Wie immer

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Wie immer

Wie immer

Yupag Chinasky

Die Frau stand in der Küche, beugte sich über die Spüle und putzte Gemüse. Dabei lauschte sie auf das ständige Gesäusel und Gejammer, das stetige Rauschen und Pfeifen und das gelegentliche Aufheulen des Windes, Geräusche, die ihr durchaus vertraut waren und die an diesem Spätnachmittag eher verhalten erklangen. Es gab Tage, da brüllte der Sturm und sie fürchtete um das Dach ihres kleinen Hauses. Aber heute war ein sanfter, sonniger Tag, an dem nur die dahineilenden Wolken die Kraft des stetigen Windes ahnen ließen. Gelegentlich hob sie den Kopf und sah aus dem Fenster, betrachtete das kleine Grundstück am Fluss, ihre Welt, ihr Zuhause. Ihr Blick schweifte über den Lattenzaun, der den Gemüsegarten abgrenzte, hin zu den niedrigen Bäumen, die von dem ewigen Wind gebeugt und fast auf den Boden gedrückt waren, aber immer noch das Haus vor den ärgsten Sturmattacken schützten und dann weiter zu den Wiesen mit dem gelblichen Gras, die sich, von zerzausten, verdruckt wirkenden Büschen durchsetzt, an das Ufer des Flusses schmiegten und seinen Windungen folgten. Auch auf der anderen Seite des Flusses sah man nur Wiesen, Büsche, Bäume und dann das flache, öde Land. Sie sah ganz am Rande auch noch den Wall, auf dem sich die Landstraße befand, die in die Stadt führte. Um den kleinen Weg mit den Treppenstufen, der vom Wall zu ihrem Haus führte, einsehen zu können, hätte sie in den Salon oder in ihr Schlafzimmer gehen und dort aus dem Fenster schauen müssen, oder gleich vor die Haustür. Aber viel mehr hätte sie auch draußen nicht sehen können, in der einen Richtung der Wall mit der Landstraße, darüber der weite Himmel. Die Straße selbst sah man wegen ihrer erhöhten Lage nicht, obwohl sie kaum hundert Meter entfernt war. Nur wenn Lastwagen oder Busse vorbei fuhren, konnte man sehen, wie ihre Aufbauten dahin schwebten. Das einzig Bemerkenswerte in der ganzen Gegend war ihr Haus. Obwohl weit und breit kein Nachbar angrenzte, hatte der Zaun um den Vorgarten in Richtung Straße und um den Gemüsegarten in Richtung Fluss ein paar wichtige Funktionen. Er bildete die Grenze zwischen öffentlichem und privatem Besitz, jedem war klar, wo der Privatbesitz begann, den man nicht nach Belieben betreten durfte, wo man nicht einfach seine Notdurft verrichten konnte oder etwas, das herumlag, einfach mitnehmen konnte. Der Privatbereich wurde von einem großen, schwarzen Hund bewacht, dessen Hütte sich im Vorgarten neben der Treppe zur Haustür befand. Er war nicht angekettet und verließ auch nie den eingezäunten Bereich, das Gebiet, das er zu bewachen hatte. Und das tat er ganz gut, selbst wenn er meistens vor sich hin döste und nur manchmal eifrig um das Haus herum rannte und die Hühner aufscheuchte. Zum Fluss hin hatte der Zaun eine weitere wichtige Funktion. An manchen Tagen, wenn es heiß war, kamen Leute vorbei, meistens Familien mit Kindern, die auf den Wiesen lagerten und picknickten. Einige badeten oder schwammen sogar in dem kalten Wasser. Es war, um genau zu sein, eigentlich die einzige Stelle weit und breit, an der man gefahrlos baden und angenehm lagern konnte, weil das Ufer sanft und der Fluss flach war. Es war gut, das Gemüse gegen unbefugte Eindringlinge zu schützen, besonders die Kinder mussten abgehalten werden, im Garten herumtrampeln, Mohrrüben herauszureißen, die Pflanzen zu beschädigen oder die Hühner in Aufregung versetzen. Der Zaun und der Hund waren beide notwendig, um solche Schäden zu vermeiden. An diesen Sommertagen hatte die Frau nicht nur Gesellschaft, konnte tratschen und erfuhr Neuigkeiten, die eigentlich schon längst keine mehr waren, sie konnte auch durch den Verkauf von selbst gebackenen Kuchen und selbst angesetzter Limonade ihr spärliches Einkommen ein wenig aufbessern. Man muss aber auch wissen, dass längst nicht jeder, der zum Baden an den Fluss kam, mit ihr redete. Manche waren auch besorgt, ihre Kinder von ihr fernzuhalten und die mussten dann zu ihrem Leidwesen auf die wirklich gute Limonade verzichten. Auch heute hatten sich ein paar Leute eingefunden und sie hatte sogar Kaffee und einen ganzen Kuchen verkauft, aber jetzt, als die Sonne kurz davor war, den Horizont zu erreichen, waren sie schon alle wieder weg. Menschen kamen jedoch nicht nur an den hellen Vormittagen oder den warmen Nachmittagen, manche fanden den Weg zu dem abgelegenen Häuschen am Fluss erst am Abend oder sogar noch später, wenn es schon Nacht war. Diese Leute, es waren ausschließlich Männer, kamen nicht, um zu lagern oder zu schwimmen. Es waren Männer, die genau wussten, was sie wollten und das bekamen, was sie suchten.

Solch ein Mann, eine große, schlanke, schlaksige Gestalt, die im letzten, warmen Licht der Abendsonne deutlich sichtbar gewesen wäre, wenn die Frau zum Schlafzimmerfenster hinaus geschaut hätte, stieg den Pfad von der Landstraße zum Haus hinab, durchschritt das Gartentor und wurde von dem schwarzen Hund mit lebhaftem, aber nur gedämpftem Jaulen und Winseln begrüßt. Ein paar Hühner rannten aufgeregt umher und ein Hahn trug mit seinem krächzenden Krähen ebenfalls zur Begrüßung bei. Der Mann war vielleicht fünfzig Jahre alt und sehr einfach, fast schon schäbig gekleidet, mit abgetragenen Jeans und einem verschlissenen, grauen Pullover, den er trotz des warmen Wetters anhatte. Er beugte sich zu dem Hund, suchte in seinen Taschen nach einem kleinen Geschenk, fand aber nichts und so blieb es beim Tätscheln des Kopfes und bei ein paar freundlichen Worten. Dann stieg er die wenigen Stufen zu dem vorgelagerten Windfang hoch, öffnete die Tür, ohne anzuklopfen, und trat ein. Der Hund streckte sich, gähnte und legte sich wieder neben die Treppe und fuhr fort zu dösen, zu träumen, dabei aber immer auch zu lauschen. Auch die Hühner begannen wieder im Gras des Vorgartens nach Essbarem zu scharren. Der Hahn spähte umher, auf welche Chica er sich als Nächstes stürzen sollte.

Der Raum, den der Mann betrat, der einzig größere, der fast die halbe Grundfläche des Hauses einnahm, war karg eingerichtet. An den gekalkten Wänden hingen ein paar vergilbte Kalenderblätter. Die Decke und der Fußboden bestanden aus schlecht verfugten Dielen. Die Türen waren schief, die Farbe blätterte ab. Links und rechts von der Haustür war je ein Fenster, mit Blick auf den Vorgarten und den Damm. Zwei weitere Fenster waren am anderen Ende des Raums, mit dem Blick auf die Wiesen und den Fluss. Die Fenster waren mit verblichenen, weißen Stores verhängt, man konnte sie hochschieben und sie besaßen hölzerne Läden, falls man Schutz vor unbefugten Blicken oder dem starkem Wind benötigte Den meisten Platz in dem „Salon“ beanspruchten ein großer Tisch mit sechs Stühlen und eine große, ausladende Kommode an einer der Wände. Auf der dunklen, reichlich fleckigen Tischplatte waren ein halbes Dutzend kleine und große Teller verteilt, daneben lagen, ziemlich unordentlich, Löffel und Gabeln. In der Mitte standen eine große, rote Karaffe aus Steingut und eine größere Anzahl unterschiedlicher Gläser, vom schlichten Wasserglas bis zu einem geschliffenen Pokal, außerdem standen dort zwei grüne, verkorkte Flaschen ohne Etikette. Von dem Salon führten zwei Türen in die beiden anderen Räume des Hauses. Die eine, die zum Schlafzimmer hin, war geschlossen, die andere, die in die Küche führte, halb geöffnet. Der Mann ging mit leisen Schritten, ohne zu zögern, ohne sich weiter umzusehen oder seine Anwesenheit in irgendeiner Form kenntlich zu machen, zu der Küchentür, drückte sie vorsichtig weiter auf und blieb im Rahmen stehen.

Die Frau stand immer noch in ihrer gebeugten Haltung über die Spüle. Das Licht, das durch die Fenster drang, war merklich spärlicher geworden, es reichte aber aus, um auch die Einrichtung dieses Raums gut zu erkennen. Neben der Spüle, ein Küchenschrank mit Schubladen, ein Herd, der mit großen Holzscheiten befeuert wurde, die in einer Ecke gestapelt waren. In der anderen Ecke eine Dusche aus Plastik mit einem Vorhang. Noch ehe der Mann den großen Topf auf dem Herd sah, in dem es leise brodelte, hatte er den angenehmen Essensduft gerochen. Er saugte genießerisch die Luft ein und schluckte mehrfach. Er musste sich zwingen, seinen Blick von dem Topf wieder weg und hin zu der Frau zu richten. Er war nicht wegen des Essens gekommen, es war nicht für ihn bestimmt. Die Frau hatte mit ihrer Arbeit aufgehört, richtete sich auf, sah aber nicht zu dem Mann hin, sondern schaute zum Fenster hinaus, in die Sonne, die nur noch als kleine, rote Sichel am Horizont zu erkennen war. Der Mann sah eine kompakte, gedrungene Gestalt mit tiefschwarzen, schulterlangen Haaren, die den Hals und den oberen Rand eines bunten Kleides verbargen. Dieses Sommerkleid in roten, braunen und lila Tönen spannte sich straff über den breiten Rücken, über die kaum vorhandene Taille und über den dafür um so stärker ausgeprägten Hintern. Es ließ die Muskeln und die einladenden Rundungen der Rückseite der Frau deutlich hervortreten und endete knapp über den Kniekehlen. Auf den strammen Waden war die ziemlich dunkle Haut der Frau sichtbar. Ihre verhältnismäßig kleinen, grazilen Füße standen nackt auf den Dielen des Fußbodens.

Möglicherweise hatte die Frau das Winseln des Hundes nicht gehört, der nicht angeschlagen hatte, weil er den Ankömmling kannte und auch das kurzzeitige aufgeregte Verhalten der Hühner war ihr entgangen, weil sie diese von hier aus nicht sehen konnte. Möglicherweise wusste sie tatsächlich nicht, dass jemand gekommen war und sie beobachtete, weil der Mann sehr leise herangeschlichen war und immer noch keinen Laut von sich gab und sich auch sonst nicht bemerkbar machte. Möglicherweise spürte sie aber den Blick in ihrem Rücken und wusste genau, dass sie nicht mehr allein war. Vielleicht wusste sie sogar, wer dort im Türrahmen stand und sie anstarrte und sie wollte diesen jemand provozieren oder ihm ihr Desinteresse zeigen. Jedenfalls verharrten beide eine ganze Weile in ihrer stummen Haltung. Dann beugte die Frau sich wieder über die Spüle und setzte ihre Tätigkeit fort und der Mann sah, wie ihre Oberarme, die genauso stramm und dunkel waren wie die Waden, sich verhalten bewegten. Die Hände konnte er nicht erkennen, ihre Tätigkeit nur ahnen. Dann endlich, nach einer endlosen Weile, dreht die Frau sich halb um, dabei fuhr sie mechanisch mit ihrer Tätigkeit fort, ein weiteres Zeichen, dass der Gast ziemlich unbedeutend oder vielleicht gar nicht willkommen war. Erst als der Mann sich wortlos aus seiner starren Haltung löste, einen Schritt auf sie zuging, hörte sie mit ihrer Arbeit auf, drehte sich vollends um und nun standen sich beide aufrecht gegenüber, wobei er sie um deutlich mehr als Haupteslänge überragte. Er konnte nun auch an ihrem Gesicht erkennen, dass sie weder erstaunt noch überrascht, aber auch alles andere als erfreut war. Immer noch sagte keiner ein Wort.
Das Gesicht der Frau war sehr markant, mit ausgeprägten Wangenknochen, großen, dunklen Augen, einer feinen Nase, einem harten, kleinen Mund und einem ebenso harten Kinn. Besonders hübsch war es nicht gerade, aber es war auf jeden Fall eines, das man nicht so schnell vergaß, wenn man es einmal gesehen hatte. Das Gesicht einer Frau zwischen 30 und 40 Jahren, etwas verhärmt, aber vom Leben noch nicht vollends enttäuscht und auf eine geheimnisvolle Weise attraktiv und interessant. Nicht nur die Gesichtszüge, auch die dunkelbraune Hautfarbe und die elfenbeinfarbenen, üppigen Haare waren ein unübersehbares Zeichen, dass diese Frau eine beträchtliche Menge Indioblut in ihren Adern hatte. Der Mann betrachtete sie mit verhaltener Lust, die durch die Erwartung entfacht und durch sein aufkeimendes Verlangen weiter geschürt wurde. Dazu trug der Anblick ihres Körpers sicherlich bei. Das Sommerkleid war auch vorne eng und ließ auch hier alle Kurven und Rundungen deutlich hervortreten. Man konnte die ganze Vorderseite aufknöpfen, und weil oben einige Knöpfe offen waren, war es auch großzügig ausgeschnitten. Man sah nicht nur die Form ihres Busens, sondern auch Teile ihres weißen BHs und darin ganz deutlich die nackten Ansätze der Brüste. Aber es waren recht bescheidene Hügelchen, die sich in diesem großen Dekolleté verloren. Man konnte vermuten, dass der Busen der Frau im Vergleich zu dem üppigen Körper ziemlich klein geraten war. Dennoch starrte der Mann zuerst ganz gebannt genau auf diesen Körperteil. Dann schweifte sein Blick ab und wanderte nach unten, dorthin, wo ebenfalls ein paar offene Knöpfe große Teile der strammen, kompakten Oberschenkel sehen ließen. Nur in ihr Gesicht schaute er nicht. War es Verlegenheit, wollte er sie nicht irritieren, nicht mit seinem offensichtlichen Anliegen herausrücken? Auch die Frau machte nach wie vor keine Anstalten, ein Gespräch zu beginnen, ihn zum Bleiben oder Platznehmen aufzufordern. Sie nickte ihm irgendwann nur kurz zu, er nickte zurück und erst nach einer ganzen Weile, presste er zur Begrüßung ein genuscheltes „Hola“ zwischen den Lippen hervor.

So standen sich die beiden lange wortlos gegenüber und starrten sich an, während das Licht immer mehr abnahm und die Gegenstände in der Küche nur noch schemenhaft zu erkennen waren. Endlich fragte er, ob sie Zeit habe. Sie zögerte, doch dann nickte sie und sagte, es müsse aber schnell gehen, sie erwarte Besuch und fügte noch hinzu: „wie immer?" Der Mann meinte, ein wenig verlegen: „könnte man nicht vielleicht mal ...“, aber die Frau unterbrach ihn sogleich, „kein Problem, kostet aber 20 mehr.“ Dann drehte sie sich wieder um, bückte sich über die Spüle und nahm die unterbrochene Tätigkeit erneut auf, als ob der Besucher nur eine kleine, lästige Unterbrechung verursacht hätte. Der Mann fluchte leise vor sich hin, machte aber keine Anstalten, das Thema zu vertiefen oder über den Preis zu verhandeln oder gar wieder zu gehen. Er starrte nun wieder auf die prallen Wölbungen des Hinterns, die Kurve des Rückens, die ausladende Hüfte, die wenig ausgeprägte Taille. Schließlich machte er ein paar Schritte auf sie zu, durchquerte dabei die Küche und stellte sich direkt hinter sie. Seine Hände fassten ihre Hüften und er begann seinen Unterleib an ihr Gesäß zu pressen und ihn rhythmisch zu bewegen. Noch ehe sie hatte reagieren können, noch ehe sie gefragt worden war, noch ehe sie hatte zustimmen oder ablehnen können, noch ehe sie sich über das Vorgehen und den Preis geeinigt hatten, war der Mann tätig geworden und tat das, was er wohl immer tat, wenn er sie besuchte.

Nachdem sie also widerstandslos seine ersten Zudringlichkeiten erduldet hatte, setzte sie auch keinen Widerstand, als er nun mit Armen ihren Oberkörper umfasste und dann mit beiden Händen nach ihren Brüsten grabschte und sie drückte und knetete. Er hielt sich aber nicht lange mit der Bedeckung durch die Kleidung auf, sondern fuhren schon bald in den Ausschnitt des Kleides, ertasten die Brustwarzen in der Enge des BHs und begann diese zu reiben und an ihnen zu zupfen. Die Frau hatte mit ihrer Tätigkeit an der Spüle aufgehört, blieb aber in ihrer halb gebückten Haltung. Während er ihre Brüste beackerte, stöhnte sie leise, ob aus Lust oder weil der Mann sie zu heftig drückte oder weil es zum Geschäft gehörte, das sei dahingestellt. Doch als sein Kopf sich dem ihren näherte, die Nase über ihre Haare strich, den Duft einsaugte, sich von ein paar abstehenden Härchen kitzeln ließ und sein Mund sich dem ihren näherte und er versuchte, sie zu küssen, erst auf die Wangen, dann auch auf den Mund, obwohl das in dieser Stellung kaum möglich und von der Frau offensichtlich auch nicht erwünscht war, denn sie zeigte keinerlei Entgegenkommen, sondern wehrte ihn deutlich ab. „Wenn du mehr willst, kostet das 20 mehr. Auch küssen kostet mehr, das habe ich dir schon oft gesagt, aber heute geht es sowieso nicht, heute habe ich keine Zeit, heute kommen Gäste.“ Nach dieser deutlichen Abfuhr zog der Mann den Kopf wieder zurück, starrte aus dem Fenster in die Ferne des immer noch erhellten Horizonts und drückte dann seine Lenden noch wilder, noch fester an ihren Hintern. Seine Hände verließen die Brüste und fingen nun an, das Kleid aufzuknöpfen. Dieses Vorhaben war angesichts der kleinen Knöpfe und der großen, ungeschlachten Hände, die an andere Arbeiten gewöhnt waren, als Frauenkleider zu öffnen, gar nicht so einfach. Aber er schaffte es und ihm gelang dann auch, die nicht sonderlich straffen Brüste aus den zu kleinen Körbchen zu holen. Diese waren bewusst zu klein gewählt, denn nur so war es der Frau möglich, mehr vorzugaukeln, als tatsächlich vorhanden war.

Nun, da sie frei waren, begannen seine langen, knöcherigen Finger wieder die Brustwarzen zu betasten, an ihnen zu drücken, an ihnen zu zupfen, bis sie sich steil aufgerichtet hatten. Die Frau stöhnte nun ziemlich laut und wieder war es nicht ganz klar, ob ihr dieses gefiel und sie aus Lust stöhnte, oder ob Stöhnen einfach im Grundpreis enthalten war. Sie beendete jedenfalls dieses Vorspiel ziemlich abrupt, indem sie sich vollends umdrehte und sich somit auch aus der Umarmung des Mannes wand. Noch bevor dieser protestieren oder sie gewaltsam festhalten konnte, kniete sie sich vor ihm nieder, kniete sich auf die gescheuerten Bretter des Fußbodens, knöpfte seine Hose auf, fummelte sein erigiertes Glied heraus und fing nun ihrerseits an zu zupfen und zu drücken und zu reiben, nahm es aber nicht in den Mund, das war wohl eine der Zusatzleistungen, die er nicht extra bezahlen wollte. Der Mann lehnte sich nun mit dem Rücken zur Spüle und stützte sich mit seinen nach hinten gestreckten Armen auf. So konnte er seinen Unterleib weit vorstrecken und er fing an, sich in dem von der Frau vorgegebenen Rhythmus zu bewegen. Sie ging jedoch keineswegs sanft mit seinem besten Teil ihm um und er stöhnte jedes Mal vor Schmerzen laut auf, wenn sie fester zugriff, etwas entschiedener rieb oder noch heftiger drückte. Er sagte aber nicht, sie solle vorsichtiger sein, sanfter mit ihm umgehen oder gar aufhören. Dies verhinderte wohl seine masochistische Ader, die ausgeprägt zu sein schien, denn vielleicht waren es solche, mit Schmerzen verbundene Techniken, die seine Lust erhöhten und für die heute weder Zeit war, noch die er extra bezahlen wollte. Aber es klappte auch ganz gut mit dem normalen Routineprogramm. Die gemeinsamen Bewegungen, die erst verhalten begonnen hatten, wurden immer schneller, immer heftiger und endeten schließlich in einem wilden, ekstatischen Stakkato. Die Frau tastete trotz ihrer Erregung und ohne ihre Tätigkeit zu unterbrechen, in einer der Schubladen der Spüle nach einem Gummi, riss die Packung mit den Zähen auf und streift das Kondom über das nun mächtig erigierte, zuckende, dunkle Glied. Der Mann war noch heftiger erregt als sie und wahrscheinlich kurz davor, zu kommen, wahrscheinlich konnte er seinen Erguss, seinen orgiastischen Höhepunkt nur noch mühsam hinausschieben. Er herrschte sie geifernd und keuchend an: „Mach schon, komm, dreh dich um.“ Sogleich erhob sich die Frau wieder, beugte sich mit ihrem Oberkörper erneut über die Spüle, stützte sich auf die Unterarme und streckte ihren Hintern so weit es ging von sich. Der Mann stellte sich wieder hinter sie, hob ihren Rock hoch, streifte ihn über die Taille und zog ihre Unterhose, ein solides, wärmendes, weißliches Ding, bis über die Knie nach unten. Dann nahm er sein Glied in beide Hände und schob es in sie hinein. Sie stöhnte auf, vermutlich wieder eher geschäftsmäßig, denn aus wahrer Lust und Leidenschaft. Aber das war dem Mann egal, denn nun gab es kein Halten mehr, nun stieß und rammelte er auf Teufel komm raus, beugte sich wieder vor, nahm die hängenden, wippenden Brüstchen in seine großen Hände. Oben drückte er, unten schob er und schon nach kurzer Zeit war es vollbracht. Die intensive Vereinigung wurde mit einem lauten beiderseitigen Stöhnen beendet. Der Höhepunkt war rasch erreicht und noch rascher überschritten, ja der ganze Akt hatte nur ein paar Minuten gedauert, genau so, wie es die Frau gewünscht hatte. Beide lösten sich sofort voneinander und richteten sich aus ihrer immer noch gebückten Stellung auf und während der Mann den Gummi abstreift und in den Mülleimer warf, seine Hose zuknöpfte, verstaute die Frau zuerst ihre Brüste wieder in den engen Körbchen, zog ihre Schlüpfer hoch, knöpfte ihr Kleid wieder zu und tat das, was sie öfters zu tun pflegte, sie streifte mit den Händen über das Kleid und über ihren Körper und war mit sich und der Welt zufrieden. Der Mann anscheinend auch, denn er holte ohne zu murren einen Geldschein aus seiner Hosentasche und reichte ihn der Frau, die ihn wortlos in die Mehrzweckschublade zu den Kondomen legte. Dann nahm sie, als sei nichts geschehen, ihren Platz an der Spüle wieder ein und fuhr fort, das Gemüse für die Suppe vorzubereiten. Der Mann blieb noch einen Moment unschlüssig mitten in der Küche stehen und schaute voller Sehnsucht zu, wie sie jetzt das Gemüse in den großen Topf warf, in dem er zwei Hühner erkannte, die vor sich hin garten. Dann riss er sich von dem Anblick lost, murmelte etwas, das nach „hasta luego“ klang und verließ ohne ein weiteres Wort die Küche und das Haus und den Vorgarten, kraulte zum Abschied dem winselnden, schwanzwedelnden Hund den Kopf und stieg den kleinen Weg hoch zur Landstraße auf dem Damm.
Als die Frau hörte, dass die Haustür geschlossen wurde, wartete sie noch einen kurzen Moment, ging dann in den Salon und spähte aus dem Fenster. Sie sah, wie der Mann die Straße erreichte und dann war er auch schon ihren Blicken entschwunden.. Sie blickte ihm trotzdem noch eine Weile nach, dann suchte sie ihr Schlafzimmer auf und schaltete das Licht ein. Ein Generator in einer Hütte neben der Hauswand, die er sich mit dem Scheißhaus teilte, lieferte den wenigen Strom, den die Frau brauchte. Im Schlafzimmer nahm den meisten Platz ein breites französisches Bett mit eisernem Gestell und quietschenden Sprungfedern ein. Den Rest beanspruchten eine Kommode, ein Kleiderschrank, zwei Nachttische und ein großer, dreiflügeliger Frisierspiegel. Das Bett wurde von einer lachsroten Steppdecke bedeckt, darauf zwei Kissen der gleichen Farbe mit eingestickten, blutroten Blumendekorationen. Über dem Kopfende hing ein großes Gemälde in einem dunklen, verstaubten Goldrahmen. Es zeigte eine Gebirgslandschaft mit Wasserfall und ein steinernes Kreuz, davor kniete eine inbrünstig betende Madonna, deren schmachtender Blick zum Himmel gerichtet war. Die Frau setzte sich auf das Bett und strich lange, in Gedanken versunken, über die Decke und die Kissen, obwohl diese glatt und ohne Falten waren. Dann schüttelte sie diese auf, obwohl ihre Form bereits perfekt war. Als sie mit diesem Ritual, das sie zur Sammlung, zur Konzentration auf das, was kommen würde, fertig war, setzte sie sich auf einen Hocker vor den Spiegel und prüfte ihr Aussehen sehr sorgfältig. Als Erstes kämmte sie ihre schulterlangen Haare, dann feilte sie an ihren Fingernägeln, obwohl diese sehr kurz und nicht besonders schön waren, und lackierte sie an einigen Stellen mit einem grell roten Lack nach. Ein Blick auf die Fußnägel zeigte, dass dort keine weiter Verschönerung notwendig war. Nun fuhr sie mit einem Lippenstift, der eine fast identische Farbe besaß, die Konturen ihres Mundes nach, schminkte ihre ohnehin dunklen Augen mit noch mehr Schwärze, färbte die Lider leicht violett und trug Puder auf die Wangen, die Nase, die Stirn und das Kinn auf, eine unnatürliche Aufhellung ihrer dunklen Hautfarbe. Als sie mit Schminken fertig war, kramte sie in einer der Schubladen der Kommode nach frischer Unterwäsche und aus dem Kleiderschrank holte sie ein Kleid und legte es auf das Bett.

Nun knöpfte sie das Kleid auf, das sie anhatte, streifte es über die Schultern und ließ es zu Boden gleiten. Als Nächstes war der BH an der Reihe, sie streifte erst die Träger ab, nahm dann die Brüste aus den Körbchen, drehte den BH so, dass der Verschluss vorne war, öffnete ihn und ließ das Kleidungsstück ebenfalls auf den Boden fallen. Mit beiden Händen massierte sie die befreiten Brüste und stimulierte die Brustwarzen bis sie erigierten. Zufrieden stellte sie fest, dass dieser Reflex zuverlässig wie immer funktionierte. Dann zog sie den neuen BH an. Er war ganz in Rot mit netzmaschenartigen, weitgehend durchsichtigen Körbchen. Sie zog ihn auf dieselbe, etwas umständliche Art an, wie sie den anderen abgelegt hatte.. Erst den Verschluss nach vorne, einhaken, den Verschluss nach hinten, die Brüste in die fragilen Körbchen. Zufrieden stellte sie fest, dass die Hügel auch jetzt noch deutlich sichtbar waren, die Brüste aber trotzdem sicher in ihren Schalen lagen. Dann war die unförmige Unterhose an der Reihe. Sie streifte sie ab und ersetzte sie durch einen Hauch von fast Nichts, ein grellroter Tanga aus etwas Geflochtenem oder Gehäkeltem, das an ein paar Schnüren hing. Bevor sie sie das neue Kleid anzog, tastete sie die Kurven ihres Körpers ab, vom Busen über die Taille bis zum Hintern. Ihre Figur war immer noch straff und aufreizend und konnte die Männer kirre machen. Dann griff sie in diesen Hauch von Nichts, suchte ihre Scham und fühlte, ob sie feucht war, aber dem war nicht so. Nun zog sie das Kleid an, eine Art dunkelrotes Abendkleid aus Samt mit schmalen Trägern und tiefem Ausschnitt, das bis über die Knie reichte. Sie prüfte, ob es ordentlich saß, indem sie mehrfach mit den Handflächen darüber strich und ihre Kurven nun durch den Stoff hindurch spürte. .Es modellierte all diese Kurven und Rundungen, die sie begehrenswert machte perfekt. Unter dem Bett holte sie ein paar goldfarbene Schuhe mit hohem Absatz hervor und zog sie an. Zum Schluss gab sie ein paar Tropfen eines süßen, nach Rosen duftenden Parfüms hinter die Ohren und in den Ausschnitt, dann war sie bereit für alles, was nun kommen würde.

