Von hier war es nicht mehr weit bis zur Bebauungsfläche am nahen Waldrand. Da stehen die Einfamilienhäuser wegen der hohen Quadratmeterpreise ziemlich eng beisammen. Die Grundstücke sind über einen kleinen Trampelpfad, der am Wald entlanggeht, gut zu erreichen. Man kann sich hervorragend an die Terrassen und Wintergärten ranschleichen, von wo aus man gut in die Wohnungen schauen kann. Manchmal machen’s die Leute ja auch auf dem Küchentisch oder auf dem Sofa vor dem Fernseher. Darauf hatte ich gehofft. Und ich wurde dieses Mal nicht enttäuscht. Am Ende kam es sogar noch viel besser, als ich es mir in meinen kühnsten Träumen hätte vorstellen können.
Aber eins nach dem anderen. Zunächst verließ ich, einem spontanen Impuls folgend, meine geplante Route. Wie so oft hatte ich den richtigen Riecher, eine Art sexten Sinn, der besonders dann gut funktioniert, wenn ich selbst unter sexueller Spannung stehe. Wie gesagt, ich hatte schon länger keinen Orgasmus mehr.
Meine Füße leiteten mich mit traumwandlerischer Sicherheit zur alten Tuchbleiche. Das ist eine Wohnanlage mit mehrstöckigen Mieteinheiten, Reihenhäusern und Doppelhaushälften. Ein Ökoprojekt mit begrünten Dächern, Erdwärme, Photovoltaik, Gemeinschaftsgärten und vielen Kinderspielplätzen. Der verwinkelte Komplex leidet unter chronischem Stellplatzmangel, sodass die Straßen hier immer chaotisch zugeparkt sind. Und wegen der Enge der handtuchgroßen Grundstücke haben viele Bewohner kleine Schuppen und Hütten aufgestellt, was dem Areal einen leicht rumpeligen Flair verleiht.
Die Bewohner der Tuchbleiche gehören eher zur links-alternativen oder grünen Szene. Und so findet man dort – sexuell gesehen – zwei extreme Lebenseinstellungen vor: die experimentierfreudigen Sexpositiven und die spaßbefreiten Gutmenschen, deren Lebenszweck es ist, andere permanent zu belehren und zu bevormunden.
Weihnachtsgeschenke
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