Weihnachten, Bekenntnisse und Erklärungen

Eine nicht alltägliche Familie - Teil 11

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Weihnachten, Bekenntnisse und Erklärungen

Weihnachten, Bekenntnisse und Erklärungen

Grauhaariger

"Eine nicht alltägliche Familie“ ist die dritte Staffel der Geschichten um die Pilotin Olivia Andersson. Aufbauend auf „Eine nicht alltägliche Beziehung“ und "Eine nicht alltägliche Ehe".

In diesem Jahr fiel Heiligabend auf einen Samstag. Die Arbeiten an der Villa waren vorerst abgeschlossen und die Anderssons hätten zwei Tage vor Weihnachten einziehen können.
Um keinen Stress, auch im Sinne der Kinder, aufkommen zu lassen beschlossen Olivia und Martin den Umzug in das neue Jahr zu verlegen. „Die Atmosphäre hier in der Wohnung ist doch schön und die Kids räumlich zu trennen hat auch Zeit bis nach den Feiertagen.“
Klar hatten die Anderssons auch mehrere Weihnachtsmärkte besucht. Den Kindern war jedes Mal die Freude anzusehen, auch wenn sie zum tausendsten Mal „Last Christmas“ und „Rudolph, the red noised reindeer“ anhören mussten, zwischen und in den Buden alles Mögliche zu entdecken. Gebrannte Mandeln und Zuckerwatte, Kinderpunsch und, nein, Olivia konnte den Beiden keinen einzigen Wunsch abschlagen. Liv war glücklich, was Martin natürlich auch glücklich machte. Das Schönste für das Ehepaar war, wenn Leon und Clara sie mit leuchtenden Augen anstrahlten.
Obwohl Martin und Olivia mit den kirchlichen Ritualen so rein gar nichts am Hut hatten, wurde doch ein Baum gekauft und mit den Kindern zusammen geschmückt. Leon interessierte das Baumputzen nur insoweit, als er gefallen an den glitzernden Kugeln fand.
Als es dann dunkel war und der Baum erstrahlte kam weihnachtliche Stimmung auf. Mit Freuden sahen die Anderssons den Kleinen beim Auspacken der Geschenke zu. „Das macht viel mehr Spaß als das Einpacken;“ stellte Liv, angekuschelt an ihren Mann, fest. Gegen halb neun läuteten dann Daniela und ihr Mann. Die beiden Paare hatten sich verabredet nur so zum Plaudern. Selbstverständlich brachten sie auch für jedes Kind ein Päckchen mit.
Leon beamte es so gegen dreiviertel elf weg und Clara ging kurz vor Mitternacht freiwillig in ihr Bett. Die beiden Paare unterhielten sich bei einem Glas Wein über alles Mögliche. Gerhard bedauerte zutiefst, dass Olivia und Martin sehr bald schon aus dieser Wohnung ausziehen würden. „Meine Frau mag euch sehr und es war für mich ein gutes Gefühl zu wissen, dass immer Jemand für sie da ist.
Gerhard erinnerte sich gut daran, als Olivia in angetrunkenem Zustand erklärte, seine Frau zu lieben. „Kinder und Betrunkene sagen die Wahrheit“ ist eine weitverbreitete Weisheit, an die auch Elas Mann glaubte. In besagter Nacht fiel es Gerhard wie Schuppen von den Augen, dass seine Frau nicht nur mit Martin eine Affäre hatte.
„Ich habe echt darauf gebaut, dass Du,“ er schaute Martin an, „das Verhältnis zu meiner Frau beendest, nachdem Du und Olivia…“
Er erzählte, dass er damals sehr bald im Bilde war, was zwischen Daniela und dem Witwer lief. „Hätte ich Daniela gedrängt das zu beenden…“, er drückte die Hand seiner Frau, „hätte sie mich vielleicht verlassen! Martin war ja frei…“ Dass sie dann aber mit Martin und seiner neuen Freundin…das war für ihn erst nach Olivias Bekenntnis klar.
Daniela, die neben ihrem Mann saß, erhob sich und nahm nun unmittelbar und ganz dicht an Olivias Seite Platz. Die Frauen, Olivia schien erst überrascht, näherten sich bis zur innigen Umarmung an und…sie küssten sich!
