Es wäre genug Stoff, um ihn mit eigenen Varianten weiter zu spinnen, aber da man gewohnt ist, dass jede Geschichte ein (möglichst gutes) Ende hat, seien hier drei Möglichkeiten angedeutet. Ob sie stimmen oder nicht ist völlig egal, alles ist ja ohnehin fiktiv, wichtig wäre nur ein einleuchtender , befriedigender Schluß. Die Geschichte soll nicht völlig im Ungewissen enden, die seltsame Liebe zwischen der jungen Frau und dem alten Mann soll nicht einfach so enden, ohne ohne Kennenlernen, ohne Abschied, ohne Hoffnung, ohne Aussicht auf Neuanfang. Hier als die drei Varianten.
Die Frau öffnet die Tür, erkennt ihn sofort, bricht in heiße Tränen aus. Er tritt ein, sie gehen sofort ins Schlafzimmer und lieben sich genau so, wie sie es sich vorgestellt hatten. Das ist die banalste und langweiligste Version und auch die Unwahrscheinlichste. Wann enden Geschichten schon mal so gut? Also vergessen wir diese Variante.
Der Ex-Mann öffnet die Tür und kapiert schon nach wenigen Worten, wie der Hase läuft. Er kapiert, dass ihn seine Frau betrogen hat und sei es auch nur in Gedanken. Er ist ein heißblütiger Typ, man weiß ja schon, dass er schwierig sein muss, er rastet aus, versetzt dem Fremden einen Kinnhaken und schließt die Tür mit einem lauten Knall. Der Geschlagene ist auch gedemütigt und muss zusehen, dass er rasch die Gefahrenzone verlässt, denn die Wut des Gehörnten könnte ja weitergehen und er könnte wieder erscheinen. Auch dieser Schluss ist zu simpel, als dass er ein guter wäre, also auch vergessen.
Der Mann klopft, aber es passiert nichts. Er klopft weiter, dann regt sich etwas, ein Licht wird angezündet und eine ältere Frau öffnet die Tür. Sie ist überrascht und ratlos und auch etwas ängstlich. Sie versteht nichts, auch weil der Mann sich nicht richtig ausdrücken kann. Sie will die Tür einfach wieder schließen, aber die Situation ist doch zu seltsam, immerhin hat sie verstanden, dass dieser seltsame Mann aus einem seltsamen Grund genau hierhergekommen ist. Aber wozu? Sie lässt ihn eintreten, er soll im Wohnzimmer warten, sie wolle ihren Sohn holen, der sei intelligent und der könne vielleicht weiterhelfen. Dann kommt der Sohn, vielleicht 15, schmächtig, verklemmt, verdruckst, pickelig im Gesicht, kein bisschen attraktiv oder interessant, aber er versteht sofort, worum es geht, denn er kennt ja den, der dort in dem Sessel sitzt und ihn entgeistert anstarrt, als auch er kapiert. Er kennt ihn aus so vielen Bildern.
Virtuelle Liebe
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