„Mein Körper gehört doch mir“, sagten sie. „Ich bin so geil“, dachten sie, und sie schrieben auch das Gedachte hin, in ihren offenen Dokumentationen.
Ja, und Stefania war jetzt geil. Sie wollte etwas erleben in Barcelona, und zwar nicht nur bunte Häuser mit glitzernden Fassaden, nicht nur Hundertwasser-Kunst, nicht nur Luft in ihrem Haar, nicht nur Austerngeschmack auf der Zunge. Stefania wollte etwas Hartes, Handfestes, und sie wollte es jetzt. Sie rückte ihren Bikini zurecht und stand auf. Sie lächelte Carlo zu, zog ihre Bluse über, packte ihren „Spiegel“ ein und wandte sich zum Gehen. Sie drehte sich nicht um. Sie wusste, dass der Mann ihr folgte. Sie schob den Scooter durch den Sand, und sie wusste, dass Carlo ihr auf den Hintern starrte. Schon war er neben ihr. Lächelte sie an. Leicht, unbekümmert, unaufdringlich. Nein, Carlo war nicht penetrant. Er war leicht wie eine Brise, und sie hätte ihn mit einer einzigen abwehrenden Geste wegpusten können. Dann hätte er es einfach bei einer andern Frau versucht.
Als er vor ihr ging, musterte Stefania seinen Knackpo. „Einmal ist doch keinmal…“, sagte sie sich, obwohl sie gerade erst gelesen hatte, dass auch „einmal“ Menschen, die in einer Beziehung stehen, derart verändert, dass sie nicht mehr zurückfinden.
Carlo begleitete Stefania, als wäre es das Natürlichste der Welt, zurück zu ihrem Hotel. Stefania kam sich vor als wäre sie ferngesteuert. Was machte sie eigentlich da? Sie hoffte, dass ihr Smartphone nicht vibrierte. Hätte Nino ihr jetzt geschrieben, sie hätte sich beobachtet gefühlt und die Schmetterlinge in ihrem Bauch wären eingeschlafen. Jetzt waren sie aber wach und taten mit ihren Flügeln Dinge, die Stefania nicht in Worte zu fassen vermocht hätte.
Dann waren sie da.
Der Mann am Tresen blickte nicht einmal hoch. Es schien ganz normal zu sein hier, dass Frauen aus aller Welt allein antanzten, und dann, etwas später, mit einheimischer Begleitung den Zimmerschlüssel verlangten.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.