Virtuelle Liebe

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Virtuelle Liebe

Virtuelle Liebe

Yupag Chinasky

Sie hatten sich durch Zufall, oder war es doch Schicksal, im Internet kennengelernt und schrieben sich regelmäßig und es entstand so eine virtuelle Liebe, die andauerte. Er, ein älterer Mann, aber immer noch voller Bedürfnisse, sie, eine exotische Schönheit in einem fernen Land, immer noch jung und sehr, sehr attraktiv.
Der Schriftverkehr funktionierte ganz gut. Wenn es eine Verbindung gab, die war allerdings oft wegen Strommangel in ihrem Land, ging so schnell wie bei einem echten Gespräch. Zudem machten die guten Übersetzungsprogramme diese Kommunikation erst möglich, denn sonst würden sie sich kaum verstehen. Erst waren es belanglose Texte, dann wurden diese mehr und mehr persönlich.
Die Frau berichtete ihrem fernen Liebhaber Dinge, die für sie wichtig waren, vom harten Leben in ihrem Land, über ihre ungewisse Zukunft als alleinstehende Mutter mit zwei kleinen Kindern oder über den Kampf mit ihrem Ex-Mann, der sie aus der Wohnung vertreiben wollte, weil sie ihm gehöre.
Das war kein Problem, als sie sich noch liebten, auch keines, als dann die Kinder kamen, doch dann kühlte die Beziehung ab und dann kam diese andere Frau, diese Hure, diese Schlampe, wegen der er sie schließlich verließ. Erst dann begannen ihre existenziellen Probleme, denn er wollte unbedingt mit der Neuen in diese schöne und gut gelegene Wohnung. Nur die Kinder bewahren sie vor dem Schlimmsten, nur wegen der Kinder dürfe man sie nicht aus der Wohnung vertreiben, berichtete sie. Das sei Gesetz, da könne der Typ machen, was er wolle, empörte sie sich, sie zahle ihm ja Miete, das hatten sie so abgesprochen und schon deshalb würde sie in der Wohnung bleiben, aber sie habe dennoch Angst, dass er es schaffen würde, sie zu vertreiben, wie auch immer.

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