Victoria Hill - Teil 2

6 19-29 Minuten 0 Kommentare
Victoria Hill - Teil 2

Victoria Hill - Teil 2

Yupag Chinasky

Sie zeigte sich enttäuscht. Genau heute, jammerte sie, müsse sie mit 100 Dollar den Kredit abbezahlen, den sie wegen des lawyers aufgenommen hatte, und wenn er ihr nur 100 gäbe, bliebe weder etwas für sie noch für ihr Baby übrig und deswegen solle er ihr 150 geben. Er willigte ein, nicht so sehr wegen ihres Jammerns, sondern wegen der Erinnerung an die wirklich wunderbare Liebesnacht.

Sie fuhren mit seinem Tuk-tuk in die Stadt. Der Fahrer stand, wie immer, abrufbereit vor dem Hotel. Er ließ sich zu einer Bank bringen, hob am Automat 200 Dollar ab und gab ihr 150. Sie bedankte sich, weil sie nun einmal scheu war, nur mit einem Küsschen auf die Wange und ging eilig die Straße hinab, ohne den Versuch zu machen, ihn doch noch einmal umzustimmen, denn dass er schon heute abreisen müsse, hatte sie ihm vermutlich nicht abgenommen. Er ließ sich von dem Fahrer ein paar Straßen in der Stadt zeigen, die er noch nicht kannte. Allerdings dauerte das Vergnügen nicht sehr lange, denn das Wetter hatte sich verändert, Regen lag in der Luft. Schon während der Rundfahrt hatte es begonnen zu regnen, und da das Dach des Gefährtes leckte, war er ziemlich nass geworden. Schließlich hatte er dem Fahrer gesagt, er solle ihn zurück in sein Hotel bringen. Vorher hielten sie aber noch an einem Schnellimbiss und er kaufte sich eine Lunchbox und ein paar Dosen Bier. Der Regen hielt auch am Nachmittag an und er hatte natürlich keine Lust zum Strand zu gehen oder gar zu baden, nicht einmal die Klippen reizten ihn. Zum ersten Mal in diesen Tagen war er tagsüber längere Zeit in dem wenig angenehmen Hotelzimmer geblieben und hatte ferngesehen. Es gab, von CNN abgesehen, nur Sender, deren Sprache er nicht verstand und deren Bilder ihn nicht interessierten. Ihm war langweilig und er hatte sogar kurzzeitig erwogen, reuevoll zu Sray zu gehen oder sie holen zu lassen, allerdings wusste er ihre Adresse nicht und hatte auch keine Telefonnummer, zudem hätte er gestehen müssen, dass er sie angelogen hatte und außerdem war er sich sicher, dass sie wieder mit ihren Problemen anfangen würde.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 4865

Weitere Geschichten aus dem Zyklus:

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben