Mir ist es neulich auch mal voll abgerauscht. Das soll sich die IT mal ansehen – gleich morgen.“ Vera ließ sich von ihrer Kollegin kurz das Problem schildern. Sie erkannte zunächst auch keinen offensichtlichen Fehler. Saskia war zwar erst vor ein paar Monaten zu ihrer Entlastung von Henrik als zweite Assistentin eingestellt worden und sie war noch jung, mit wenig Erfahrung, aber sie war nicht dumm und hatte in dieser Zeit schon oft bewiesen, dass sie mit der Bürosoftware sicher umgehen konnte. „Hm, ich weiß auch nicht“, rätselte Vera, „geh mal zurück ...“ Die beiden sahen sich an und lachten, nachdem sie beide gleichzeitig nach der Maus gegriffen hatten.
Saskia ging Schritt für Schritt zurück. „Markiere mal das, hier...“, Vera zeigte ihr die Stellen, die sie meinte auf dem Bildschirm und ergriff dieses Mal bewusst Saskias Hand, um die Maus richtig zu führen. Sie stand leicht gebückt direkt hinter ihr, ihre Köpfe dicht beisammen. „Mmh, du riechst gut! Was ist das?“, fragte sie.
„Heißt Loewe. L-O-E-W-E. Nicht schlecht, was“
„Du musst es mich unbedingt mal probieren lassen. Gefällt mir...“, sagte Vera darauf, „...ah, die Formel hat’s jetzt doch. Gut!“
Saskia machte ein paar weitere Eingaben. Es schien jetzt alles zu klappen und während Saskia selbst noch die eine oder andere Korrektur an ihrer Tabelle vornahm, sah Vera an ihr hinunter. Henrik (dieser alte Lüstling) hatte von seinem Privileg als Chef Gebrauch gemacht und aus den qualifiziertesten Bewerberinnen, die attraktivste ausgewählt. Sie war ein hübsches Ding. Es ließ sich unmöglich leugnen, auch wenn es Vera ein bisschen eifersüchtig machte. In wenigen Monaten würde sie 35 werden. Fünfunddreißig! Die Jahre vergingen wie im Flug. Noch war sie heiß. Noch war sie die Nummer 1 bei Optronics (davon war sie überzeugt), noch hielt sie das Zepter in der Hand.
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