Sie lieben Tango? fragte er nach. Ich blickte über die Schulter in seine ernsten Augen. Der Tango ist mein Schicksal, sagte ich und wiegte mich zur Musik. Sein Blick ließ meinen nicht mehr los, mir war heiß und kalt. Ich hatte pochende Wangen, spürte Erregung in mir wachsen, Energie in meine Glieder schießen, wusste nicht, was ich richtig verstand und was ich nur wünschte. Dann wollen wir das Schicksal herausfordern, sagte er ruhig, stellte unsere Gläser auf einen der umlagerten Bistrotische und nahm mich in den Arm. Es war in gewissem Sinn gewagt, sich in die Tanzeinlage dieser echten Könner einzumischen, aber wir nahmen vom Rest der Welt nicht mehr viel wahr. Seine Technik und seine Kenntnisse waren etwas eingerostet, doch mit seinen Fehlern ging er völlig souverän um und ließ sich nicht verunsichern in seiner Aufgabe, Führung zu übernehmen, die ihm seine Rolle als Mann unrelativierbar zuwies. Ich war hingerissen, seine Arme waren kräftig und doch sanft, sein Empfinden für meine Bewegungen hellhörig, wach. Er roch gut, nicht nach Rasierwasser, oder Deodorant, sondern wohltuend nach Mann. Unsere Hüften, unsere Venushügel lagen auf Tuchfühlung. Ich spürte ihn, fühlte, dass er empfand wie ich.
Die Zeit schien stehen zu bleiben, ich sah nur noch seinen Blick in meine Augen, spürte ihn mit meinen ganzen Körper. Die Welt um uns war wie in einen Wattebausch gepackt, der begeisterte Applaus, der wohl auch uns galt, drang kaum zu mir vor. Er fragte nur: Wann werden wir uns wieder sehen? Endlich war es wieder da, dieses nachhaltige hitzige Frösteln, wenn jede Faser meines Körpers sich mit Energie auflädt und diese unerträgliche Spannung entsteht, die nicht mehr weichen will, sondern sich nach Erfüllung sehnt. Ich wollte ihn, ich wollte ihn spüren, ganz und gar, tief in mir, mein Nacken spürte seine Lippen schon, obwohl sie mich noch nicht berührt hatten. Ich erwiderte todernst: Werden wir uns heute trennen? Meine Gegenfrage war auf eine Weise fordernd, die jene seines unaufdringlichen Mutes übertraf. Doch ich verunsicherte ihn nicht, er antwortete ohne Hast und ohne Zögern: Wenn es nach mir geht, nicht. Sag mir, wann es Zeit ist, zu gehen. Jetzt, bestimmte ich, obwohl Musik, Buffet und buntes Publikum mich unter anderen Umständen verleitet hätten, bis zum Schluß zu bleiben. So verabschiedeten wir uns kurz bei Margarete, deren wissender Blick keinen von uns beiden störte.
Draußen sagte er einfach, er wohne am Ende der Straße, seine Wohnung sei wie die Galerie am Rande des Parks gelegen. Er legte wie selbstverständlich den Arm um mich und lenkte unsere Schritte dorthin. Zu ihm zu gehen, war in Ordnung. Ich könnte mich zurückziehen, wenn es unangenehm werden sollte. Und dass er mich mitnahm, bedeutete, dass er wahrscheinlich nicht sofort wieder allein sein wollte. Ich hatte auch keine Eile, denn es war ohnehin vereinbart, dass Johanna, meine Kleine, bei meinen Eltern über Nacht bliebe. Wortkarg, aber ohne jede Anspannung schlenderten wir den Park entlang. Auf einer Lichtung sahen und hörten wir junge Leute am Teich fröhlich feiern und auf den erleuchten Wegen flanierten Liebespaare. Wir waren also nicht die einzigen Nachtschwärmer, wir sahen uns an und mußten ohne rechten Grund lachen. Er hatte ein sehr schönes Lachen, es passte gut zu seiner ernsten Grundhaltung, nichts war überdreht oder aufgesetzt. Er drückte seine Wange an meine, umarmte mich, seine Lippen suchten küssend meinen Mund.
Sanft, feucht, verlangend, endlos küssten wir uns, drängten uns aneinander.
