Vereint

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Michael Müller


Mit Judit verband ihn eine Freundschaft die vor mehr als sechs Jahren begonnen hatte. Zum ersten Male trafen die beiden in einem Plattengeschäft zusammen. Damals war er auf der Suche nach raren Jazzaufnahmen der 30er und 40er Jahre. Beim Stöbern durch die Plattentische kamen sie ins Gespräch. Auch Judit war Jazzinteressiert, doch ihre Suche war allgemein und ihr Interesse galt den modernen Interpreten. Sie nahm aber seine Einladung zu einem Glas Wein an und im Gastgarten eines Lokals vergingen dann doch einige Stunden ehe sie sich trennten. Auch hatten sie festgestellt, dass ihr Interesse an Jazz nicht das einzig gemeinsame war. Nicht an einer festen Bindung interessiert, entwickelte sich zwischen den beiden aber eine Freundschaft die auch ihre körperlichen Bedürfnisse, ihre Wünsche nach Nähe und Wärme zufrieden stellen konnte. Erich stellte das Buch in das Regal zu den anderen und ging zu Bett. In dieser Nacht träumte er zum ersten Mal von der Frau auf dem Bild. Am Morgen war von diesem Traum nur mehr in seiner Erinnerung, dass er von ihr einen tönernen Becher mit Wein gereicht bekommen hatte. Abends kommentierte Judit die Ähnlichkeit des Gesichtes des Mannes auf dem Bild mit dem Erichs:
"Tja mein Lieber, dass beweist nur, dass du nicht einzigartig bist. Oder aber, ich muss mir Gedanken darüber machen, ob es passend ist weiterhin mit einem über dreihundert Jahre alten Mann viele meiner Nächte zu verbringen."
Dann sah sie ihn mit gespielter Strenge an.
"Außerdem," fuhr sie fort "hast du mir bisher nichts davon gesagt, seit über dreihundert Jahren eine Beziehung zu diesem Mädchen zu haben. Wollten wir nicht ehrlich zu einander sein und offen?" Beide brachen in Gelächter aus.
Später bewies er Judit, dass diese dreihundert Jahre keine negativen Auswirkungen auf seinen Körper gehabt hatten.
Die folgenden drei Nächte verbrachten sie gemeinsam, waren während des Tages nur durch berufliche Aufgaben getrennt. In diesen Nächten hielt sich auch das Mädchen aus dem Bilde seinen Träumen fern.

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