Er wunderte sich, war sie vielleicht immer noch verheiratet, schrieb sie ihm nur heimlich, war das Ekel von Mann in ihrem Haus, der sie kontrollierte und beherrschte? Er haderte mit sich selbst, war er nicht gut genug, aber er insistierte auch nicht ständig, denn er wollte die Illusion, die sie ihm gab, diesen schönen, virtuellen Sex, der ihm wichtig war, nicht zerstören. Doch die Zweifel, dass mit dieser Frau etwas nicht ganz in Ordnung war, nahmen ständig zu. Er wusste, wo sie wohnte, hatte ihre genaue Adresse, das war notwendig, um Geld zu schicken.
Wenn er sie einfach unangemeldet besuchen würde, einfach hinfahren? Überlegte er, als er wieder einmal auf eine ungewisse Zukunft vertröstet wurde. Einfach hinfahren, genau das war die Lösung und würde ihm Klarheit verschaffen. Wenn er da wer, vor die Haustür stand, sie vor vollendete Tatsachen stellte, könnte sie ihn ja nicht abweisen. Nachdem sich die Überraschung gelegt hätte oder der hoffentlich freudige Schreck, könnten sie endlich das tun, was sie so gerne wollten, aber nur virtuell taten, sie könnten endlich voller Lust bis zum Morgengrauen ficken.
Und so machte er sich eines Tages auf den Weg in ihr Land, ohne ein Wort zu sagen, ohne seinen Besuch anzukündigen. Das Überraschungsmomentum sollte voll wirken. Der Flug ging gut, die Fahrt zu der angegebenen Adresse im Taxi ebenfalls und nun stand er vor dem Haus. Es war schon Nacht, aber noch nicht zu spät und weil er das Taxi weggeschickt hatte, war er auch mutterseelenallein, er war an dem „point of no return“ angelangt. Zögernd ging er zur Haustür und klopfte schließlich, etwas zögerlich, aber energisch genug.
Nun könnte die Geschichte hier aufhören und man könnte es dem Leser überlassen, wie es weiter geht, wer die Tür öffnet und was dann geschieht.
Virtuelle Liebe
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