Wie ich Mr. Garcia kennenlernte

Tinas Geschichte - Teil 18

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Wie ich Mr. Garcia kennenlernte

Wie ich Mr. Garcia kennenlernte

Stayhungry

Von Margarete verabschiedete ich mich derart, dass sie tatsächlich keinen Verdacht schöpfte. Irgendwann würde ich mit ihr darüber sprechen, aber nicht jetzt. Jetzt war ich noch dabei, meinen Weg zu finden.

*

An einem schönen Sommerabend befanden wir uns auf einer Vernissage. Sie hatte nur gesagt, ich müsse unbedingt mitkommen, es würde mir gefallen, mehr verrate sie nicht. Bei den Gemälden handelte es sich um wilde Aberrationen einer abstrakten Ästhetik. Zum Smalltalk hierüber fehlte mir der Kunstverstand, aber einige Werke gefielen mir, rein aus dem Bauch heraus, ganz gut. Der Künstler selbst gab sich exzentrisch oder war es auch. Mit einer meiner Fragen hielt er mich für blamiert. Die Antwort, mit der er die Verhältnisse zurecht rückte, machte mich auch nicht schlauer und ich trat den Rückzug an, ohne mir wirklich als Banause vorzukommen. Die Maßstäbe meines ästhetischen Empfindens bestimmte ich immer noch selbst und wer eine komplexe, ernste Botschaft vermitteln will, muß sich selbst um Verständlichkeit seines Mediums bemühen.

Die Galeristin, eine Bekannte Margaretes, hatte da schon mehr diplomatisches Geschick und suchte unaufdringlich den Kontakt mit dem Publikum. Davon war reichlich vorhanden und das gesamte Ensemble der Örtlichkeit erfüllte seinen Zweck, das Werk in den Mittelpunkt des Interesses zu rücken und die Besucher einzuladen, in idealer Weise. Es handelte sich um einen lichten, hellen, großen Raum mit einer sich über eine ganze Raumseite erstreckenden Glasfront, die zum Innenhof geöffnet war. Dort fanden sich zwischen Skulpturen schattige Plätzchen unter ausladenden Schirmen im provencalischen Landhausstil.

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