Nachdem sie mit diesem Teil der Vorbereitungen fertig war, ging sie zurück in den Salon, sah aus dem Fenster hoch zu der Straße. Die Dämmerung war bereits fortgeschritten und in Richtung Osten war der Himmel nur noch schwach aufgehellt. Auf dem Damm war nichts zu bemerken, kein Lichtstrahl von Scheinwerfern, keine Motorengräusche, keine Gäste, die sich näherten. Sie war sich nicht sicher, ob es an der Zeit war, denn die einzige Uhr, die sie hatte, war defekt und so konnte sie sich tagsüber nur nach dem Sonnenstand und nachts nach dem der Sterne richten. Aber das störte sie nicht, Zeit war das, was sie in reichlichem Maße besaß. In der Küche schmeckte sie die Suppe ab, gab etwas Salz und Pfeffer hinzu, schmeckte erneut und war zufrieden. Schließlich goss sie sich ein Glas Wein ein und stellte sich erneut an das Fenster. Endlich, nach einer ganzen Weile, sah sie das Licht eines Scheinwerfers, und als es sich nicht mehr bewegte, nahm sie auch die Umrisse eines kleinen Busses wahr. Er hatte, wie üblich, direkt neben dem Weg zu ihrem Grundstück gehalten. Zufrieden vor sich hin summend, nippte sie an ihrem Glas, schaute noch einmal, ob in der Küche alles in Ordnung war, holte eine große Schüssel mit Salat, alles aus ihrem Garten, und stellte sie mitten auf den Tisch. Dann hörte sie auch schon den Hund anschlagen, eine Mischung aus bellen und jaulen, sehr verhalten und ganz friedlich, Laute, die der zur Begrüßung von Bekannten von sich gab. Sie ging zum Fenster und sah wie ein paar Gestalten, den Pfad vom Damm herabstiegen und auf das Haus zukamen. Der Hund stand neben der Treppe, wedelte mit seinem Schwanz und winselte nur noch ganz leise. Die Hühner und der geile Hahn hatten sich schon längst zur Ruhe begeben und ließen sich nicht stören. Die Frau öffnete die Haustür und sechs Männer betraten nacheinander das Haus und ihren Salon. Sie wurden alle mit einem freundlichen „Hola“ und Küsschen auf die Wangen begrüßt.

Fünf der Männer waren im fortgeschrittenen Alter, so um die sechzig. Sie waren gut gekleidet, vermutlich in ihrem Sonntagsstaat: dunkler Anzug, weißes Hemd, altmodische Krawatte, dunkler Hut, sauber geputzte Schuhe. Sie hatten sich herausgeputzt, als würden sie zu einem bedeutenden Anlass in die Kirche oder auf das Rathaus gehen oder als hätten sie alle am selben Tag Geburtstag und wollten den gemeinsam feiern. Das war wohl auch der Grund ihres Kommens, nicht der Geburtstag, aber das gemeinsame Feiern. Sie waren offensichtlich nicht zum ersten Mal hierher gekommen, nicht nur weil der Hund sie sicher deutlicher gemeldet hätte, sondern weil sich die Fünf gut gekleideten ohne viele Umschweife an den Tisch setzten, jeder kannte anscheinend seinen Platz, jeder wusste, was ihn erwartete. Sie begannen sich zu unterhalten, als hätten sie sich lange nicht gesehen. Der sechste Mann fiel deutlich aus der Reihe. Er war deutlich jünger und viel einfacher gekleidet, Jeans, buntes Hemd, Lederjacke, Stiefel. Und noch etwas unterschied den jungen Mann von den älteren, er trug eine schwere, große Tasche, man sah, dass er sich richtig abmühen musste, obwohl er alles andere als schwächlich war. Zudem hatte er einen kleinen Koffer auf seinen Rücken geschnallt. Er stellte beides, Tasche wie Koffer, auf den Fußboden und begann, ebenfalls ohne Umschweife, den Inhalt der Tasche auf dem Tisch zu verteilen.

Er entnahm viele Flaschen mit Bier, ein paar Flaschen mit Schnaps und Brandy, diverse Konserven und Gläser mit eingemachtem Obst sowie einige Laibe helles Brot. Während die Männer sich Bier einschenkten, Dosen mit gekochtem Schinken, mit Schweinefleischpastete und Corned Beef öffneten, verteilte die Frau den Salat auf die kleinen Teller und schnitt das Brot auf. Der junge Mann fragte, ob die Suppe fertig sei und als die Frau bejahte, holte er den schweren Topf und stellte ihn auf den Tisch. Dann verschwand er noch einmal in der Küche und kam mit einem Schöpflöffel, einem Brett und einem schweren Buschmesser zurück. Er fischte geschickt mit dem Messer die beiden Hühner aus der Suppe, indem er sie einfach aufspießte, legte sie auf das Brett und zerteilte sie in diverse Portionen, wobei die Knochen deutlich knackten. Nun waren alle Vorarbeiten erledigt und die Männer reichten ihm ihre Teller. Er füllte sie mit Suppe und gab jedem ein Stück Huhn, doch als Erstes hatte er den Teller der Gastgeberin gefüllt. Als auch diese Arbeit beendet war, zog sich der junge Mann in die Küche zurück. Dort blieb er, während die Gesellschaft die Vorspeisen, den Salat, das Brot und die Gemüsesuppe samt Huhn mit großem Appetit verspeiste, nicht ohne zwischendurch heftig zu rülpsen oder ihr Wohlbehagen auf anderer Weise auszudrücken. Während des Essens wurde eifrig geredet und es wurden reichlich Komplimente an die Gastgeberin verteilt, die sich nicht nur auf die Qualität des Essens bezogen, sondern auch ihr fabelhaftes Aussehen einschlossen. Diese genoss die Aufmerksamkeiten ganz offensichtlich, sie strahlte und plauderte und vergaß auch nicht, kräftig zuzulangen.

