Burgner ging zu den Aufzügen und drückte den Knopf für „Abwärts“. Es dauerte ein wenig, dann kam die Kabine und die Tür öffnete sich. Burgner betrat den Aufzug und rückte U1 für die Parkebene. Die Lifttür schloß sich. Leider ging es nicht direkt nach unten. Im 3. OG hielt der Aufzug noch einmal und eine Punkerin stieg ein. Sie grüßte nicht, sprach in ihr I-Phone und drückte dann den Knopf für Erdgeschoß.
„Ick hab dir doch gleich gesagt, dass das ein Arschloch ist. Aber du wolltest ja nicht auf mich hören. Jetzt hasten Braten inner Röhre und der Stecher verpisst sich. Herzlichen Glückwunsch.“
Plötzlich gab es einen Ruck und der Aufzug hielt. Das Licht flackerte kurz, blieb aber an. Der Aufzug war definitiv noch nicht im Erdgeschoss angekommen, sondern steckte irgendwo zwischen der 1. Etage und dem Erdgeschoss fest. Auf dem Display, wo man die Etagen wählen konnte, leuchtete das Schild „Störung“.
„Warte mal, watten dette? Der Scheiß-Aufzug steht. Ick schone mal vorsichtshalber meinen Akku. Ick glob zwar, datt et gleich weitergeht, aber sicher ist sicher.“
Die Punkerfrau drehte sich zu Burgner um. Bislang hatte sie ihm den Rücken zugedreht. Sie hatte einen grünen Irokesenschnitt, Lippenpiercings, und war ziemlich stabil gebaut. Sie trug eine Jacke mit Fellbesatz, Springerstiefel, eine schwarze Hose mit Löchern.
„Weest du wat los ist?“ sprach die Punkerin Burgner an.
„Nein, ich würde sagen der Aufzug steht und wir drücken jetzt die Notruf-Taste.“ Das machte der Verkäufer dann auch. Die Verbindung war von Störgeräuschen geprägt und Burgner hatte Mühe, den Mann von der Leitstelle zu verstehen. Aufgrund der Witterungsverhältnisse – es hatte in den letzten drei Stunden über 20 cm geschneit, was Burgner nicht mitbekommen hatte – versank die Stadt im Schneechaos. In dem Gebäude, in dem sich der Punk und Burgner befanden, sei der Strom ausgefallen. Die Notstromaggregate seien angelaufen, die lieferten aber nur begrenzt Strom. Er hätte die schlechte Nachricht, dass eine Fernwartung nicht möglich sei und wirklich ein Techniker vor Ort die Sache beheben müßte. Da auch in anderen Gebäuden der Strom ausgefallen sei, würde man jetzt an einer Prioritätenliste arbeiten. Er wolle keine Angst machen, aber man solle sich darauf vorbereiten, die Nacht in dem Aufzug zu verbringen.
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