Sie sagte ihm, was Maria ihr gestern Abend erzählt hatte. Berger hörte ihr aufmerksam zu.
„Maria sagte, dass sie nur einen Spaß gemacht hätte! Dann zogen sie das Mädchen am Ohr und zerrten sie nach vorne. Dort taten sie dann, was sie eben selbst zugegeben haben. War das der Grund? Können sie keinen Spaß vertragen? Dann sind sie, in meinen Augen, kein guter Lehrer!“
Irgendwie spürte sie, dass Maria nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte. Berger antwortete ihr.
„Maria kommt ständig zu spät, täglich. Spricht man sie darauf an, gibt sie einem freche Antworten. Sie stört den Unterricht, stachelt ihre Mitschüler auf, gibt sich vorlaut und überaus selbstherrlich. Herr Schneider, den ich momentan vertrete, befindet sich in einer Rehabilitationsklinik für psychosomatische Erkrankungen. Der Unterricht in Marias Klasse hat ihm arg zugesetzt. Ich habe nicht vor, auch dort zu landen, setze daher auf einen strikteren Kurs. Maria hat es durch ihre Allüren geschafft, dass mir alles egal war. Ich wollte nicht gleich zu Beginn das Gesicht verlieren. Deshalb habe ich ihr vor den andern den Po versohlt. Ich wollte, dass sie sich schämt und endlich merkt, dass sie weder ein cooler Filmstar, noch ein Top Model ist, sondern eine einfache Schülerin. Sie wird bald ihr Abitur machen, und sollte sie sich nicht mehr ins Zeug legen, sehe ich dafür richtig schwarz!“
Verena sah ihn nachdenklich an. Was der Mann berichtete, passte zu ihrer Tochter. Sie glaubte ihm, dass er Maria einen Denkzettel verpassen wollte. Die Frau überlegte, dachte darüber nach, ob das Töchterchen, einen solchen nicht doch ein klein wenig verdient hatte. Besonders mitgenommen sah ihr Allerwertester ja nicht gerade aus. Verena dachte auch an die Folgen einer Anzeige. Maria würde schon wieder im Mittelpunkt stehen, und das tat ihr sicher nicht gut! Was bei diesem Sinneswandel auch eine Rolle spielte, war das leichte Ziehen in ihren unteren Körperregionen. Verena erregte die Vorstellung, dass dieser Herr Berger, womöglich auch einer unartigen Dame…Sie wagte es nicht, den Gedanken zu Ende zu denken. Der Lehrer sah sie fragend an, wartete offenbar auf ihre Entscheidung. Verena hüstelte leicht verlegen, bis sie ihm endlich eine Antwort zugestand. Sie klang sehr bestimmt.
Berger mochte ihre etwas rauchige Stimme, die ihm nun die größte Last von den Schultern nahm.
„Herr Berger! Wenn sie mir versprechen, dass sich so etwas nicht wiederholt, dann verzichte ich auf diese Anzeige. Maria ist ein verzogenes Mädchen, was auch meine Schuld ist. Aber wenn sie das nächste Mal Ärger macht, sprechen sie vorher mit mir! Dann können wir zusammen überlegen, was für sie am besten ist. Ich werde Ria sagen, dass ich vorerst nichts unternehmen werde, und dass sie mit diesem…ich sage mal…Popovoll leben muss. Das wird ihr sicher nicht sehr gefallen!“
Der Lehrer nickte: „Das denke ich auch! Vielleicht teilt sie es sogar selbst der Schulleitung mit. Wobei ich immer noch die Hoffnung habe, dass sie irgendwann einsieht, mit ihrer Art nicht sehr weit zu kommen in ihrem Leben. Sie ist ja sehr schlau, sogar überdurchschnittlich intelligent!“
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