Es war Vormittag geworden, eigentlich meine normale Zeit, müde im Büro zu sitzen. Heute nicht, denn in meinem Kopf schwirrten Bilder, zusammen mit Informationen herum, die mich auf grausame Weise hellwach hielten.
Ich sehnte mich nach einer Umarmung von Chris, in der ich mich beruhigen konnte. Er war derjenige, einzige, der das hinbekommen konnte.
Ich kannte den ‚neuen‘ Chris noch nicht so lange, etwa ein halbes Jahr. Vermutlich waren es die einschneidenden Vorkommnisse, die uns derart zusammengeschweißt hatten. Sonst war es kaum plausibel zu erklären, dass er in der vergleichsweise kurzen Zeit zu der wichtigsten Person an meiner Seite geworden war. Das hatten andere Männer, in vorherigen Beziehungen, in zwei Jahren nicht geschafft.
Wie gern hätte ich mich an seine Schulter gelehnt, seine Hand gehalten, die Finger verflochten. Wie gern hätte ich seinen ruhigen Herzschlag gespürt.
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„Chris, was soll ich nur tun, es ist nicht mehr meine Ela, glaube ich. Da liegt nur ein Schatten von ihr. Es war so grausam, was Shiva und Marc erzählt haben.“, fiel ich ihm in die Arme.
„Schatz, warte doch erst mal ab. Vielleicht ist es anders, wenn sie wach ist.“, versuchte er mich zu trösten.
Womit er zweifelsfrei recht hatte. Aber meine weibliche Intuition wusste es besser, was mich noch mehr beunruhigte.
„Könntest du, vielleicht vorsorglich, schon mal mit Freya telefonieren? Ich denke, sie könnte eine wertvolle Hilfe für Ela sein. Wäre es nicht sowieso mal wieder Zeit, mit ihr und Leon was zu unternehmen?“, schmiegte ich mich an ihn.
Ich hatte ihn in der Küche gefunden. Nachdenklich, wie so oft in letzter Zeit, drehte er seinen Kaffeebecher im Kreis herum. Franzi und Falk waren schon auf dem Weg in den Kindergarten. Chris sah müde aus, die letzte Nacht war für uns beide nicht sehr erholsam.
Ich setzte mich auf seinen Schoß und legte meine Arme um seinen Hals.
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