Vollmond

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Anita Isiris

Dann waren da noch die feucht-schweissigen Hände des Kardiologen Numo Mattel. Warme, kleine, fast ein wenig zwergenhafte Hände, die sofort eine Schneewittchen-Assoziation hervorriefen. Wie oft hatte sich eigentlich Schneewittchen den sieben kleinen Männern hingegeben, nachdem sie gekocht, getanzt, musiziert und gelacht hatten? Hatten sie es ihr gleichzeitig besorgt, in brüderlich-männlicher Eintracht? Oder einer nach dem andern, gerecht, wie die Welt es damals noch war, tief drinnen im Wald? Waren sie tatsächlich tief drinnen gewesen in Schneewittchens Wäldchen, die Zwerge? Nackt war sie bestimmt nicht gewesen, Schneewittchens Muschi, sondern verziert von dichtem Schamhaar - bestimmt noch schwärzer als das dunkle, nach Vergissmeinnicht duftende Haupthaar.

Aber nun zurück zu Lucie. Numo Mattel war der Erste. Sie spürte seine Hände an ihrem Bauch. Dieses Ahnen, ohne zu sehen, das Lautlose, Tastende, Geheimnisvolle trieb Lucie beinahe in den Wahnsinn. Was war mit diesen Männern nur los, dass sie derart viel Geld hinlegten, nur um sie, Lucie, medizinisch-praktische Assistentin im zweiten Ausbildungsjahr, zwei Mal pro Jahr betasten zu dürfen? Worin lag die innere Kraft eines derartigen Männerrituals, das für Aussenstehende schweinisch anmuten mochte?

Lucie jedenfalls genoss es, Mittelpunkt zu sein. Manchmal mochte sie ein langes Vorspiel, manchmal brauchte sie es direkt, so wie an jenem Abend. Sie fasste Numo Mattels Handgelenke und führte seine kleinen Hände direkt an ihr Verlies, paradiesisch tief unterhalb ihres Nabels gelegen. Lustvoll ertastete Numo Mattel Lucies Spalte. Lucie war bereits klitschnass. Numo gefiel das, zumindest liessen sich seine gutturalen Laute so interpretieren.

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