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Ich traf Marion am nächsten Morgen in der Küche bei ihrem Bemühen, eine Scheibe Brot abzuschneiden. Ich half ihr und nicht nur dabei. Mühsam ergriff sie die Frühstücksbrote mit einer Hand und führte sie angestrengt zum Mund - ohne meine Hilfe. Mir reichte es, dass wir zum ersten Mal seit Wochen, ja seit Monaten, gemeinsam an einem Tisch saßen.
Als ich versehentlich meine Beine darunter zu weit ausstreckte, berührte ich ihre, die sie mit einem Lächeln weiter zwischen meine schieben wollte. Ich zog mich erschrocken zurück, winkelte meine Knie an, damit Marion mich nicht mehr berühren konnte.
Bei meiner Rückkehr von der Arbeit ertappte ich mich dabei, dass ich mich gleich nach Marion umschaute. Erst im Schlafzimmer fand ich sie mit geschlossenen Augen auf dem Bett liegend.
Ich blickte mich um und bemerkte auf dem Nachtkonsölchen zwei Briefe, die an sie gerichtet waren. Neugierig nahm ich beide zur Hand und las. Im ersten teilte ihr Arzt mit, dass sie nicht schwanger war. Im zweiten bat die Haftpflichtversicherung Gernots um eine Stellungnahme Marions zu dem beigefügten Schreiben, in dem Gernot detailliert den Vorfall mit dem Hund schilderte: Marion wollte sich mit Gernot ins Schlafzimmer zurückziehen. Sie hätte sich dort nicht mit normalem Sex begnügt, behauptete Gernot in dem Schreiben, sondern, geil wie sie war, ausdrücklich darum gebeten, dass sein Hund zuschaute, wenn sie auf seinem Glied ritt. Als er und Marion zum Höhepunkt kamen, er röhrend, sie lustvoll kreischend, sei das Tier nur seinem Ur-Instinkt gefolgt, sah sein Herrchen in Gefahr und fiel beißend über die splitternackte Marion her, beschrieb Gernot den Hergang der Ereignisse im Bett.
Marion schlug plötzlich ihre Augen auf und blickte auf die Briefe. Sie erhob sich mit einem Ruck und riss mir beide aus der Hand. „Dieser Mistkerl will sich nur rausreden. Kein Wort davon ist wahr, Wulff.“ Sie setzte sich auf die Bettkante und ließ die Briefe in einer Schublade verschwinden.
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