Von vorne und hinten

32 5-9 Minuten 0 Kommentare
Von vorne und hinten

Von vorne und hinten

Johannes Seilmann

Ein herrlicher Tag für einen Waldspaziergang. Freitagnachmittag im Frühsommer, der Buchenwald im frisch grünen Laub, das noch keine Sommerhitze ertragen musste. Der Wald duftet nach, ja, nach was eigentlich? Nach Wald eben, so wie nur ein frühsommerlicher Buchenwald duften kann. Ich hatte den Hauptweg verlassen. Stattdessen ging ich auf einem Nebenweg in Richtung Waldrand, um nach einer Schleife wieder in den Wald einzutauchen. Und wieso bekam ich jetzt lüsterne Gedanken? Ich fühlte mich amüsiert an meine Geschichte von den feuchten Stellen im Wald erinnert und musste feststellen, dass mein Unterleib auf diese Phantasie reagierte. Nach ein paar Metern wieder im Wald trat ich auf eine Buche zu. Der glatte samtgrüne Stamm lud mich zum Streicheln ein. Ich dachte intensiver an die Geschichte und malte mir aus, was hier alles so passieren könnte, wenn ich nicht alleine wäre. Phantasie und Wirklichkeit liegen aber meistens doch weiter auseinander als uns lieb ist. Dann sah ich ihn, den Wagen.

Im ersten Moment ärgerte ich mich über die Spaziergänger, die immer ihre Autos bis weit in den Wald hineinfahren mussten, statt auf den Wanderparkplätzen an der Straße zu parken. Ich sah genauer hin. Kein Klischee ist so schlicht, als dass es nicht doch zutreffen könnte. Der Wagen, ein dunkelblauer PKW, war nicht leer. Ich konnte einen Mann ausmachen, der offensichtlich auf dem Rücksitz hockte. Sein Oberkörper war nackt. Als nächstes sah ich, dass vor ihm eine Frau dem Anschein nach auf den Knien hockte, ihr Gesicht in seinem Schoß. Offensichtlich war sie damit beschäftigt, ihrem Gegenüber mit dem Mund Freude zu bereiten. Jetzt war ich nah genug, dass ich die Szene ganz genau beobachten konnte. Das bedeutete allerdings auch, dass zumindest die Frau mich hätte sehen können, wenn sie am Körper ihres Freundes vorbeigesehen hätte und die Augen geöffnet hätte. Ich war hin und her gerissen, ob ich weiter gaffen sollte oder mich schnellstens und diskret entfernen sollte. Ich überlegte noch einen Moment, dann geschah es. Sie machte die Augen auf und sah mich. Ich war als Spanner erwischt. Doch sie zeigte keine Spur von Ärger oder Scham. Nein. Sie sah mir voll ins Gesicht und lächelte. Dann nahm sie ihre Tätigkeit wieder auf. Das machte sie anscheinend so gut, dass der Mann, der vor ihr kniete, sich wand. Er hielt sie, warf vor Lust seinen Kopf in den Nacken und dann kam er. Ich brauchte keinen Laut aus dem Wagen zu hören, um zu wissen, dass er ihr gerade sein Sperma in den Mund gespritzt hatte. Als sie von ihm abgelassen hatte, tauchte ihr Gesicht wieder neben ihm auf, diesmal rann ihr ein Spermarinnsal aus dem Mundwinkel. Wieder sah sie mich an mit einem Gesichtsausdruck, den ich nicht eindeutig bestimmen konnte. Es war eine Mischung aus einem zufriedenen Lächeln, dass auch sie befriedigt war und einer Provokation, die mir sagen sollte: Siehst du, ich habe mich nicht von dir irritieren lassen. Na, wärst du gern an seiner Stelle gewesen? Auch diese unausgesprochene Frage war in ihrem Gesichtsausdruck zu finden.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 7924

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben