Wie es mit Annina weitergeht

des Wunderkerzen-Dramas zweiter Teil

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Wie es mit Annina weitergeht

Wie es mit Annina weitergeht

Anita Isiris

Nachdem Waldemar und der Dorflehrer Anninas Garten verlassen hatten, nahm das Leben im kleinen Dorf seinen gewohnten Lauf. Das heißt, nicht so ganz. Waldemar, der Bäcker, konnte an nichts anderes mehr denken als an Anninas Zunge, die so liebevoll sein Hörnchen geleckt hatte. Das war doch erst ein paar Tage her, und die Jungfer hatte doch bestimmt noch ganz anderes zu bieten als ihren Lutschemund und ihr Züngelein.
Es ist das Schicksal vieler, wenn nicht sogar der meisten Männer, dass sie nicht genug bekommen können. Sie können sich niemals mit einem Erlebnis zufrieden geben, darauf zurückschauen und es gut sein lassen. Nein, Männer wollen mehr. Immer mehr. Und dann noch einmal mehr. So erging es nicht nur Waldemar, sondern auch dem Dorflehrer. Die kurze Sequenz, von der er in Anninas Garten hatte Zeuge sein dürfen, ging ihm noch immer durch und durch. Viel hatte er zwar nicht gesehen. Da waren bloß Anninas schwarze Locken gewesen, die sich wie ein Schleier vor Waldemars steifes Hörnchen gelegt hatten. Und da waren Anninas Kopfbewegungen gewesen, die keine Zweifel an dem offen gelassen hatten, was sie da gerade zu tun im Begriff war.
Der Dorflehrer war ein Steinsammler. Fand er auf dem Feld einen Stein mit einer besonders schönen Zeichnung, etwa mit einer weissen Linie oder gar silbriggrauen Punkten und weiteren Einsprengseln, hob er ihn sofort auf und stellte ihn in seinem Häuschen neben dem Schulareal auf einen Sims. Des Dorflehrers Bleibe war voll von Steinen, und diese Steine gaben dem alten Mann die Kraft, zu leben und sich genussvoll daran zu beteiligen, sei es mit mehreren Gläschen Pflaumenschnaps, die er sich Abend für Abend genehmigte, sei es mit deftigem Kaninchenbraten, den seine Haushälterin ihm zweimal pro Woche kredenzte.
Der Dorflehrer war ein erdverbundener Mann, und Annina war eine Frau, die bei ihm tiefste verborgene Sehnsüchte weckte. Der Mann war nie verheiratet gewesen, was er seinem Buckel und seinem Haar zuschrieb, das schon in seinen Zwanzigern nur spärlich den Kopf bedeckt hatte. Aber der Mann hatte eine immerdar brennende Seele, und diese gierte nach zartem, weichem Frauenfleisch.

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