Vollreife Kirschen

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Vollreife Kirschen

Vollreife Kirschen

Andreas

Leonie ließ sich auf das Bett fallen. Es fühlte sich genauso weich an wie früher. Sie erinnerte sich an das träumende, junge Mädchen von damals. Wie oft hatte sie auf diesem Bett gelegen, Musik gehört, ihre geheimsten Sehnsüchte dem Kissen anvertraut? Selbst ihre Lieblingsdecke war da, die sie von ihrer Mutter geschenkt bekommen hatte. Leonie wünschte sich diese besondere Decke zu ihrer Konfirmation. Das flauschige Teil zierte das Konterfei des jungen Axl Rose. Leonie war ein glühender Guns N‘ Roses Fan, seit sie die Band auf MTV entdeckt hatte. Der rotblonde Sänger, der sich meist eine Bandana um den Kopf schlang, hatte es ihr besonders angetan. Wenn er Sweet child o‘ mine sang – dann nur für sie ganz allein. Sie liebte ihn derart, wie es nur ein 15-jähriges Mädchen vermag.

Das war mehr als 10 Jahre her. Eine Ewigkeit für eine junge Frau, die vor kurzem erst 25 wurde. Leonie sah sich um. Nichts hatte sich verändert. Weder das verschnörkelte Kopfteil des Metallbettes, noch die restliche Einrichtung ihres ehemaligen Jugendzimmers. Kinderzimmer wollte sie es nicht nennen, da sie es als Jugendliche komplett neu eingerichtet hatte. Die Geldgeschenke zu ihrer Konfirmation hatten es möglich gemacht. An der Wand hing ein Poster von Nirvana. Die hatte sie auch geliebt, wie auch die meisten der zahllosen Grunge und Hardrock Bands dieser Zeit. Sie betrachtete ein altes Foto, auf dem sie löchrige Jeans und ein kariertes Baumwollhemd trug. Das lange Haar – Ausdruck jugendlicher Rebellion – fiel ungebändigt auf ihre Schultern. Leonie musste lächeln, als sie an diese unbeschwerten Tage zurückdachte. Seither war so vieles geschehen. Nicht alles davon blieb ihr in guter Erinnerung. Eine leichte Traurigkeit schlich sich in ihre Gedankenwelt.

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