Victoria Hill ist der Name eines Berges, besser gesagt einer Klippe, die auf der einen Seite steil zum Meer abfällt und auf der anderen Seite aber nur sanft ansteigt. Von der Spitze hat man eine sehr schöne Aussicht auf das Meer, die benachbarte Küste und die vorgelagerten Inseln. Wegen dieser Lage und des leichten Zugangs hat sich dort ein Restaurant angesiedelt, das „Seaview Restaurant“. Es gibt weit und breit keinen besseren Platz, als die Terrasse des Seaview, um bei einem hervorragenden Dinner den Sonnenuntergang zu erleben. Vor dem Lokal endet die Victoria Hill Street, die sich in sanften Windungen über etwa fünf Kilometer vom Stadtzentrum herauf zieht. Victoria Hill ist auch der Name der Amüsiermeile, des kleinen Rotlichtbezirks, die sich in unmittelbarer Nähe des attraktiven, viel besuchten Seaview angesiedelt hat. Tagsüber und zum Sonnenuntergang zieht es Touristen und Familien zum Victoria Hill, abends und in der Nacht aber nur noch Männer auf der Suche nach Vergnügung, Entspannung und natürlich nach netten, willigen Mädchen. Diese findet man, nicht gerade in Massen, aber doch recht zahlreich in den Bars und den Massagesalons entlang der Victoria Hill Street und den kurzen Nebenstraßen. Sie sitzen vor ihren Salons, räkeln sich in den Bars, gehen zu einem Imbissstand oder warten auf eine Einladung zum Chinesen oder Vietnamesen, doch meistens tun sie nichts und achten nur darauf, dass der Mann ihres Lebens oder zumindest der für diese Nacht, nicht an ihnen vorbei geht. Warten ist also ihre wichtigste Tätigkeit, ihr Lebensinhalt, denn es gibt viele Mädchen und viel zu wenig Männer und die wenigen werden schnell von der Konkurrenz weggeschnappt und in den Salon gezerrt oder in eines der Stundenhotels entführt, die sich in den Nebenstraßen finden, und dann bleibt nichts anderes übrig, als weiter zu warten und sich zu grämen, sich erneut zu schminken, die Haare zu kämmen und sich zu überlegen, wie man ohne die entgangenen Dollars über die Runden kommt und sich vorzunehmen, beim nächsten Mann, der im Dunstkreis auftaucht, schneller und besser zu sein und ihn sich auf keinen Fall entgehen lassen. Es gibt in Victoria Hill auch noch ein paar Imbissbuden, einige einfache Restaurants und einen Seven-Eleven-Laden, der ständig geöffnet ist und sogar ein paar Appartementhäuser für die wenigen, ständigen Bewohner und die Mädchen, die nicht weit weg von ihrem Arbeitsplatz eine Unterkunft haben wollen. Die Männer, die am Abend kommen, sind meistens nicht darauf aus, viel zu essen, sie wollen andere Gelüste befriedigen, deshalb gibt es hier bis auf das Seaview auch kein wirklich gutes Restaurant und auch dieses Spitzenlokal schließt in der Regel etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang, weil die Gäste in der totalen Finsternis einfach nichts mehr sehen, nicht einmal mehr das Meer, nur noch die Sterne.
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