„Herr und Frau Schwarz haben gerade das Hotel verlassen!“
Kein Zweifel. Die Frau an der Rezeption war sich ganz sicher. Kerstin wollte erst gar nicht glauben, was ihr da am Telefon gesagt wurde. Oskar war dienstlich unterwegs und hatte sein Mobiltelefon scheinbar wieder einmal im Wagen deponiert. Weil sie eine Anfrage von Freunden für das Wochenende erhalten hatte, wollte sie ihren Mann erreichen. Seine unmittelbare Kollegin in seiner Firma gab ihr den Namen des Hotels und sie hatte kurzerhand dort angerufen.
Kerstin Schwarz war Ärztin. Kardiologin. Sie arbeitete in einem Klinikum und musste dort auch immer wieder in der Notaufnahme Dienst machen. Sie freundete sich mit einem einundzwanzigjährigen Rettungssanitäter an, der sich vor ein paar Wochen bei ihr ‚ausgeheult‘ hatte, da er von seiner Freundin den Laufpass bekommen hatte. Ja, zuhören konnte sie schon immer. Kerstin war eine Frohnatur, eine echte Rothaarige, 44 Jahre, sportlich und seit etwa neunzehn Jahren mit Oskar verheiratet. Nach der Geburt ihrer jetzt siebzehnjährigen Tochter riet ihr Gynäkologe vor weiteren Schwangerschaften ab. Eine Durchtrennung der Eileiter war für sie die logische Konsequenz um fortan, wie sie sich scherzhaft ausdrückte, wild darauf losvögeln zu können. Sie tat es nicht. Nur einmal hatte sie in den Jahren ihrer Ehe ein fremdes Glied in ihrer Scheide. Das war ein Dreier, zusammen mit ihrem Mann, der nach einer Party einfach passiert ist. Ein schönes Erlebnis, das sie gerne wiederholt hätte, aber auf Dauer nicht wirklich erstrebenswert für sie. Es hatte sich nicht wieder solch eine Gelegenheit ergeben.
„Der Saukerl!“ Kerstin war, ja, was war sie? Wütend? Angefressen? Sauer? Traurig? Sie legte bedächtig das Telefon zur Seite. Später rief sie noch einmal im Hotel an. Man verband sie auf das Zimmer, wo eine Frauenstimme sich meldete. Da sie vorbereitet war, versagte ihre Stimme nicht und sie verlangte ihren Mann zu sprechen.
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