Der Dorflehrer war sehr gebildet. Er sammelte nicht nur Steine, sondern verfügte auch über eine breit gefächerte Bibliothek, die nebst der gesamten bekannten Weltliteratur auch Botanik- und Anatomie-Bildbände beherbergte. Da war etwa ein sorgfältig aufbereiteter Anatomie-Atlas, sein Lieblingswerk. „Knöchernes Skelett und Muskulatur“ stand auf dem Einband. Schlug man das Werk auf der fünften Seite auf, prangte dort aber ein herrlich liebevoll gezeichneter weiblicher Arsch, von hinten, mit einer zart behaarten Vulva als Zentrum des Kunstwerks.
Was die weibliche Pflaume mit „knöchernem Skelett und Muskulatur“ zu tun hat, sei dahingestellt. Der Grafiker und dessen ärztliche Auftraggeber wollten sich wohl einen Spaß machen und den Studenten gleich zu Beginn des Studiums zeigen, welch anatomisches Geheimnis sich ihnen im Laufe des Studiums und des Berufs enthüllen würde. Vulva, Perspektive von hinten, den Anfängern des Medizinstudiums Flügel verleihend.
Nicht selten kam es vor, dass der alte Mann nach dem dritten Pflaumenschnaps nach dem Buch griff, es auf der fünften Seite aufschlug und es sich genussvoll besorgte. Nun war aber da diese Annina, die bestimmt ebenfalls über eine Vulva verfügte, wie der Dorflehrer vermutete. Er würde der jungen Frau nichts tun, oh nein, denn der Dorflehrer hatte vor Frauen einen Riesenrespekt. Aber er wollte einmal, ein einziges Mal, mit dem Rücken seines Zeigefingers… die zarten Härchen streicheln, die Anninas Vulva zierten.
Die Idee geriet zur Besessenheit. Dann war da diese eine dunkle, mondlose Nacht, in der es den Dorflehrer ins Freie zog. Er wusste natürlich, dass auch Waldemar, der Bäcker, scharf auf die junge Frau war, und der tollpatschige Junge, der ihm als sehr schwacher Schüler in Erinnerung geblieben war, hatte es weit gebracht. Zu einem Stelldichein in Anninas Garten nämlich, vor ihrem Haus, und er, der Dorflehrer, hatte Zeuge des Liebesspiels sein dürfen.
Wie es mit Annina weitergeht
des Wunderkerzen-Dramas zweiter Teil
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Wie es mit Annina weitergeht
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