Victoria Hill

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Victoria Hill

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Yupag Chinasky

Nun saß er also neben Sray, sie hatte sich sogleich mit ihrem Namen vorgestellt, und er konnte auch mit ihr ganz gut reden, denn sie sprach ein ganz passables Englisch, besser als Sokuntha. Später erfuhr er auch warum, denn im Laufe des Tages erzählte sie viel aus ihrem Leben, fast zu viel. Aber noch hatte ihre Beziehung erst gerade begonnen und Sray machte, kaum dass sie sich ein wenig abgetastet hatten, zu diesem Zeitpunkt wirklich nur im übertragenen Sinne, erst in der Nacht wurde das Abtasten auch höchst physikalisch, den Vorschlag, in die Stadt zu fahren und dort eine Fähren zu einer der Inseln zu nehmen, die man von der Terrasse des Seaviews so schön in der Ferne liegen sah. Man könne dort einen angenehmen Tag verbringen, die Insel böte schöne Spaziergänge und dort seien Ferienclubs, in denen man Meeresfrüchte essen könne. Das taten sie dann auch. Sie nahmen ein Tuk-tuk, den Fahrer kannte er mittlerweile, er würde ihm treu zu Diensten stehen, solange er hier war, denn die Geschäfte für die Motorradrikschas liefen genauso schlecht wie die der Massagegirls. Die Fahrt im Schnellboot begann mit einer halben Stunde Verspätung und dauerte eine gute Stunde. Die Insel sah zwar ganz romantisch aus, viel Grün und ein tadelloser Sandstrand, aber weil es sehr heiß war, beschränkten sie sich, an diesem Strand entlang zu wandern, ständig darauf bedacht den Schatten der zahlreichen Palmen nicht zu verlassen. Sie verzichteten darauf in dem Restaurant zu essen, wegen der unverschämten Preise die auf der Karte standen und weil beide keinen sonderlichen Hunger hatten. Er trank nur ein Bier. Sray bestellte sich einen Saft, sie rührte, ganz im Gegensatz zu Sokuntha, keinen Alkohol an. Aber auch ohne die zungenlösende Wirkung des Alkohols redete Sray unermüdlich und er erfuhr so manches aus ihrem Leben und lernte ihre Probleme bis ins Detail kennen.
So gestand sie ihm zum Beispiel, dass sie in den kleinen Park durchaus mit der Absicht gegangen war, einen Mann zu treffen. Sie sei keine Hure, das solle er nicht glauben, sie würde sich nur mit Männern einlassen, die ihr sympathisch seien, aber sie brauche nun mal Geld, dringend Geld, habe keine Arbeit und auch keine andere Möglichkeit, an welches zu kommen und so bleibe ihr nur diese Möglichkeit. Ob das schlimm sei? Er verneinte, jeder müsse zusehen, wie er über die Runden komme. Er tröstete sie und dafür küsste sie ihn. Sray, um es schon hier zu sagen, küsste gerne und leidenschaftlich und richtig, Mund zu Mund, Zunge auf Zunge. Im Gegensatz zu Maria, die jedes Ansinnen eines Kusses strikt abgelehnt hatte und auch im Gegensatz zu Sokuntha, die allenfalls ihren geschlossenen Mund auf seinen legte und bei seinen Versuchen, mit seiner Zunge einzudringen, zu kichern begann und damit die Küsserei beendete. Sray küsste gern und das tat sie auch in aller Ausführlichkeit, als sie nachts im Bett waren und sich liebten. Tagsüber, bei dem Spaziergang auf der Insel, nutzte sie ihren hübschen Mund, um ihm ausführlich ihr Leben und ihre Sorgen zu schildern.

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