhältnis, ein zu gutes. Nein, nein, nein ... ihn hatte ich noch nicht zwischen meinen Schenkeln, obwohl ... Auch bei ihm habe ich schon das Glitzern in den Augen gesehen. Er ist schließlich auch nur ein Mann. Aber soll ich in meiner evangelischen Gemeinde meine Beichte ablegen? Da kann ich ja auch gleich ein Inserat in unserer Tageszeitung aufgeben. Unvorstellbar, dass mein Pastor mir dabei ins Gesicht sieht, wenn ich ihm von all meinen frivolen Ausuferungen, meiner schamlosen Leidenschaft berichte. Undenkbar.
Ich werde einen katholischen Pfarrer aufsuchen. Zwar kenne ich mich mit den Riten in keiner Weise aus – aber das wird schon nicht auffallen. Zudem hat es etwas zutiefst Erotisches in dem Beichtstuhl zu verschwinden, den dicken schweren Samtvorhang hinter sich zuzuziehen und auf die Stimme des Pfarrers zu warten, Konturen, Schemen hinter der Trennwand wahrzunehmen.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 17658

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben