Schon beim Joga bemerkte ich, wie hibbelig Holger war. Er konnte das Ende des Kurses kaum erwarten. Dass er das auf Arbeit so gut verbergen konnte, rechnete ich ihm zu dem Zeitpunkt hoch an.
Obwohl ich mich innerlich nicht richtig auf Holger einstellen konnte, wollte ich durchziehen, was ich versprochen hatte.
Auch diesmal stand Wein auf dem Wohnzimmertisch und lagen einhundertfünfzig Euro daneben. Hatte mich das bisher immer hibbelig gemacht, löste es diesmal eher Beschämung aus.
`Sag ihm, wir brechen ab. Er wird es verstehen und du kannst den Rest des Abends mit deinen Lieben verbringen´, riet mir mein Verstand.
`Du hast es versprochen, also bring es auch zu Ende´, konterte meine … Unvernunft.
Sie siegte vorerst und ich setzte mich neben ihn auf die Couch.
Ich vermute, er bemerkte von Beginn an meine Unsicherheit, doch diesmal zeigte er nicht seine sensible Seite. Seine manipulierende Art, die er sich im Job angeeignet hatte, kam zum Tragen. Mit Wein und einem lockeren Gespräch über alles möglich steuerte er mich dahin, wo er mich haben wollte. Das wurde mir allerdings erst hinterher bewusst.
Er lobte meine Fähigkeiten im Job und bei der Lösung seines Sexproblems, schmeichelte meinem Ego, kurzum tat alles, dass ich ständig nur `Danke´ sagen wollte.
Holger wusste genau, wie man es anstellen musste, damit der Gegenüber selbst den Wunsch verspürte, das zu tun, was Holger wünschte. Er tat so, als wären ihm nur meine Bedürfnisse wichtig, steuerte das Gespräch aber so, dass ich ein schlechtes Gewissen haben würde, wenn ich meinen Part nicht erfüllte.
Als er spürte, dass er mich an diesem Punkt hatte, fragte er:
„Wie sieht’s aus, wollen wir“, und ich dumme Kuh habe nichts Besseres zu tun als: „Ja“, zu sagen.
„Gut, dann präsentiere dich wieder so schön vor dem Tisch, das hat meinem kleinen Freund letztens sehr gut gefallen.“
Vertrauensmissbrauch
Je oller umso doller - Teil 38
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