In einem Augenblick, als er und Marion sich offenbar sehr nahe gekommen waren, sah das Tier seinen Herrn in Gefahr, hatte sich auf Marion gestürzt und sie erst in die Arme, dann in die Hand gebissen, bevor er gebändigt werden konnte.
Ihr Gernot hatte den Vorfall abgewiegelt, erzählte Marion. Das wäre halb so schlimm. Auch er sei schon gebissen worden. Ein, zwei Tage Ruhe und Pflege zuhause, schon wäre alles vorbei. Gernot hatte danach seinen Hund an die Leine genommen und war nach Hause zurückgekehrt, ohne sich weiter um sie zu kümmern.
Marion hatte die Notaufnahme des Städtischen Krankenhauses aufgesucht und war mit verbundenen Armen und vielen guten Ratschlägen entlassen worden. „Sie sind ja verheiratet. Ihr Mann wird Ihnen sicher in intimen Lebenssituationen behilflich sein“, hatte eine Krankenschwester gemeint und sich pflichtbewusst nach der Haftpflichtversicherung Gernots erkundigt, die bei ihm am folgenden Tag vorstellig geworden war, und wenig später auch das städtische Ordnungsamt, das überprüfen wollte, ob Gernot die Vorschriften zur Hundehaltung einhielt.
„Du kannst dir vorstellen, wie hilflos ich mich jetzt fühle. Ich schlafe zurzeit in Unterwäsche und mit BH“, erklärte sie. „Mit diesen verbundenen Armen kann ich mich weder richtig aus- noch anziehen.“
Ich erwiderte, dass mich ihre missliche Lage nichts anginge. Sie sollte sich an Gernot wenden. Schließlich wurde sie von seinem Hund gebissen.
„Bei ihm brauche ich mich nicht mehr zu melden. Der beendet jedes Gespräch sofort, wenn er nur meinen Namen hört.“
„Und was erwartest du von mir?“, fragte ich sie unwirsch.
Die verbissene Ehefrau
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Die verbissene Ehefrau
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