Wie immer

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Wie immer

Wie immer

Yupag Chinasky

Manche waren auch besorgt, ihre Kinder von ihr fernzuhalten und die mussten dann zu ihrem Leidwesen auf die wirklich gute Limonade verzichten. Auch heute hatten sich ein paar Leute eingefunden und sie hatte sogar Kaffee und einen ganzen Kuchen verkauft, aber jetzt, als die Sonne kurz davor war, den Horizont zu erreichen, waren sie schon alle wieder weg. Menschen kamen jedoch nicht nur an den hellen Vormittagen oder den warmen Nachmittagen, manche fanden den Weg zu dem abgelegenen Häuschen am Fluss erst am Abend oder sogar noch später, wenn es schon Nacht war. Diese Leute, es waren ausschließlich Männer, kamen nicht, um zu lagern oder zu schwimmen. Es waren Männer, die genau wussten, was sie wollten und das bekamen, was sie suchten.

Solch ein Mann, eine große, schlanke, schlaksige Gestalt, die im letzten, warmen Licht der Abendsonne deutlich sichtbar gewesen wäre, wenn die Frau zum Schlafzimmerfenster hinaus geschaut hätte, stieg den Pfad von der Landstraße zum Haus hinab, durchschritt das Gartentor und wurde von dem schwarzen Hund mit lebhaftem, aber nur gedämpftem Jaulen und Winseln begrüßt. Ein paar Hühner rannten aufgeregt umher und ein Hahn trug mit seinem krächzenden Krähen ebenfalls zur Begrüßung bei. Der Mann war vielleicht fünfzig Jahre alt und sehr einfach, fast schon schäbig gekleidet, mit abgetragenen Jeans und einem verschlissenen, grauen Pullover, den er trotz des warmen Wetters anhatte. Er beugte sich zu dem Hund, suchte in seinen Taschen nach einem kleinen Geschenk, fand aber nichts und so blieb es beim Tätscheln des Kopfes und bei ein paar freundlichen Worten. Dann stieg er die wenigen Stufen zu dem vorgelagerten Windfang hoch, öffnete die Tür, ohne anzuklopfen, und trat ein. Der Hund streckte sich, gähnte und legte sich wieder neben die Treppe und fuhr fort zu dösen, zu träumen, dabei aber immer auch zu lauschen.

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