„Alles gut, ich merke nur, dass ich viel von dir lernen kann.
Meine Achtsamkeit bezüglich Lilly schein ein wenig eingerostet“, gestehe ich ein.
„Genau das wollte ich damit nicht zum Ausdruck bringen“, erwidert Hajo mit ehrlich betrübter Miene.
„Hab ich auch nicht so aufgefasst“, versuche ich überzeugend klarzustellen, während ich den Pfundstopf aus der Backröhre nehme.
Ich deute mit dem Kopf auf die beiden Körbchen mit geschnittenen Baguettes.
„Würdest du das mitbringen?“
„Ja, aber noch etwas muss ich loswerden“, hält er mich auf.
Fragend sehe ich ihn an.
„Wir haben keinerlei Erwartungen an diesen Abend. Vielleicht sollten wir es bei einem gemütlichen Beisammensein belassen.“
Meine innere Verkrampfung löst sich, weil ich wieder einmal erkenne, wie sorgsam dieser Mann ist. Er könnte zu einem richtig guten Freund werden, der mich noch einiges lehren kann.
„Von meiner Seite her ist nichts geplant. Es ist Lillys Feier und allein sie entscheidet was daraus wird.“
„Ich dachte nur, so heiß wie deine Frau sich hergerichtet hat“, schiebt Hajo sinnend nach.
„Komm wir gehen rüber, es wird nämlich selbst durch die Topflappen heiß an den Finger“, schließe ich das Gespräch ab.
Beim Essen gewinne ich meine innere Ruhe wieder und sehe das auch Lilly an. Mit dieser Entspannung erkenne ich wie überhastet und verkrampft wir in diesen Abend gestartet sind.
Im Wunsch das zu ändern, verwickle ich noch beim Essen unsere Gäste in ein Gespräch. An Hajos Blicken sehe ich, dass er meine Absicht wohl erkennt. Er geht darauf ein und es entsteht ein gelöstes Gespräch.
Beim Nachtisch kommen wir aus dem Lachen nicht mehr heraus, weil Hajo viele Anekdoten aus seinem Leben preisgibt. Es hat fast etwas von einem Alleinunterhalter, wenn er sie mit den entsprechenden Tonlagen und Gesten unterstreicht.
Der mitgebrachte Wein wird entkorkt und mit ihm wird auch Lilly locker wie selten. Sie öffnet sich sogar soweit, dass sie das vergangene Wochenende anspricht.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.