Als alle gesättigt waren, erschien der junge Mann wieder, räumte den Tisch ab und brachte zum Nachtisch einen Kuchen, den die Frau gebacken hatte und Früchte, die in der Tasche gewesen waren. Er stellte die Dinge etwas lieblos hin und überließ es der Tischrunde, sich selbst zu bedienen, dafür brachte er aber eine Kanne mit Kaffee und Tassen und schenkte den Kaffee sogar selbst ein. Die Gastgeberin begann, als Ergänzung des Nachtischs, den Wein und die erst harten Getränke auszuschenken. Die meisten Männer verschmähten den Kuchen, nippten nur am Kaffee, sprachen aber dem Wein und besonders den harten Sachen eifrig zu. Den Krug mit Wasser, der auch auf dem Tisch stand, hatte keiner angerührt. Die Stimmung stieg, Witze machten die Runde, ab und an brach schallendes Gelächter aus. Alle waren vergnügt, alle fühlten sich wohl, alle waren jetzt schon glücklich, obwohl der Höhepunkt des Abends noch gar nicht begonnen hatte.
Dieser begann, als sich die Frau zu dem Mann an ihrer Seite hinwandte und ihm etwas zuflüsterte. Es war ein kleiner, rundlicher Mann, nicht der Älteste, aber allem Anschein nach derjenige, der am meisten zu sagen hatte, eine Art Präsident, er hatte auch den Pokal aus geschliffenem Glas für den Wein erhalten. Er hörte zu, dann nickte er, beide standen auf, gingen in das Schlafzimmer und zogen die Tür hinter sich zu. Kaum waren sie weg, erstarb die Unterhaltung, alle saßen gespannt da und lauschten, ob irgendwelche Geräusche bis zu ihnen vordringen würden. Man hörte nicht viel, nur ab und zu das Quietschen der Matratze und schon nach kurzer Zeit, nach wenigen Minuten, kam der Alte wieder zurück. Er machte einen etwas erschöpften, aber zufriedenen Eindruck, ging zu der Kommode, legte ein paar Scheine in einen kleinen, geflochtenen Korb. Dann sah er sich siegessicher um, wie der Hahn, nachdem er gerade eine Chica beglückt hatte und animierte die Runde mit einer ausladenden Handbewegung, weiterzumachen, mit Trinken und Reden. Er selbst nahm einen tiefen Zug aus dem Pokal und dann hatte er das dringende Bedürfnis, seinem Nachbarn etwas ganz wichtiges zu erzählen. Mittlerweile kam auch die Frau wieder aus dem Schlafzimmer und schaute als Erstes nach, was in dem Korb lag. Dann setzte sie sich wieder an den Tisch und begann mit ihrem zweiten Nachbarn zu plaudern. Sie sah strahlend aus, hatte vermutlich ihr Make-up noch einmal aufgefrischt und war bester Laune. Die Lautstärke der Unterhaltung nahm wieder zu, der Bestand an Alkoholika weiter ab. Nach einer Weile redete die Frau eindringlich auf ihren Nachbarn ein, der hörte gespannt und interessiert zu, nickte ein paar Mal, legte seine Hand auf ihren nackten Unterarm, sie legte ihre Hand auf seine und dann standen beide auf und gingen Arm in Arm in das Schlafzimmer. Wieder erstarb die Unterhaltung und dieses Mal hörte man deutlich neben dem permanenten Quietschen lautes Schnaufen und Stöhnen, garniert von den kleinen spitzen Schreien einer weiblichen Stimme. Es dauerte deutlich länger, bis sich die Tür wieder öffnete und der Mann zurückkam. Er sah mitgenommen und derangiert aus, das Hemd hing halb aus der Hose, und erst nachdem ihn seine Kumpel anstarrten, merkte er, dass sein Hosenstall offen war. Er schloss ihn und hob dann den Arm, wie ein bedeutender Mann, der seine Zuhörer begrüßte. Auch er legte seinen Obolus in das Körbchen und nahm wieder am Tisch Platz. Als die Frau kurz darauf wieder erschien, kontrollierte sie mit einem schnellen Blick, was darin lag, dann ging sie zum Tisch und bat einen der Männer, den Platz mit ihr zu tauschen.

Das Spielchen wiederholte sich mit dem dritten Mann. Erst ein intensives Getuschel, dann verschwanden beide im Schlafzimmer. Der Geräuschpegel sank, alle lauschten, aber diesmal hörte man gar nichts, nicht einmal das Quietschen des Bettes. Der dritte Mann brauchte deutlich länger als der Zweite, bevor sich die Tür wieder öffnete. Man hatte den Eindruck, dass er mit dem, was geschehen war, nicht so recht zufrieden war. Er schaute mürrisch in die Runde, überlegte lange, bevor er das Geld in den Korb legte und als er wieder am Tisch saß, goss er sich ein Glas mit Brandy ein und stürzte es hinunter. Besorgte Anfragen seiner Nachbarn ignorierte er. Die Frau indessen, als sie wieder kam, ließ sich nichts anmerken, sie lächelte und sah weiterhin entspannt und aufgefrischt aus. Nun waren noch zwei Männer übrig, die ihren Gang antreten sollten. Sie schauten sich gegenseitig an, dann tuschelten sie miteinander. Man merkte, dass der eine den anderen zu etwas überreden wollte, das dem aber nicht so recht passte. Seine Miene und seine Handbewegungen signalisierten Ablehnung. Der andere ließ aber nicht locker und nun wurde die Ablehnung im Gesicht durch Resignation ersetzt und die Miene des Flüsterers erhellte sich sichtlich. Da er nicht neben der Frau saß, stand er auf, ging zu ihr, beugte sich zu hier herab und nahm sein Flüstern wieder auf, diesmal an sie gerichtet. Auch sie schien alles andere als begeistert zu sein, auch sie schüttelte zunächst mit dem Kopf, dann deutete sie auf den Weidenkorb auf der Kommode. Nun schüttelte der Mann heftig mit dem Kopf und sie sah starr geradeaus. Eine Weile geschah nichts, aber dann begann er wieder zu flüstern. Die Frau runzelte die Stirn und sagte dann laut und für jeden deutlich hörbar, das sei ihr egal, wenn er nur zuschauen wolle, aber bezahlen müsse er dasselbe. Der Flüsterer schien Einwände zu haben, aber dann nickte er. Alle drei, auch der, der handeln sollte, standen auf und verschwanden im Schlafzimmer. Die Spannung bei den Verbliebenen war gestiegen, sie flüsterten aufgeregt und lauschten angestrengt und tatsächlich konnte man diverse Geräusche hören, die aber nicht so eindeutig waren, wie bei dem Auftritt des zweiten Mannes, immerhin quietschten die Matratzen ausdauernd.

