Vom Regen in die Traufe

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Vom Regen in die Traufe

Vom Regen in die Traufe

Peter Hu

So zupfte ich das „Kleine Schwarze“ also auf einen einigermaßen vertretbaren Standard und nahm den kurzen Weg von der Haltestelle zur bekannten Adresse unter meine nackten Füße. Ich weiß, dass ich ziemlich gut aussehe, und bin es gewohnt, dass man mir hinterher schaut; ja nicht selten sogar pfeift. Doch heute glaubte ich, jeder würde erahnen, dass ich nichts unter dem winzigen Stöffchen trug. Und hatte ich im Bus noch eine Gänsehaut, so begann ich jetzt zu schwitzen. Nur noch wenige Schritte, dann konnte ich auf das Grundstück des Trios abbiegen. Doch knapp vor dem Tor sprach mich ein weißhaariger Greis an und bat mich darum, ihm den Schuh zu zubinden, da er sich nicht mehr bücken konnte. Erschreckt blickte ich mich um. Eigentlich konnte ich mich aus bekanntem Grund auch nicht bücken, denn es war ein lauer Sommerabend, und noch reger Verkehr auf der Gasse. Flüchtig blickte ich mich um. Das junge, verliebte Paar war noch gute fünfzig Meter entfernt. Ich musste mich beeilen, auch wenn sie nur Augen füreinander hatten. Doch während ich mein Schleifchen machte, hörte ich schon das Kichern. Wenn es nicht passt, entwickeln die Leute Adleraugen. Und aus lauter Dankbarkeit, wollte mir der Opi nun auch noch ein Gespräch aufdrängen…

„Bin in Eile, ...hab einen dringenden Termin“…
„Schau dir die kleine Schlampe an“, ...drang es da schon an mein Ohr.
Wenn‘s drauf ankommt, wachsen den Leuten Siebenmeilenstiefel.
...Ich rannte durchs Tor und die lange Treppe hinauf. Außer Atem stand ich vor der Tür und betätigte die Klingel…
„Pünktlich auf die Minute. Wie ich sehe, hast du dich beeilt“, …nahm mich einer der Herren in Empfang. Sein Grinsen war so breit, als hätte er mich den ganzen Weg über beobachtet. Und das hatte er auch. Jedenfalls die Busfahrt. Denn als ich die „Lusthöhle“ betrat, saßen Tanja und der Andere auf dem Ledersofa und schauten in den Fernseher.

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