Wenn ich nackt vor dem Spiegel stehe und an mir herunter schaue, frage ich mich schon, was sie an mir finden, die Männer. Leo, der Gemüsemann zum Beispiel, der jeden Donnerstag um 20:03 Uhr bei mir aufkreuzt, und Woche für Woche mit einer neuen Gemüsesorte, die er – gegen ein paar Euro – in mich rein steckt. Klaus, der 10fache Familienvater, dem es Lust bereitet, mich in die Nippel zu kneifen. Wunibald, der Knecht… damals, als er noch lebte. Drei Milliarden Schweizer Fränkli werden in der Schweiz mit Prostitution umgesetzt – ein Bruchteil davon bei mir, in meiner kleinen Mansarde an der Münstergasse. Die Dachwohnung ist nicht eben billig, wenn man bedenkt, dass sie bloss aus einem Schlafraum und einer Toilette besteht – die sich erst noch im Treppenhaus befindet. Im Moment mache ich mich schön für Thomas, den Fotografen. Er soll das Beste bekommen von mir – er bezahlt auch gut. Thomas tut nichts lieber als mich fotografieren – in der „Hündchenstellung“, wie er das nennt, oder „von hinten, am Fenster stehend“. Meine Brüste, die ganz keck ausschauen, scheinen ihn absolut nicht zu interessieren. Er steht mehr auf „innere Werte. Pospalte. Damm. Und, natürlich, Fötzchen. „Fützli“, sagt er liebevoll dazu – wenngleich er mich da noch kein einziges Mal berührt hat. „Jaaa, Brigitte, zeig mir Dys Fützli!“ In diesem Job arbeite ich ganz zufällig, natürlich, wie die meisten, die direkt darauf angesprochen werden. „Ehm… ja – ich bin ne ganz normale Berufsfrau, Physiotherapeutin, und verdiene als Nutte, temporär sozusagen, ein wenig Geld für meine Praxis in Murten. In 5 Monaten wird sie eröffnet – und dann arbeite ich wieder ganz normal mit Fangopackungen und so. Angezogen, versteht sich. Und topseriös. Im blickdichten Kasak. Mit Triumph-Sport-BH drunter. Und weissem Sloggy Slip, falls Dich das interessiert. In wenigen Minuten wird es klingeln, und der „Fützli-Fotograf“ steht vor der Tür.
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