*
Irgendwann standen wir vor einer Jugendstilvilla, die in einem modernen, aber gut integrierten einstöckigen Anbau ein großzügiges, lichtes Architekturbüro enthielt, das sich in das Haupthaus hinein erstreckte. Durch ein liebesvoll restauriertes Treppenhaus gelangten wir in den ersten Stock und traten durch eine hohe Tür in seine weitläufige Wohnung. Sie war geschmackvoll eingerichtet, etwas unaufgeräumt, dazu war er wahrscheinlich zu beschäftigt, nicht schlampig, sondern einfach erkennbar bewohnt. Seit Johanna krabbelnd die Wohnung erobert hatte, ließ sich auch meine Liebe zum gepflegten Ambiente nicht mehr alltäglich verwirklichen, überall trat ich auf Bauklötze, Püppchen, Bilderbücher und sonstigen Kinderkram. Gerade heute hatte ich keine Zeit mehr gehabt, mein Domizil einladend zu gestalten, aber das wäre vielleicht eine gute Gelegenheit gewesen, ihm auf den Zahn zu fühlen. Ja, das alles dachte ich bereits im ersten Moment, als ich seine Schwelle überschritt. Egal, heute Nacht ging es nur um uns, der Rest musste sich zeigen.
Seine Lippen wühlten sich kurz durch mein Haar in meinen Nacken, bevor er in die Küche verschwand. Ich hatte enge, kurze Abendgarderobe gewählt für diesen Abend und Schuhe mit hohen Absätzen. Nun konnte ich kaum noch laufen, streifte sie ab und ließ sie liegen, wo sie waren, mein Jäckchen warf ich auf eines der Sofas und schaltete den CD-Player seiner Stereoanlage ein. Ich hatte coolen Jazz, französische Musette oder eben Tango erwartet, aber es erklang Eric Carmen‘s „Hungry Eyes“. Ich reckte und wiegte mich zum Rhythmus dieser wunderschönen Rumba. Plötzlich umfassten mich seine Arme, schmiegten seine Hüften sich synchron zu den Bewegungen meines Beckens an mich, so wie es die Musik vorgab. Seine Hände wanderten über mein Brüste, berührten sie flüchtig wie aus Versehen, dann drehte er mich um in Tanzhaltung und führte mich in Figuren, in denen ich meinen Körper in Distanz zu seinem, aber gehalten von seiner Hand, darbieten, anpreisen, ihn locken musste. Und ich gab alles, wollte ihn verrückt machen nach mir.
Ist der Tango die edelste Form des Kräftemessens der Geschlechter in der Nähe ihrer Körper, so bietet dieser Tanz dem Mann den Blick auf die Schönheit der Frau und sie hat die Gelegenheit, diesen Blick zu fesseln und ihren Anblick unvergeßlich zu machen, seine Sehnsucht bis ins Schmerzvolle zu steigern. Doch nichts führt sie wirklich zu ihm, schafft wirklich Nähe, alles verschiebt sich auf den Augenblick danach. Als er mich um sich führte, glitt seine rechte Hand in der Drehung von meinen Hüften, wo sie hingehörte, abwärts auf meinen Po, und sie gelangte auf dem engen Abendkleid nur ansatzweise, aber deutlich genug in die Falte zwischen meinen Backen. Ich war nass, nicht vom Schweiß, von meiner Erregung, spürte jede unerwartete, doch ersehnte Berührung wie elektrisiert und blickte immer wieder in diese ernsten, hungrigen Augen. Irgendwann drehte er mich mit meinem Rücken zu ihm gewandt vor sich und in der Cucaracha drückte sich sein von Härte gekennzeichneter Unterleib an meinen und ich meinen an seinen. Sogar mein Anus war willig, sehnte sich nach Berührung. Seine Arme umfingen mich, er massierte meine Brüste, seine Lippen küssten mich wild in Nacken und Haaren. Meine Zunge suchte seine, seine Hand wühlte sich nach unten in meinen Schritt, zog mein Kleid hoch, presste sich auf meine feuchte Scham.
Wir sanken in wilder Umarmung auf das Sofa, er öffnete den Reißverschluß meines Kleides, zog es mir vom Leib, seine Hand fuhr in meinen Slip, zwischen meine Lippen, und stimulierte mich. Gehalten in seinen Armen kam ich schnell und heftig. Ich entspannte mich ein wenig, nur um mich ihm zuzuwenden und mit geöffneten Schenkeln darzubieten. Er blickte gebannt an mir hinunter, zog mir das Höschen aus, suchte wieder meine Augen, atmete schwer. Ich richtete mich auf, öffnete sein Hemd, er zog es über den Kopf, ich nestelte an seinem Gürtel, er stand auf und entledigte sich seiner restlichen Kleidung. Seine respektable männliche Pracht ragte in verheißungsvoller Härte auf mich zu. Er duftete gepflegt, aber eindeutig nach Mann. Ich küsste ihn, liebkoste ihn mit Zunge, Lippen, Fingern. Er stöhnte und zog sich schnell aus meinem Mund zurück. Er wollte nicht kommen, mich wahrscheinlich auch nicht auf diese Weise verschrecken.
