Virtuelle Liebe

Zahlen würde der Ex für seine eigene Brut im Übrigen keinen Cent, nicht mal zum Geburtstag oder an Weihnachten käme ein Geschenk. Und weil nicht nur die Wohnung ein Problem waren, sondern auch ihr fehlendes Einkommen. Sie habe nichts, gar nichts, so schrieb sie einmal, keine Arbeit, nichts Gespartes, rein gar nichts. Ihre Situation war verfahren, und schon deshalb hing sie mit all ihren Kräften an ihrem virtuellen Freund in der Ferne. Er bedeutete ihr alles, so ihre Worte.
Am Anfang hatte er nur regelmäßig ihr Handy aufgeladen, weil er die Kommunikation schätzte, aber angesichts der schlimmen Umstände schickte er ihr auch Geld. So bekam sie schließlich immer alles, was sie zum Leben brauchte, von ihm und nur von ihm und sie musste ihm dafür herzlich wenig geben. Aber das Wenige war für ihn sehr viel, denn das, was sie ihm gab und zwar sehr reichlich und was er in vollen Zügen genoß, war ihre sexuelle Phantasie, die sie sehr gut in Worte zu fassen verstand. Sie beschrieb in allen Einzelheiten ihre ständige große Lust auf Sex und ihre oft perversen Wünsche. Sie beschrieb detailliert die sexuellen Handlungen, die sie mit ihm durchführen würde, wenn sie nur zusammen wären. Sie konnte auch in allen Einzelheiten darstellen, wie sie masturbierte, wo und wie sie sich streichelte und sich bis zum Orgasmus steigerte. Besonders erregend fand er, dass sie immer an ihn dachte, wenn sie das tat, und so stellte auch er sich mehr und mehr vor, dass er nun diese Frau ficken würde und wenn er onanierte, dachte er nur an sie. Und er empfand danach dieselbe große Erleichterung, die auch sie sehr treffend in Worten ausdrückte. So gesehen, war er natürlich sehr von ihr angetan, nicht nur weil sie seine Phantasie beflügelte, sondern auch, weil er im Mittelpunkt ihres Sexuallebens stand und diesen Zustand wollte er auf keinen Fall verlieren.