Versöhnung(s)Sex

Nach dem großen Sterben – Teil 7

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Reinhard Baer

Wir untersuchten zunächst die Tür, um dann umgehend hin durchzuschlüpfen. Nun standen wir tatsächlich im ‚Haus der Löcher‘. Wie tote Augen schauten uns die Durchlässe in den Bretterwänden an, die diesen entmenschten Ort zu dem machte, was er war – eine auf das notwendigste Minimum reduzierte Triebabfuhrstätte, eine Samenmolkerei. Ich fragte mich, ob da morgens wohl noch mal Putzfrauen reingingen um die unübersehbaren Spuren menschlicher Hinterlassenschaft, Sekrete und Körperflüssigkeiten vom Boden aufzuwischen bzw. von den Wänden zu putzen auf denen Teile davon herabgeflossen waren. Wir betraten leise wieder das Treppenhaus.
Oben hörten wir jemand rascheln. Ich wagte mich im Halbdunkel bis zum Treppenabsatz in der Mitte der Treppe und lugte ganz vorsichtig um die Ecke. Ich sah eine massive Stahltür und davor auf einem Stuhl einen Wächter sitzen. Er las im funzeligen Schein einer kleinen Lampe in einem Buch. Neben ihm lehnte eine Waffe, vermutliche eine AR-15, an der Wand. Ich hatte genug gesehen und ließ mich rückwärts langsam die Stufen runtergleiten.
Unten flüsterte ich Ellen ins Ohr: „Du gehst ins ‚Haus der Löcher‘, stellst dich in die offene Tür und rufst zaghaft um Hilfe. Ich stelle mich hier hinter den Mauervorsprung. Kommt er runter, ziehe ich ihm eins über.“
So machten wir es.

Ellen rief, gab sich verwirrt und sagte verlangsamt und in leierndem Tonfall: „Hallo …, ist da jemand? …. Wo bin ich denn hier? …. Warum hat man mich denn eingeschlossen?“
Ich hörte den Wächter aufspringen, nach seinem Gewehr schnappen und die Treppe herunterkommen. Mit angelegtem Gewehr kam er misstrauisch auf Ellen zu. Bevor er was sagen konnte, hatte ich ihn mit dem Griff meiner Pistole niedergeschlagen. Er sackte zusammen und lag am Boden.
„Schnell fesseln und knebeln, wer weiß wie lange er weggetreten ist.“ Ich gab Ellen von den Utensilien ab. Knebel und Seile. Binnen kurzer Zeit war er verschnürt und geknebelt. Es war auch Zeit gewesen, denn er rührte sich wieder und schlug die Augen auf. Mit Angst und Erstaunen in den Augen sah er uns an. Ich hielt ihm meine Pistole an die Schläfe.
„Ist hinter der Tür noch eine Wache?“ Er schüttelte heftig mit dem Kopf.
„Danke!“ Ich kam hoch und sagte zu Ellen: „Los schnell nach oben.“
Im letzten Moment fiel mir ein, dass bestimmt zugeschlossen war. Ich beugte mich noch mal zu dem verschnürten Bündel und tastete ihn ab. In der Hosentasche hatte er ein Schlüsselbund, das ich an mich nahm.
Dann hastete ich Ellen hinterher, die schon ungeduldig vor der Tür wartete. Ich probierte die Schlüssel. Der vierte passte.
„Und was ist, wenn er gelogen hat?“, zischte Ellen.

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