Wie das mit dem Fenstersturz wirklich war

Die wahre Geschichte - Teil 2

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Wie das mit dem Fenstersturz wirklich war

Wie das mit dem Fenstersturz wirklich war

Svenja Ansbach

„Sie haben erst die Finger seiner Hand, mit der er sich festgehalten hat, bis aufs Blut zerschlagen und ihn durch das Fenster ohne Hut, im schwarzen samtenen Mantel hinab geworfen. Er ist auf die Erde gefallen, hat sich noch 8 Ellen tiefer als Martinitz (er schrieb über sich in der 3. Person!) in den Graben gewälzt und sich sehr mit dem Kopf in seinen schweren Mantel verwickelt.“
Über den Fall des Sekretärs schrieb Martiniz nur kurz: „Haben letztlich noch den Herrn Magister Phillip Fabricius, röm. kais. Rat und Kgr. Böhmens Sekretarius […], in den Graben geworfen.“

Fabricius selbst schrieb im Grunde auch nicht ausführlicher, aber er nannte Gründe, warum alle drei den Sturz trotz großer Höhe relativ glimpflich überstanden hatten. Die damalige Mode und das kühle Wetter waren ihr Glück gewesen. Alle Beteiligten hatten weite, schwere Mäntel getragen, die den Fall stark dämpften. Auch waren die Fenster, aus denen die drei geworfen wurden, sehr klein gewesen, und sie wurden daher nicht mit Schwung nach draußen befördert. Sie hatten sich alle drei gewehrt und noch am Sims festgehalten. Da die Wand unterhalb des Fensters nicht gerade, sondern nach außen angeschrägt war, sind die drei wohl eher hinuntergerutscht als gefallen.

Die von den böhmischen Ständevertretern hastig den Katholischen hinterhergeschickten Schüsse hatten allesamt ihr Ziel verfehlt, wohl wegen des Gedränges an den kleinen Fenstern. Unterschlupf und Schutz fanden die drei tief Gefallenen anschließend bei der katholischen Adeligen Polyxena von Lobkowicz, aber das wusste Oberstudienrat a.d. Ludwig schon.


Ernüchtert wollte Ludwig das Manuskript schon zuschlagen, als er an dem Wort „Hurerey“ hängenblieb. Er entzifferte den ganzen Satz. „Jetzt, wo ich baldigst vor den Schöpfer treten werde, muss ich bekennen, dass der große Krieg, der gedauert hat dreißig Jahr, nicht durch diesen altböhmischen Brauch entfesselt wurde, wegen der ohn Ergebnis seienden Konsultationen bezüglich der Gewährung freier Ausübung des Protestantismus sondern wegen Hurerey, ausgelöset von meiner Person, Philipp Fabricius von Rosenfeld und Hohenfall! Der Herr ist mein Zeuge und möge mir gnädig sein.“

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schreibt Amorelio

wohlan, wohl geschrieben, so dass das Horn des Lesers erwachet

Gedichte auf den Leib geschrieben