Es war etwas Unfassbares. Ich hätte nie gedacht, dass er es, so beiläufig, so unsichtbar, auslösen könnte: ein Erzittern, das ich mir nicht erklären wollte. Ich lächelte, routiniert, und schaute weg, als wir nach dem Tanz auseinandertraten. Doch in meiner Brust blieb eine Ahnung zurück, ein heimliches Prickeln: unterdrückte Leidenschaft, viel zu real für meinen Geschmack. Vor allem, da ich wusste, dass er vergeben war.
In den folgenden Wochen trafen wir uns weiterhin regelmäßig zum Training. Georg wurde mein neuer fixer Tanzpartner. Wir schafften es nicht nur, uns schnell auf den anderen hinsichtlich Tanztechnik abzustimmen, sondern gaben auch optisch ein gutes Paar ab. Harmonisch hinsichtlich Größe, beide schlank, beide braune Haare und eher blasse Haut.
Woche um Woche kehrten wir zurück in denselben Raum, zu den Spiegeln, die jeden kleinen Fehler unerbittlich einfangen und somit die größten Kritiker wie auch die größten Helfer sind.
Tanztraining bedeutete Routine und vor allem viele Wiederholungen: Schritte korrekt setzen, auf die Haltung achten, Handbewegungen durchchoreographieren. Wir waren beide diszipliniert, wiederholten alles so lange, bis es gut aussah. Und dann noch einige Male, damit es uns auch wirklich in Fleisch und Blut überging, sich ganz natürlich anfühlte.
Viele Tänze bekamen wir bald sehr gut in den Griff - Walzer, Jive, sogar der gefürchtete Slowfox – waren sauber, artig. Wir konnten die jeweiligen Stimmungen transportieren, gute Laune verbreiten und dabei gleichzeitig auf die Technik achten, auf die Haltung, auf das bruchsichere Lächeln, das verlangt wurde.
Aber wenn der Trainer – fast nebenbei – Rumba forderte, änderte sich die Luft. Mein Körper wusste es zuerst: die Spannung im Bauch, ein trockener Mund. Wir tanzten nicht mehr, wir tasteten.
Verbotene Rumba
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Verbotene Rumba
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