Vera

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Abdullah Quasseem

Es soll einfach nur die blöde Formel in jedes Feld übernehmen und den Wert berechnen ...“ Saskia schien leicht verzweifelt.

„Warte, ich hab’s gleich, dann schau‘ ich’s mir mal an“, rief ihr Vera zu, ohne von ihrem Bildschirm aufzusehen. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Saskia mit zornigem Blick eine Geste machte, als wolle sie ihren Monitor gleich erwürgen. „Reg‘ dich erst mal ab!“, versuchte sie, sie zu beruhigen und grinste zu ihr hinüber, „ich kenn‘ das. Mach‘ kurz Pause! Ich bin gleich da. So – das war’s, nur noch die Datei schließen. Ausdrucken kann ich’s morgen noch. Ich schick’s Claasen mal vorab per E-Mail. (Saskia war mit dem Boss noch per Sie, was Vera ganz recht war, denn solange es so blieb, konnte sie wenigstens sicher sein, dass er sie noch nicht vernascht hatte – relativ sicher jedenfalls.) Irgendwas fällt ihm wahrscheinlich sowieso noch ein, was geändert werden muss. So, zack, fertig, runterfahren und Tschüssi!“ Vera machte die letzten Klicks schon im Stehen. Während sie mit überschwänglich kräftigem Anschlag die Eingabetaste zum Runterfahren ihres Mac‘s drückte, drehte sie sich schwungvoll auf einem Bein herum. „Dann lass mal sehen“, sagte sie und ging zu Saskias Tisch hinüber.

Mit einem Blick aus den großen Fenstern des modern, in funktionalem Chic eingerichteten Raums stellte sie fest, dass nur in einem Büro im ersten Stockwerk der gegenüberliegenden Fassade noch Licht brannte und sonst nur aus den Glaskuppeln des flachen Werkstattgebäudes dazwischen noch ein schwacher Schein drang. Dort wurde häufig länger gearbeitet.

Vera dachte an Klaus, der vielleicht auch zu denen gehörte, die dort gerade Überstunden machten. Vor etwas über einem Jahr hatte sie mit dem gutaussehenden Elektrotechniker einmal eine ganz private Nachtschicht absolviert. Die Erinnerung daran löste ein angenehmes Ziehen im Schritt aus.

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