Als alle drei wieder am Tisch saßen, die Frau hatte diesmal das Körbchen besonders intensiv inspiziert, war dieser Teil der Abendunterhaltung, mit Sicherheit der Wichtigste, vorüber. Die Runde saß gesättigt und befriedigt an dem großen Tisch und nun hatte der junge Mann seinen großen Auftritt. Er hatte seine Arbeit in der Küche beendet und nur gewartet, dass auch die Gäste ihre Arbeit getan hatten, nun öffnete er den Koffer, den er zusammen mit der Tasche mitgebracht hatte. Er nahm ein Bandoneon heraus, setzte sich auf einen Stuhl, den er aus der Küche geholt hatte, und begann ein paar Noten zu spielen. Schon bald fing man an, gemeinsam Lieder zu singen, krächzende Tenöre, brummende Bässe, dazwischen die glockenhelle, messerscharfe Stimme der Frau und das Jaulen des Bandoneons, das alles zusammenhielt und den Rhythmus. Es ging um Liebe, Herz und Schmerz, nur alte Schlager, nur nostalgische Lieder, nur Musik, die den Alten bekannt war. Als er einmal einen neuen Song anstimmte, wurde sofort protestiert und er kehrte zu den Schnulzen zurück. Man sang, schwelgte in Erinnerungen und trank. Das Bier, das zum Essen gereicht worden war, war längst ausgegangen und auch der Wein, der als Nachtisch gedient hatte, geleert. Nur in den diversen Schnapsflaschen fand sich noch reichlich Stoff. Bei zwei Gästen hatten die Anstrengungen des üppigen Essens und der harten Arbeit danach, sowie der reichlich genossene Alkohol bereits deutliche Wirkung gezeigt. Dem einen fielen noch während des Gesangs die Augen zu, er hielt sich aber gerade, dem anderen sank der Kopf auf die Brust, und wenn man ihn beobachtete, musste man fürchten, dass er vom Stuhl fiele, aber er blieb sitzen. Der Präsident war putzmunter, er hatte schon frühzeitig die Jacke abgelegt, ein Signal für die anderen, es ihm gleichzutun, nun zog er auch noch die Schuhe, kletterte etwas mühsam erst auf seinen Stuhl, auf die Tischplatte und deklamierte laut, ein Gedicht oder eine Passage aus einem Theaterstück. Es war ziemlich egal, was er sagte, denn er sprach höchst undeutlich und fast keiner hörte zu. Die beiden anderen, die nicht schliefen, diskutierten ein ganz besonders wichtiges Problem. Nur die Frau lauschte gespannt und machte einen verzückten Eindruck, denn sie hatte herausgefunden, dass es ein Liebesgedicht war, das eigens für sie verfasst worden war. Der Präsident war ein pensionierter Lehrer und verstand sich auf solche Dinge. Auch der junge Mann am Bandoneon klatschte Beifall und spielte dann einen Tusch. Als der Lehrer fertig war und vom Tisch herab steigen wollte, stellte sich das als reichlich schwierig heraus. Erst mithilfe des jungen Mannes und der Frau, die ihn festhielten und stützen, gelang es ihm. Durch sein Klatschen hatte der junge Mann die Aufmerksamkeit eines der beiden Disputanten erregt, der seine Unterhaltung abbrach und den jungen Mann, als er mit seiner Hilfestellung fertig war, zu sich heran winkte. Es war der Mann, der nur hatte zuschauen wollen. Mit halblauter Stimme redete er eindringlich auf sein neues Opfer ein, ergriff sogar dessen Hand und machte mit der anderen ausholende Bewegungen. Aber der junge Mann schüttelte ständig den Kopf und zeigte offensichtlich keine Bereitschaft, das zu tun, was der Alte wollte. Er ignoriert sowohl das Hindeuten zum Schlafzimmer als auch die Gebärden des Geldzählens. Schließlich gab der Alte auf, nahm sich ein leeres Glas, füllte es mit Wodka oder irgendeinem anderen farblosen, hochprozentigen Zeug und kippte den Inhalt wütend hinunter. Der junge Mann verschwand vorsichtshalber in der Küche. Die Frau, die die Szene genau verfolgt hatte, musste erst herzlich lachen, dann flüsterte sie ihrerseits mit dem Enttäuschten, aber anscheinend kamen sie sich in ihren Wünschen nicht näher, denn nun schüttelte der Mann ein paarmal ganz entschieden mit dem Kopf, während die Frau zu Bestätigung ihres Angebots mit der Faust auf den Tisch einschlug.

Dann entspannte sich die Situation wieder, alle waren erneut zufrieden, alle waren glücklich, das Bandoneon spielte nun solo, und da der junge Mann nicht sehr viele Stücke kannte, gab es zahlreich Wiederholungen, das störte aber niemanden. Doch diese sanfte Atmosphäre hielt nicht lange an. Zwei der Anwesenden gerieten aus nichtigem Anlass in Streit. Es ging um einen letzten Schluck aus der Whiskyflasche, den beide für sich beanspruchten. Das Wortgefecht wurde immer heftiger, die Streithähne schrien immer lauter, schickten sich schon an, aufzustehen und handgreiflich zu werden, da kam dem Präsidenten die rettende Idee. Er rief der Frau etwas zu, was im Geschrei der beiden Kampfhähne fast unterging, aber sie verstand und nickte, deutete aber in Richtung des Weidenkörbchens auf der Kommode. Der Alte nickte beruhigend und bestätigend, nahm dann ein leere Flasche und setzte sie heftig auf den Tisch. Augenblicklich war Ruhe und auch die beiden Schläfer hatten erschrocken die Augen aufgerissen. Sie kämen nun zum Höhepunkt des Abends, verkündete der Präsident und da sei weder Streit noch Schlaf angebracht, alle sollten sich gefälligst zusammenreißen und ruhig sein und aufpassen, damit ihnen nichts entgehe. Die so Verdonnerten schwiegen sofort. Dann machte der Präsident eine galante Verbeugung in Richtung der Frau und gab dem Bandoneonspieler ein Zeichen. Während ganz leise „Besame mucho“ erklingt, steigt die Frau auf den Tisch.
„Küss mich, küss mich so leidenschaftlich, als wäre es heute Nacht das letzte Mal“. Die Frau stampft mit ihren hochhackigen, goldfarbenen Schuhen heftig auf die Tischplatte, stellt sich provokativ in Positur, die Beine parallel, die Hüfte leicht versetzt, den Hintern nach hinten, die Brust nach vorne gereckt, die Arme in die Hüfte, den Kopf hoch erhoben. So verharrt sie endlos lange Augenblicke. Ihr Blick wandert von einem Mann zum andern, alle Sanftheit ist verschwunden, nur noch Leidenschaft, ja geradezu Wut, ist darin enthalten. „Küss mich, küss mich so leidenschaftlich als hätte ich Angst, dich zu verlieren.“ Langsam fängt ihr Körper an, sich zu bewegen, einen Fuß nach links, den anderen nach rechts, eine halbe Drehung des Körpers, eine Verlagerung des Hüftknicks in die entgegengesetzte Richtung. Sie wirft den Kopf in den Nacken, der Blick richtet sich zur Decke, er scheint durch die Bohlen, durch das Wellblech hindurchzudringen, bis zum Himmel empor. Dann eine plötzliche Drehung um die eigene Achse, ein Vibrieren geht durch den Körper, alles Fleisch erzittert, der Busen, der Bauch, der Po, während das Bandoneon schluchzt: „Küss mich, küss mich so leidenschaftlich, als wäre es heute Nacht das letzte Mal.“ Dann erstarrt sie zunächst, fängt aber gleich an, sich langsam zu drehen, langsam auf der Platte herum zu stolziert und dabei schiebt sie erst einen, dann den anderen Träger des Kleids über die Schultern. Beide Hände umfassen ihre Brüste, als müsse sie das rote Kleid festhalten, es daran hindern, den Körper vorzeitig hinabzugleiten, vorzeitig die gewollte Enthüllung zu vollenden.

