Die Frau stand in der Küche, beugte sich über die Spüle und putzte Gemüse. Dabei lauschte sie auf das ständige Gesäusel und Gejammer, das stetige Rauschen und Pfeifen und das gelegentliche Aufheulen des Windes, Geräusche, die ihr durchaus vertraut waren und die an diesem Spätnachmittag eher verhalten erklangen. Es gab Tage, da brüllte der Sturm und sie fürchtete um das Dach ihres kleinen Hauses. Aber heute war ein sanfter, sonniger Tag, an dem nur die dahineilenden Wolken die Kraft des stetigen Windes ahnen ließen. Gelegentlich hob sie den Kopf und sah aus dem Fenster, betrachtete das kleine Grundstück am Fluss, ihre Welt, ihr Zuhause. Ihr Blick schweifte über den Lattenzaun, der den Gemüsegarten abgrenzte, hin zu den niedrigen Bäumen, die von dem ewigen Wind gebeugt und fast auf den Boden gedrückt waren, aber immer noch das Haus vor den ärgsten Sturmattacken schützten und dann weiter zu den Wiesen mit dem gelblichen Gras, die sich, von zerzausten, verdruckt wirkenden Büschen durchsetzt, an das Ufer des Flusses schmiegten und seinen Windungen folgten. Auch auf der anderen Seite des Flusses sah man nur Wiesen, Büsche, Bäume und dann das flache, öde Land. Sie sah ganz am Rande auch noch den Wall, auf dem sich die Landstraße befand, die in die Stadt führte. Um den kleinen Weg mit den Treppenstufen, der vom Wall zu ihrem Haus führte, einsehen zu können, hätte sie in den Salon oder in ihr Schlafzimmer gehen und dort aus dem Fenster schauen müssen, oder gleich vor die Haustür. Aber viel mehr hätte sie auch draußen nicht sehen können, in der einen Richtung der Wall mit der Landstraße, darüber der weite Himmel. Die Straße selbst sah man wegen ihrer erhöhten Lage nicht, obwohl sie kaum hundert Meter entfernt war. Nur wenn Lastwagen oder Busse vorbei fuhren, konnte man sehen, wie ihre Aufbauten dahin schwebten. Das einzig Bemerkenswerte in der ganzen Gegend war ihr Haus.
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