Diese Schlabberpullis aber auch! Ob sie depressiv ist, die kleine allein Erziehende von gegenüber? Ich schau ihr in die Töpfe. Studiere ihre Figur. Ihr Gesicht. Eigentlich ist ihr Gesicht o.k. – mal abgesehen von den Ringen unter den Augen. Ob sie oft weint? Beim Einnachten ist der Kontrast besser. Ich sehne mich nach den kommenden Sommerabenden, wenn die Strassenlampen ein mildes Licht abgeben, wenn die Hausfassade vom Mond sanft erhellt wird und ich mich hinter mein geliebtes Fernrohr kuscheln kann. Kuscheln in weissen Kissen, versteht sich. Dann bin ich ganz die Lydia, ganz mich selbst. Darf ich euch ein intimes Geheimnis verraten? Schon die Vorahnung, was ich mit meinem Fernrohr alles beobachten könnte, macht mich feucht. Zwischen meinen Schenkeln liegt ein Stillkissen, das ich im Spital geklaut habe. Es schmiegt sich in meinen Schritt. Na, Männer… möchte einer von euch mein Stillkissen sein? Stillkissen haben übrigens nichts mit Stille zu tun, nichts mit Stillhalten, sondern mit Stillen. Bei mir wird dieses wunderbare weisse Kissen zweckentfremdet; ich liebe es, mein Geschlecht daran zu reiben, ganz sanft und behutsam. Noch keiner hat mich da unten berühren dürfen. Darauf bin ich stolz. Ich liebe es aber, zuzuschauen, wenn andere berührt werden. Hinter der nächsten Fensterreihe lebt ein verliebtes Paar. Die beiden sind so was von niedlich. Jeden Abend zünden sie sich drei Kerzen an; die beiden setzen sich immer um 19.00 zum Abendbrot an einen langen Tisch. Kirschenholz, vermute ich. Mein Fernrohr verheimlicht mir nicht mal die leuchtenden Augen von Dieter, der Anna gegenüber sitzt. Die Namen habe ich mir von den Klingelschildern abgeschrieben. Nach dem gediegenen Mahl komplimentiert Dieter seine Anna auf den Tisch, das ist seit einer Woche so. Sie kniet auf einem gelben Kissen, es handelt sich um ein veritables Ritual. Dann ficken die beiden, ohne weitere Umschweife.
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