Wir hatten uns verabredet, diesen Abend wollten wir es versuchen. Ich war sehr überrascht, dass sie eingewilligt hatte: Nicht, dass es mein erster Antrag gewesen wäre, aber sie hatte mich bisher stets in freundlicher Weise auflaufen lassen, mein Ansinnen nicht eindeutig abgewiesen, aber eben auch nicht erhört.
Sie hatte mich schon wissen lassen, sie sei ein spröder Typ, aber das konnte auch nur vorgeschützt sein, um mich zu ernüchtern, mein Begehren abzukühlen.
Einen kurzen Moment war ich versucht, nicht allzu dick aufzutragen in der Vorbereitung, denn in mancher Hinsicht war sie schon die Meisterin der Romantikbremse. Doch ich schob die aufkeimenden Bedenken beiseite. Heute würde ich alle Register des romantischen Klischees ziehen, gefasst darauf, dass sie losprustet und mich und meine sinnlich-sanften Regungen verspottet, so als landeten Rosen eines verschmähten Verehrers direkt im Mülleimer.
Meine Kochkünste haben wohlwollende Gäste schon euphemistisch als kreativ bezeichnet und mit der Zeit habe ich deshalb die Experimente auf meine eigene Person beschränkt. Mein mit Absichten anzuwendendes Repertoire beschränkt sich seither auf einige einfache, aber wohlschmeckende Gerichte, die breiteren Zuspruch finden und, da der leichten Küche entstammend, nicht im Magen liegen, also dem Genuß im Candle-Light nach dem Dinner nicht entgegenwirken.
Sie wollte pünktlich sein. Diese Ankündigung hatte mich überrascht, denn wenn sie für etwas bekannt war, dann für Zuverlässigkeit. Was mochte sie noch vorhaben vor unserem großen Vorhaben?
Es wurde 20 Uhr und sie war nicht da. Alles war angerichtet, der Rotwein war dekantiert, die Soße köchelte auf dem Herd und das Nudelwasser war ausreichend erhitzt, um unverzüglich die Zubereitung des Mahls abschließen zu können, die überbackenen Brötchen wurden im Ofen warm gehalten, Vor- und Nachspeise warteten im Kühlschrank auf ihren Einsatz.
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