Er sah den Wohnraum deutlich vor sich. Er war äußerst karg möbliert, ein Stuhl, ein Bett und eine schwere Kommode, alles völlig nichtssagend und uninteressant. Kaum hatte er sich umgesehen und mit den Aufnahmen begonnen, hatte es der Ölige plötzlich sehr eilig. Es reiche, wenn er hier ein paar Bilder machen würde, die anderen Räume seien noch nicht fertig. Er wolle in der Zwischenzeit das versprochene Geld holen und Bier mitbringen, als Dank für die Arbeit. Noch ehe er die Einladung zum Bier ablehnen konnte, war er allein, allerdings nicht lange. Die Tür zu einem der Nebenräume wurde geöffnet und ein junges Mädchen trat in den Raum. Es war fast noch ein Kind, mit großen Augen, langen, schwarzen Haaren und einem kessen, aber dennoch irgendwie einfältigen Gesichtsausdruck. Sie trug ein kurzes, buntes Kleid und war barfuss. Sie blieb mitten im Raum stehen und sagte etwas, das er nicht verstand, aber es war anscheinend eine Aufforderung Bilder von ihr zu machen, denn sie stellte sich in Positur, ein Bein gestreckt, das andere angewinkelt, die Hüfte seitwärts gedreht und die kleine, schmale Brust nach vorne gereckt. Dabei lächelte sie ihn schelmisch an, zwinkerte mit den Augen und leckte ihre dünnen Lippen. Diese unnatürliche Stellung und die läppischen Gesten waren offensichtlich einstudiert und sollten animierend und sexy wirken. Sein erster Impuls war, den Raum zu verlassen, diese Inszenierung war ihm suspekt. Doch dann zögerte er, das junge Mädchen in dem bunten Kleid bildete einen interessanten Kontrast zu dem dunklen, kahlen Raum und unwillkürlich dachte er an die Blumen in der Tempelhöhle, die ihn begeistert hatten. Er hob die Kamera und begann abzudrücken. Das Mädchen nahm weitere Posen ein, kicherte und schien sich in ihrer Rolle zu gefallen. Und auch er fand Gefallen an dem Geschehen und konzentrierte sich auf die Aufnahmen.
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