Das Licht der Gaslampe wurde schwächer und verlosch bald gänzlich. Die beiden Männer schnarchten.
Sie lag noch lange wach und dachte nach, wie sie am Morgen am schnellsten von hier wegkommen könne. Lange Zeit lag sie in der Finsternis und schmiedete ihre Fluchtpläne. schließlich schlief auch sie ein.
Sie erwachte am Morgen und fühlte zuerst einen ziehenden Schmerz in ihren Armen. Auch ihr Rücken tat weh. Ihre Hände waren die ganze Nacht über an die Pfosten der Pritsche gefesselt gewesen. Es war ihr unmöglich ihre Lage auf der harten Pritsche zu verändern. Nur mit Mühe konnte sie den Kopf drehen.
Die Sonne zeichnete ein helles Lichttrapez auf den aus rohen Holzbrettern gezimmerten Boden der Hütte. Die Türe stand offen. Sie war alleine und von draußen drang das Gackern von Hühnern und Meckern von Ziegen zu ihr.
Ein Schatten schob sich in den Türrahmen.
„Na, du bist ja endlich wach“ hörte sie den Alten zu ihr sagen.
„Gleich gibt’s was zu essen. Der Junge kommt mit frischen Eiern und Milch“ sagte er weiter.
Er machte sich an dem Herd zu schaffen, schob Holzscheite in die Feuerkammer und stellte eine Blechkanne auf die Platte.
„Kaffee, Schwarzbrot, frische Eier und Ziegenkäse. Ich hoffe, du bist mit unserer Kost zufrieden und bleibst bei Kräften“ murmelte er dabei.
Der Junge kam mit einem Korb und einer Emailkanne in seinen Händen. Er nickte ihr zu und sagte etwas, dass wie „Guten Morgen“ klang.
Die Männer richteten das Frühstück auf dem Tisch an.
„Leg ihr die Kette an und bind’ sie los“ forderte der Alte den Jungen auf.
Der kam zur Pritsche, schob die Decke von den Beinen der Frau und schlang eine Kette um ihre Knöchel. Die Endglieder der Kette zog er eng um ihre Fessel und verband diese mit einem Vorhängeschloss. Die Kette war nur so lange, dass die Frau kleine Schritte gehen konnte. Dann Band er ihre Hände los.
Sie rieb ihre Handgelenke.
„Ich muss aufs Klo“ sagte sie.
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