Die Wanderung

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Die Wanderung

Die Wanderung

Anita Isiris

Ihr Pulli war viel zu warm; das gelbe Seidenhemd ebenso… und darunter trug sie nichts ausser ihrem schweren, warmen Kalabrierinnenbusen, an dem Udos Augen sofort hängen blieben. Er verhielt sich derart auffällig und vergass sogar, den Mund zuzumachen, dass selbst Seb aufmerksam wurde. "Hey, Junge, hab Dich nicht so!" stellte er seinen Freund bloss und kroch splitternackt unter die Decke seines knarrenden Betts. An der Wand vor ihm prangte ein wunderschönes, realistisches Gemälde, von dem man den Eindruck hatte, die Kühe, Schafe und Esel darauf seien soeben daran, die Leinwand zu durchbrechen. "Oooch, Udo…" seufzte Maria, "Gaby hat doch bestimmt auch einen Prachtbusen, oder?" Udo war es peinlich, bei seinem voyeuristischen Gebaren ertappt und obendrein noch direkt darauf angesprochen zu werden… aber er konnte die Augen nicht von der Frau seines Freundes lösen, die betont langsam die Decke über sich zog, bis ihre Brüste nur noch zu erahnen, aber nicht mehr zu sehen waren. Gaby war verletzt – gleichzeitig war sie von Sebs Anblick fasziniert, der eine unbehaarte Brust hatte – ganz im Gegensatz zu ihrem bärenhaften Ehemann. Schon nur sein blondes Bocksbärtchen fand sie geil. Es strahlte Energie und Willenskraft aus. Sie schloss die Augen und liess stille Bilder an sich vorüber gleiten (die Leserinnen unter Euch wissen, was ich meine). Eine Zeitlang war es still im kleinen Raum; lediglich das Sirren der Heizung (so warm war es nun auch wieder nicht an jenem Vorfrühlingsabend) war zu vernehmen. Seb versuchte, einen diskreten Blick auf Gaby zu erhaschen. Das war nicht ganz einfach, weil sie im oberen Kajütenbett lag. Etwas anderes stellte er aber fasziniert fest: Das Leintuch, das sie zudeckte, bewegte sich leicht, ganz leicht, so, als wäre es einer Sommerbrise ausgesetzt. Wenn er sich anstrengte, hörte er sie leise atmen: Gaby liess stille Bilder an sich vorüber gleiten.

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Gedichte auf den Leib geschrieben