„Wir werden sehen. Ich bin ganz vorsichtig! … Und übrigens … es kann gerade nichts passieren.“
Wir streiften unsere Nachthemden ab und begannen uns ausgiebig zu streicheln. Zunächst an eher unverfänglichen Stellen. Von den Ohrläppchen bis zu den Schenkelinnenseiten wurde kaum eine Stelle ausgelassen, die erreichbar war und Johannes schien keine Eile zu haben, auch wenn sein hochaufgerichtetes Glied sich immer wieder an meinen Bauch drängte. An seinem Oberkörper ertastete ich eine ganze Menge großer Narben. Es musste ihn damals schwer erwischt haben, aber alles schien bestens verheilt. Zugleich erschauerte ich, während seine Finger meine Körperoberfläche erforschten. Mein Verlangen stieg fortwährend. Ich war längst bereit. Bereit mich mit meinen nun 25 Jahren erneut einem Mann hinzugeben. Johannes würde erst mein dritter Mann sein und auch ich hatte seit zwei Jahren niemanden in mir gespürt.
Ich sagte es nicht, aber Johannes spürte, dass der Moment gekommen war. Zärtlich strich er über meinen Schoß, streichelt den kleinen Pelz und teilte dann prüfend mit dem Finger meine Schamlippen, spürte die Feuchtigkeit und wälzte sich auf mich. Ganz zärtlich drang er in mich ein. Ich spürte seinen Atem an meinem Ohrläppchen und genoss seine Wärme und Nähe. Ich genoss sicher auch einmal nicht Mutter zu sein, sondern Frau. In diesem Moment an Karl zu denken verbot ich mir. Das wäre nicht fair gewesen.
Johannes war sehr sanft. Mit viel Gefühl bewegte er sich in mir. Überhaupt wirkte alles an ihm wenig routiniert und schon gar nicht fordernd. Vermutlich konnte er noch gar nicht fassen, wie schnell und einfach sich alles gefügt hatte, in diesen sonst so schwierigen Zeiten.
Ich war mir nicht sicher, ob er vorsichtig wegen mir war oder Angst hatte zu schnell zu explodieren. Vermutlich beides.
Wir merkten beide schnell, dass diese Stellung aufgrund seines Handikaps nicht optimal war, denn er hatte große Mühe, mich von seinem Körpergewicht zu entlasten. Aber bevor er etwas ändern konnte, war es auch schon vorbei. Mit ein paar nun kraftvolleren Stößen pumpte er sein Sperma in mich und rollte sich auf die Seite.
„Tschuldigung, ich hab’s dir ja gesagt.“
Ich grinste und gab ihm einen Kuss auf die Nase. „Wir haben noch viele Gelegenheiten, uns zu steigern.“
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2003 ist meine Großmutter gestorben. Da ich ihr einziges weibliches Enkelkind war, hatten wir wohl ein besonderes Verhältnis und ihr Vertrauen zu mir war groß genug, dass ich ihre Geschichte aufschreiben durfte. Jetzt, zwanzig Jahre später, habe ich sie etwas verfremdet und für Erozuna auch ausgeschmückt, um sie hier zu veröffentlichen.
Die Geschichte hatte für Oma letzten Endes mit Johannes noch ein gutes Ende genommen. Die beiden waren lange verheiratet und führten, nachdem sie vor den anrückenden Russen im Sommer 45 ein zweites Mal Reißaus nahmen und lieber in die britische Zone gingen, eine gute Ehe im Westen der Republik.
Dort wurde 1946 ihre Tochter geboren, meine Mutter.
In Omas ‚guter Stube‘ hingen die ganzen Jahre zwei gerahmte Soldatenfotos an der Wand. Fritz und Karl in der Uniform von Gefreiten. Der unbefangene Betrachter wird sie für Brüder meiner Oma gehalten haben. Die Bilder nach ihrem Tod einfach wegzupacken, haben Mutter und ich nicht über das Herz gebracht. Sie hängen heute bei mir im Arbeitszimmer.
ENDE.
Vom Preis für‘s Überleben
Margot – Eine Geschichte unter vielen in ihrer Zeit – Teil 3
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Vom Preis für‘s Überleben
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