Vera

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Abdullah Quasseem

Es war schon nach 20 Uhr und draußen war es längst dunkel geworden. Sichtlich genervt schimpfte Saskia hinter ihrem Schreibtisch über ihren Computer, der nicht das tun wollte, was sie erwartete.

„Das darf doch nicht wahr sein. Ich hab‘ jetzt echt keinen Bock mehr. Kannst du mir sagen, was ich da falsch machen soll?“, wandte sie sich hilfesuchend an ihre ältere Kollegin, Vera, die heute mit ihr gemeinsam Überstunden machte, um eine Präsentation für Henrik, ihren Chef, den kaufmännischen Leiter der Firma, fertigzustellen, die morgen spätestens um zehn, auf seinem Tisch liegen musste.

Wie fast immer vor der Quartalskonferenz des Vorstands war er in letzter Minute noch mit ein paar Änderungswünschen angekommen. Vera hatte sich schon seit Tagen darauf eingestellt. Er selbst hatte sich mit dem Hinweis auf eine familiäre Verpflichtung schon vor gut einer Stunde vom Acker gemacht und seinen beiden Vorzimmerdamen die Detailarbeiten überlassen. Halbheiten verabscheute er. Einer seiner Grundsätze, an die sich Vera schon seit Jahren gewöhnt hatte, auch wenn sie seinen Hang zum Perfektionismus zuweilen übertrieben fand. Aus diesem Grund überarbeitete Saskia auch eine Excel-Tabelle, die ihm noch nicht übersichtlich genug erschienen war. Ein paar Daten wollte er noch weiter „verdichtet“ haben. Ihrer Meinung nach war es überflüssig, die Zahlen sahen auch so gut aus, aber er war der Boss und, auch wenn sie ein offenes Verhältnis miteinander hatten und sie für gewöhnlich kein Blatt vor den Mund nahm, wollte sie wegen so einer Lappalie kein Fass aufmachen und riskieren, dass er wieder mal den Chef raushängen ließ. Es war besser für die Stimmung, ihm seinen Willen unwidersprochen zu lassen.

„Ich bin fast fertig aber, egal was ich mache, irgendetwas passt diesem Scheißprogramm immer nicht. Arrhh! Jetzt macht es die ganze Spalte gelb, obwohl ich dazu gar keinen Befehl gegeben habe.

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