Die Männer verfolgen den Tanz gespannt, immer wieder johlen, schreien, applaudieren sie. Die Frau lächelt mokant, bewegt den Kopf hin und her, die Haare flattern. „Ich will dich ganz nah bei mir sehen, mich in deinen Augen sehen, dich mit mir zusammen sehen.“ Nun bückt sie sich, die Hände ziehen endlich das Kleid nach unten, die Wölbungen der Brüste werden immer deutlicher, der filigrane rote BH in seiner Gänze sichtbar. Sie wackelt mit dem Oberkörper und dem Hintern, ihr ganzer Körper kommt in Bewegung, erneut geht ein Zittern durch ihr Fleisch. Ihr Blick wandert wild von einem zum andern, ihr gebeugter Körper wendet sich jedem Einzelnen zu, ihr Mund sucht die Nähe eines jeden Mundes, angedeutete Küsse werden ausgetauscht. Dann richtet sie sich wieder auf und die Hände zerren nun weiter an dem Kleid, als sei es festgeklebt, als müsse es Zentimeter für Zentimeter von der Haut gelöst werden. Dann endlich gleitet es über die Brüste, über die Taille, hin zur Hüfte und bleibt dort hängen. Wieder wackelt und zittert der ganze Körper. Es rutscht ein paar Zentimeter weiter, wird jetzt nur von den massiven, weit gespreizten Oberschenkeln zurückgehalten. Dann ein Ruck, die Schenkel prallen aufeinander und schon liegt der rote Stoff auf der Tischplatte. „Denk dran, dass ich vielleicht morgen schon fern von dir bin, sehr fern von dir bin.“ Sie hat sich wieder ganz aufgerichtet, die Beine erneut breitgemacht, die Arme in die Hüften gestemmt. Ein brauner, kompakter Körper mit einem roten Nichts um die Brüste und einem roten Nichts vor der Scham und einem roten Faden zwischen den Pobacken. Es wird kaum noch etwas verdeckt, die Nacktheit ist nahezu vollständig, aber gerade wegen dieser letzten Feigenblätter zieht sie die Blicke der geilen Männer auf sich. Selbst das Bandoneon stolpert und muss ein paar Mal neu ansetzten mit den Küssen und dem Fernsein und der Liebe. Nur die Frau steht stoisch und gelassen da, ganz ruhig, ohne sich zu bewegen, lässt sie den Blick triumphierend umher schweifen. Sie ist diesen Trotteln überlegen und wie, die tanzen nach ihrer Pfeife, die Macht der Frauen. Dann leckt ihre Zunge lasziv über die roten Lippen. „Küss mich, küss mich so leidenschaftlich, als wäre es heute Nacht das letzte Mal.“ Das Bandoneon hat sich wieder gefangen. Nun kommt wieder Bewegung in den Körper. Sie schleudert die Schuhe von sich, weit hinein in den Salon. Mit nackten Füßen kann sie sich besser drehen, und das tut sie auch, sich drehen, sich bücken, sich wieder aufrichten. Dabei tasten ihre Hände unablässig ihren Körper ab, jede Rundung, jede Kurve. Sie drückt ihre Brüste und wie von Zauberhand löst sich der BH und wird auch in den Raum geworfen. Die Brüste sind frei, haben Luft, haben Platz, wippen im Rhythmus der Drehungen und Bewegungen, auf und nieder, hin und her, sie beben und Zuckungen durchlaufen das halbpralle Fleisch, das immer wieder von den Händen karessiert und massiert wird. Die rötlich braunen Knospen sind voll aufgegangen, ragen steil nach oben, werden immer steiler und steiler. Nur noch ein kleines Fetzchen wartet darauf entfernt zu werden und die atemlosen, geifernden, stierenden Männer warten ebenfalls nur noch darauf und das Bandoneon wird immer lauter und schneller und schriller. „Küss mich, küss mich so leidenschaftlich, als müsste ich Angst haben, dich zu verlieren.“ Dann verharren die Frau und die Musik mitten in der Bewegung, mitten in einem Akkord. Das Gekreische und Gejohle der Alten verstummt ebenfalls schlagartig. Die Frau steht da, kerzengerade, den Blick voller Lust, voller Selbstbewusstsein auf die Männer gerichtet. Sie hat ihnen ihre erotischen Signale hingeschleudert, sie durch ihren Tanz irre gemacht und sie nun, durch das völlige Einfrieren ihrer Bewegungen erst recht kirre gemacht. Langsam, ganz langsam gleiten die Finger über die Taille zur Hüfte, streicheln den Bauch, die Pobacken, berühren das Geflecht von roten Fäden, dröseln es ganz langsam auf, schieben das gehäkelte Feigenblättchen auf die Seite, gleiten hinein in die Schwärze der Scham, kommen wieder heraus, feucht und klebrig, werden zum Beweis der unendlichen Lust nach oben gereckt. Erst die Finger der einen Hand, dann, nachdem sie dasselbe getan haben, die anderen. Die Hände sind oben, das Feigenblatt wird nur noch von dem Faden zwischen den Pobacken gehalten, es bedeckt keinen Quadratzentimeter des schwarzen Waldes mehr, ist aber immer noch da, ein grellrotes Signal auf braunem Grund, überragt von dichtem Schwarz. Weiterhin Totenstille, Atemlosigkeit, gespanntes Stieren. Die Frau geht mit winzigen Schritten auf dem Tisch entlang, wiederholt die Bewegungen der Finger zu der roten Flamme, hält die feuchten Finger jedem der Alten vor die Nase, einige lecken und küssen sie. Die Frau ist selig, ihr Blick verklärt. Dann der Schluss, der Höhepunkt, das Finale. Sie öffnet die Oberschenkel, das rote Feigenblatt fällt auf den Tisch. Die Musik heult regelrecht auf, sie stampft mit den Füßen erneut auf, wirft die Hände wieder in die Luft, nimmt den Oberkörper zurück und zeigt ihre intimste Nacktheit jedem, jedem Einzelnen, breitbeinig, die Hüfte vor gereckt. Dann noch ein letzter Wirbel, eine letzte Drehung, ein letzter Akkord – und Stille und Ende und Schluss, wirklich endgültig Schluss. Erschöpft steigt sie vom Tisch und schlüpft in den verschlissenen Bademantel, den ihr Gehilfe, der junge Mann, vorsorglich bereit gelegt hatte. Die Männer sind begeistert, klatschen und johlen, geben ihr Küsse auf alle erreichbaren Körperteile. Was für ein Erlebnis, was für ein Erfolg.

Während sie sich von ihrem Tanz erholt, deutet sie wiederholt auf das Weidenkörbchen und die Männer folgen bereitwillig und spenden erneut. Dann werden die restlichen Flaschen geleert, einige klagen schon jetzt über Kopfweh. Der junge Mann verstaut sein Instrument in dem Koffer und sammelt alles ein, was er wieder mitnehmen muss, leere Flaschen und Dosen und Gläser. Als er fertig ist, gibt ihm die Frau ein paar ihrer Scheine von dem beachtlichen Stapel, der sich im Laufe des Abends gebildet hat und während die Männer sich langsam fertig machen, ihre Jacken anziehen, noch einmal auf den Hof gehen, um zu pinkeln, zum wiederholten Mal von diesem berauschenden Abend schwärmen, verschwindet die Frau ein letztes Mal in ihrem Schlafzimmer, gefolgt von dem jungen Mann. Dieses Mal hört man sehr wohl, sehr laute Schreie und heftiges Gestöhne und pausenloses Quietschen der Bettfedern, aber es interessierte nun niemanden mehr und es dauert auch nicht lange, nur ein paar Minuten. Alle sind mit sich selbst beschäftigt und mit dem anstehenden Aufbruch. Dann öffnet sich auch schon die Schlafzimmertür wieder und dann verlassen sechs Gestalten das Haus, werden mit Küsschen rechts und Küsschen links verabschiedet, dürfen noch einmal Busen und Po kurz betatschen. Auch der Hund verabschiedet sie, leise jaulend und traurig mit dem Schwanz wedelnd. Dann steigen die sechs Gestalten nacheinander im beginnenden Morgengrauen den schmalen Pfad zu der Landstraße hoch. Oben angekommen drehen sie sich noch einmal um, winken der Frau zu, die im Bademantel immer noch in der Tür steht, und werden mit Luftküssen belohnt. Dann sind sie verschwunden und kurz darauf hört man, wie ein Motor startet und man sieht, wie sich die Silhouette des Kleinbusses sich langsam entfernt. Während die Männer in ihre heile Welt zurück fahren, zu ihren Frauen, alle zufrieden und glücklich, schließt die Gastgeberin die Haustür, schaut noch einmal in den gut gefüllten Weidenkorb, geht dann allein in ihr Schlafzimmer und fällt sofort in einen tiefen, glücklichen Schlaf.

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