Die Verabredung

Geschichten vom Anfang der Sehnsucht

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Die Verabredung

Die Verabredung

Stayhungry

Mir immer noch den Rücken zukehrend, öffnete sie Knopf für Knopf ihre Bluse und ließ sie langsam von den Schultern gleiten. Auf ihrem Gesicht, in ihrem Blick, in ihrem Lachen stand die Befriedigung geschrieben, die sie in meiner verlangenden Betrachtung fand. Jeden Augenblick schien sie endlos auszukosten und ich wollte, dass es nie endete.

Sie trug tatsächlich ein weißes Korsett zu schwarzen Strümpfen und schwarzem Slip. Gerade ihr hatte ich einen derartigen vermeintlichen Stilbruch, der wahrlich keiner war, nicht zugetraut. Sie sah phantastisch aus, wirklich wie auf jenen meisterlichen Aktphotographien, denen es gelang, Ästhetik und Erregung, dezente Andeutung und unverhohlenen Einblick kongenial zu vereinen.

Nur hier war es ungleich mehr. Ich konnte am amüsierten Spiel ihrer Mundwinkel, dem starken Blick ihrer blauen Augen, dem intensiver werdenden Heben und Senken ihrer Brust direkten Anteil nehmen, denn alles war untrennbar verbunden mit mir, sie suchte wirklich den Blick in mein Innerstes.

Immer noch stand ich in der Tür und starrte sie an. Ich hatte nicht direkt Hemmungen, auf sie zuzugehen, sie in den Arm zu nehmen, zu küssen, aber ich fürchtete, damit etwas zu stören, vorzeitig zu beenden, was mit Bedacht für mich vorbereitet und dargeboten wurde. So verharrte ich in erregter Betrachtung und überließ es vollkommen ihr, das Gesetz des Handelns zu bestimmen.

Meine nicht sonderlich charmante Passivität schien sie nicht zu stören, mehr zu amüsieren. Sie kam nicht auf mich zu, sondern setzte sich auf den Rand des Bettes, schlug ihre Beine übereinander und fragte fordernd: Na, noch interessiert? Was für eine Frage, ich wußte ja nur nicht, wie ich dieser wunderbaren ästhetischen Selbstinszenierung nur annähernd entsprechen könnte. Und das lustvolle Empfinden in Betrachtung versunken war an sich schon enorm.

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