Vom Preis für‘s Überleben

Margot – Eine Geschichte unter vielen in ihrer Zeit – Teil 3

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Vom Preis für‘s Überleben

Vom Preis für‘s Überleben

Svenja Ansbach

Langsam eroberte er sich einen Platz in meinem Herzen. Ja, ich trauerte um Karl, aber das Leben musste wirklich weitergehen.
Aber nochmal ein Feldgrauer? Es wurde doch schon wieder gemunkelt, die Amis würden bald die Reste der Wehrmacht zusammenklauben und dann ginge es gegen den Russen. Die Spannungen zwischen den ehemaligen Verbündeten nahmen täglich zu.
Mochte alles sein, aber Johannes würden sie nicht mehr einziehen. Für ihn bestand keine Gefahr mehr als Soldat eingesetzt zu werden.
Solche pragmatischen Gedanken schossen mir in dieser Zeit durch den Kopf, überlagert von aufkeimenden Gefühlen für den neuen Mitbewohner.

Eines Abends, inzwischen war Juni, schälte ich mich nachts aus dem Bett, streifte vorsichtig die Ärmchen meiner beiden Jungs ab, die sich an mich gekuschelt hatten, und tappte in die Wohnküche. Johannes schlief, als ich unter seine Decke schlüpfte und ich begnügte mich damit, ihn von hinten zu umschlingen. Ich genoss einfach seine Nähe und Wärme.
Irgendwann, eine gefühlte Ewigkeit später, bemerkte er mich.
„Was …?“ Er schreckte ein bisschen hoch, fast wie aus einem seiner Alpträume.
„Tsch …tsch … ssch. Ruhig. Ich bin's! Darf ich?“
Er drehte sich um. Im fahlen Licht des Vollmondes erkannte ich schemenhaft sein Gesicht. „Ja, … darfst du? - Weißt du eigentlich, dass ich schon lange in dich verliebt bin?“
„Ich hab's geahnt, … nein, wenn ich ehrlich bin, … ich hab's gehofft.“ Zaghaft begann ich mich an ihm zu schaffen zu machen, krabbelte mit den Händen unter sein Nachthemd und traf dabei eher unabsichtlich auf ein erstaunlich schnell prall werdendes Glied.
„Ja Margot, meine verbliebenen vier Extremitäten funktionieren tadelos, … alle.“
Ich hörte aus seiner Stimmlage heraus, dass er dabei grinste.
„Scheint mir auch so.“ Ich fragte ihn nicht, wann er das letzte Mal bei einer Frau gelegen hatte, das musste ewig her sein, aber er erzählte es unaufgefordert.
„Ist lange her, dass ich die Nähe einer Frau spüren durfte. Das war 43 im Reservelazarett in Karlsbad als sie mich wieder zusammengeflickt haben, da erbarmte sich eines der Karbolmäuschen, ähh, Entschuldigung, eine der Krankenschwestern meiner und hat mal probiert, ob sonst noch alles dran und funktionstüchtig ist.“ Er kicherte. „Könnte also sein, dass ich von der Schnellen Truppe bin.“

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