Ich zog ihn neben mich auf die Couch, griff zu meinem Handtäschchen und holte ein Päckchen Präservative heraus. Er bat mich noch zu warten und küsste sich nach unten. Sein Mund kannte keine Hemmungen, er hatte auch nicht einen Augenblick gezögert, als ich keine Anstalten gemacht hatte, doch noch ins Bad zu huschen. Er seufzte, stöhnte, während er mich ausgiebig verwöhnte, seine Zunge tief in mich eindrang, pulsierend meine Klitoris zu neuen Höhenflügen animierte. Im Kommen presste ich ihn auf meine Vulva, mühte mich, nicht laut zu werden in dieser doch neuen Umgebung, mit hallenden hohen Räumen.
Als ich etwas ermattete, beugte er sich über mich, hielt über meinem Gesicht inne, seine Lippen lockend über meinen. Ich wusste, er wollte mir nicht einfach meinen Geschmack zumuten, mochten dies doch viele Frauen nicht. Doch er hatte mich durch und durch, animalisch begehrt, meinen ganzen Körper liebkost, keine Abscheu gezeigt, ich sehnte mich nach seinem schmutzigen Kuß. Es erregte mich, mich selbst durch ihn zu schmecken und seine Erregung durch mich, sein uneingeschränktes Verlangen nach mir zu spüren, so dass ich mich ihm gierig entgegenreckte. Wir küssten uns wild, fordernd, ich drückte ihn weg, entnahm das Präservativ, rollte es ihm über und führte ihn in mich.
Langsam drang er in mich, erkundete meine Empfindungen, den Weg meiner Erregung, fand einen Rhythmus zur Steigerung, um wieder abzuebben, anscheinend um zu verhindern, dass er früh kommt. Seine Art, mich kreisend zu stimulieren, um dann wieder heftiger zu stoßen, ließ mich in mehreren Wellen kommen, bis ich mich schließlich in sein Fleisch krallte, er mich stieß ohne weitere Zurückhaltung, sein Schambein fest auf meine Klitoris schlug. Als er erschlaffte, lag ich wimmernd unter ihm, so intensiv war mein Höhepunkt und er überdeckte mich mit sanften, erschöpften Küssen. Dann ließ er sich neben mich sinken. Er schwieg, aber trotz seiner ernsten Augen wirkte er sehr entspannt, war ganz nah bei mir, und mir schien, er wäre einen Zug sanfter, milder geworden. Sein Schweigen war angenehm, er musste keine dieser elenden Manöverkritiken beginnen, zu denen manche Männer sich beim ersten – oder hundertsten – Mal gedrängt oder verpflichtet fühlen.
Es war warm in dieser Nacht, Nacktheit die richtige Bekleidung, um beieinander zu liegen, die Nähe kein Suchen nach Wärme, sondern nur nach der Haut des geliebten Menschen. Müdigkeit stellte sich nicht ein, wir plauderten unbeschwert, lachten, schmusten und die Sympathie wuchs. Irgendwann stellte sich neues Verlangen ein. Die zweite Erregung des Mannes ist die bessere. Er muß nicht von Anfang an darauf bedacht sein, nicht zu früh zu kommen, um der Frau gerecht zu werden. Er ist vom ersten Erguß so gereizt, dass sie ohnehin länger andauert. Auch für mich ist die zweite Erregung die bessere, denn dann ist es nicht mehr die überwältigende körperliche Gier, die auch mich oft mehr drängt als für einen phantasievollen Liebesakt gut ist. Nun aber saß ich auf ihm, mit kreisendem Becken, ließ ihn meine Brüste liebkosen. Seine Hände wanderten über meinen Rücken, meine Hüften, meine Backen, in meine Falte, an meinen Muskel. Irgendwann drehte er mich vor sich auf die Knie und nahm mich von hinten. Bevor er eindrang, hatte er mich noch einmal ausgiebig verwöhnt, dass ich fast noch abwegigere Gelüste entwickelte hätte. Ich fühlte sein Schambein fest auf meinen After schlagen und war dadurch auch dort intensiv stimuliert. Als er diesmal kam, hatte er meine Hüften fast schmerzhaft gepackt und wollte schier in mich hineinkriechen. In dieser Stellung lag mein Uterus optimal, nichts schmerzte trotz der Heftigkeit seiner Stöße.
Ich hätte ihn anbeten können. Es war, als würden wir uns schon lange lieben. Ich fühlte ihn vertraut wie noch nie einen Mann zuvor und auch er schien nicht diese unangenehme Melancholie zu entwickeln, die manche Männer nach der Ejakulation überfällt und die oft ein Zeichen zum Aufbruch ist für sie oder ihn, je nachdem‚ wo man oder frau zu Gast war. Er aber stand nach kurzem Ausklingen auf, hob mich hoch und trug mich ins Schlafzimmer. Die Sonne wird uns wecken, diese seine Zusicherung ließ mich an nichts Weiteres mehr denken und in seinem Arm schlief ich ein.
Wie ich Mr. Garcia kennenlernte
Tinas Geschichte - Teil 18
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