Martin beobachtete Gerhard, der mit offenem Mund dasaß und die Mädels nicht aus den Augen ließ.
Es wurde ein langer Kuss. So richtig mit Zungeneinsatz. Anschließend strich Ela ihrer Freundin sanft über die Wange, schaute ihr dabei tief in die Augen und setzte sich auf ihren alten Platz neben ihrem Mann zurück. Diesem zugewandt fragte sie: „Das wolltest Du doch sehen?“
Unfähig einen Ton zu sagen nickte er nur, legte einen Arm um seine Frau und drückte sie fest an sich. Vor Wochen schon äußerte er Daniela gegenüber, dass er gerne einmal zusehen würde, wenn sie und Olivia sich küssen. Nun hatte er es gesehen. Und es erregte ihn mehr als in seiner Phantasie, diese Intimität live zu beobachten.
Daniela küsste nun auch ihren Mann. Erst zaghaft und dann immer intensiver. „Elas Lippen, die eben noch eine Frau…“ geisterte durch Gerhards Kopf. Was ihn noch mehr erregte als es der Kuss der beiden Frauen schon tat.
Liv strahlte innerlich und beobachtete ihre Freundin und deren Ehemann. So viel Bekenntnis von Daniela zu ihr hätte sie nicht erwartet. Martin zuckte nur ein wenig mit den Lippen und enthielt sich eines Kommentares.
Für Gerhard schien es der richtige Moment zu sein, Fragen loszuwerden, die ihn schon sehr lange beschäftigten. „Ich hatte gehofft,“ fing er an, „dass Du, Martin, die Affäre mit meiner Frau beendest, nachdem Du Liv kennengelernt hattest!“
Olivia brach die eingetretene Stille. „Ich habe mich damals Hals über Kopf in Martin verliebt!“ Liv drückte die Hand ihres Mannes. „Du hast Dich auch sofort auf mich eingelassen und mir auch gleich reinen Wein eingeschenkt, was Ela betraf.“ Olivia überlegte einen Augenblick lang, bevor sie fortfuhr. „Ich hatte panische Angst, dass ich mich aus Martins Leben verabschieden müsste, sollte ich ihn vor die Wahl stellen: Daniela oder ich.“
Diesmal stand Olivia auf und ging zu ihrer Freundin hinüber. „Ich hatte bis dato nie etwas mit einer Frau,“ erzählte sie weiter. „Und jetzt liebe ich Dich als allerbeste Freundin mit Benefits, wie man so schön sagt.“ Nun war sie es, die ihre Freundin küsste.
„Aber;“ betonte Liv während sie sich auf ihren Platz zurücksetzte, „Martin ist mein Leben! Und dafür würde ich kämpfen! Und natürlich für unsere Kinder, unsere Familie!“
Du bist überhaupt nicht eifersüchtig?“, fragte Gerhard.
„Doch, ich bin irre eifersüchtig!“, antwortete Olivia. „Wenn die Zwei allein…ich will es wenigstens wissen!“
Nun meldete sich Daniela: „Machen wir nicht mehr! Denn Martin und ich wollen Dich keinesfalls verletzen!“ Liv wusste, dass dem so war und nickte nur. Dann aber konfrontierte Ela sie mit einer Frage: „Aber Martin vögelt doch auch mit Alena, soviel ich weiß?“
Sofort hob Gerhard neugierig den Kopf.
„Zu Alena hat Martin keine emotionale Bindung;“ entgegnete Olivia. „Außerdem…“, Liv war sich nicht schlüssig, ob sie ihre Fremdficks dagegen aufrechnen sollte.
„Außerdem?“, fragte Gerhard nach.
„Außerdem darf mich dafür Alenas Mann flachlegen!“
„Oder Du ihn!“, merkte Martin in Anspielung auf die Lieblingsstellung seiner Frau grinsend an.
Es fielen noch ein paar flapsige Bemerkungen in die Elas Mann ebenso mit einstimmte. Vielleicht war er nach diesem aufschlussreichen Gespräch noch verständnisvoller für das Tun seiner Frau? Wer weiß, vielleicht würde er auch gerne einmal mit Olivia…?
Nein, Gerhard wurde nicht zu einem Partnertausch eingeladen. Daniela hatte das den Anderssons gegenüber immer abgelehnt. Und irgendwie wollte Olivia das auch nicht.

*****

Silvester. Für die Anderssons musste dieses Jahr, im Hinblick auf die Kinder, der mitternächtliche Treff mit der Nachbarschaft ausfallen. Leon war schon um halb elf stehend KO, nachdem er von der Dachterrasse die aufsteigenden Raketen verfolgen durfte und lauthals nach „mehr“ rief. Im Gegensatz zu seiner Schwester hat er Neujahr verschlafen. Wegen der Kinder hatten Olivia und Martin zu einer kleinen Silvesterparty in ihre Wohnung eingeladen. Daniela und Gerhard waren bei ihrer Tochter verabredet und winkten ab, aber Pat mit ihrem Mann Nils und Franz, der Fuhrparkleiter und seine Frau sagten begeistert zu.
Mit: „Ah, die Frau, die alle Stellungen mag;“ wurde Britta von Nils lachend begrüßt. Die Angesprochene zwinkerte mit einem Auge und erwiderte den Handschlag. Jeder beschäftigte sich immer mal wieder mit den beiden Kindern, so dass der Abend sehr kurzweilig wurde. Olivia hatte kalte Platten bei einer Metzgerei mit Partyservice geordert und an Getränken aller Geschmacksrichtungen fehlte es nicht.
„Je später der Abend…,“ so beginnt eine alte Weisheit. Die drei Paare kamen auf die Villa und deren Um- und Ausbau zu sprechen, als Olivia das Töchterchen dann auch endlich im Bett hatte und schlief. Irgendwie drehte sich das Gespräch dann um dieses ominöse Bett und wo es denn aufgestellt werden würde. Der Alkohol tat sicher sein Übriges so dass Martin, auf Drängen der beiden anderen Herren, die Existenz eines Spielzimmers verriet.
Irgendwie gab ein Wort das Andere und die Anderssons beschrieben dieses Zimmer und die Ausstattung haarklein. Man malte sich aus, was in diesem Raum so alles geschehen könnte, wenn beispielsweise Patricia von ihrem Mann eine Massage erhalten würde. Mit gespreizten Beinen und selbstverständlich völlig nackt. Oder wie Britta, die Frau des Fuhrparkleiters, in der Liebesschaukel von ihrem Franz in den Himmel der Glücksseligkeit gevögelt wird. Olivia beschrieb detailreich wie es sich anfühlt, einem Mann, angekettet an das Bett, ausgeliefert zu sein. Martin konnte es natürlich nicht lassen und erzählte von Olivias Tortur mit dem heißen Wachs.
„Und wisst ihr, was das Schärfste ist?“, fragte Liv und gab gleich selbst die Antwort: „Nebenan ist ein Badezimmer. Durch eine Glaswand kann man alles sehen was dort passiert! Große Dusche, offene Toilette, alles ohne weiteren Sichtschutz!
„Habt ihr dieses „Spielzimmer“ schon eingeweiht?“, fragte Nils. Verschmitzt grinsend bejahten Liv und auch Martin diese Frage.
„Ladet ihr uns einmal ein? Wir würden das auch gerne probieren!“ schwärmten die Baumüllers und auch Britta stimmte in die Bitte mit ein: „Wir auch!“
„Klar, warum denn nicht?“ meinte Martin großzügig.

*****

Die Anderssons, die Baumüllers und die Seibolds hatten sich für den Montag verabredet, den Umzug aller persönlichen Dinge, den beweglichen Einrichtungsgegenständen und der neugekauften Kinderzimmerausstattung zu bewerkstelligen. Nils und Franz waren sich einig, dass man das auch ohne Umzugsfirma auf die Reihe bekommen würde. Britta und Patricia wollten natürlich tatkräftig mithelfen.
Die Betreuung von Clara und Leon würde am Nachmittag Frau Richter bis maximal Mitternacht übernehmen.
Olivia hatte vorab viele Sachen in Umzugskartons verpackt, so dass alles gegen fünfzehn Uhr in der Villa im richtigen Zimmer stand. Das Meiste verpackt, aber immerhin. Die Betten von Clara und Leon sowie die beiden Schränke wurden in den entsprechenden Kinderzimmern aufgebaut. Ihre Spielsachen waren sowieso fast alle vorab in die Villa umgezogen. Selbst das Kücheninventar hatten die Frauen bereits in den Schränken verstaut.
Die Männer gönnten sich zum Abschluss ein Bier, „alkoholfrei selbstverständlich“, wie Nils sich ausdrückte. Die drei Ladies waren, wie beinahe immer, auf dem Wassertrip. Man saß im Wohnzimmer und ließ die letzten Stunden Revue passieren.
„Zeigt doch mal euer Spielzimmer!“ Britta war es, die in der Frauenrunde diese Bitte in den Raum stellte. Die Männer ließen sich von Martin gerade den Plan für die neue Poollandschaft zeigen.
„Ihr wollt das wirklich sehen?“ fragte Olivia ein wenig geheimnisvoll. Die Antwort hätte sie sich ebenso gleich selbst geben können.
„Ja, natürlich wollen wir sehen!“, meinten Patricia und Britta übereinstimmend. Die drei Ladies erhoben sich und schlugen den Weg Richtung Keller ein.
„Wir sind dann mal unten!“, rief Olivia der Herrenrunde zu. „Kommt ihr nach?“

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